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Es gibt keine echten Sunblocker!

Wer keinen Sonnenbrand riskieren will, greift gern zur Sonnencreme. Sunblocker vermitteln dabei das Gefühl vollständiger Sicherheit, doch auch sie können nicht dauerhaft vor der Sonneneinstrahlung schützen. Iris Spänkuch und PD Dr. Ulrike Leiter-Stöppke warnen vor dem blinden Vertrauen in Sonnencremes mit hohem Lichtschutzfaktor. Die beiden Expertinnen von der Tübinger Universitäts-Hautklinik empfehlen im Sommer das Tragen von blickdichten Textilien.

Ein Ausrufezeichen aus Sonnencreme auf der Haut
Trotz Sonnenschutzmittel dringt noch ein Teil der UV-Strahlung in die Haut ein. (Bildquelle: fotolia / benik.at)
Welchen Risiken ist die Haut bei starker Sonneneinstrahlung im Sommer ausgesetzt?

Ultraviolette (UV-)Strahlung ist krebserzeugend. Das gilt für die ultravioletten Anteile der Sonnenstrahlung aber auch für das UV-Licht, das in Solarien abgestrahlt wird. UV-Strahlung verursacht Schäden an der Erbsubstanz (DNA). Geringfügige DNA-Veränderungen werden durch Reparaturenzyme beseitigt. Bei wiederholter UV-Überdosierung entstehen jedoch dauerhafte Schäden am Erbmaterial, die man Mutationen nennt. Diese treten schon auf, bevor ein sichtbarer Sonnenbrand entsteht. 

Überschreitet die UV-Bestrahlung eine gewisse Dosis, kommt es zu akuten Schäden wie zu einer Rötung („Erythem“, als erstes Anzeichen eines Sonnenbrandes, das nach einigen Stunden auftritt). Durch eine Erweiterung der Blutgefäße steigert sich die Durchblutung: Die bestrahlte Haut schwillt an, juckt und schmerzt. Nach einem Sonnenbrand erholt sich die Haut oberflächlich zwar wieder. Die entstandenen Schäden haben sich jedoch sozusagen eingebrannt. Nach Jahren zeigen sich die Auswirkungen der UV-Bestrahlung mit vermehrter Faltenbildung oder etwa Pigmentflecken. Mit der Zeit sammeln sich mehr und mehr geschädigte Zellen an, dann kann Hautkrebs entstehen. 


Wie lassen sich diese Risiken minimieren?

Sonnencreme kann ein geeigneter Schutz gegen Sonnenbrand sein, ersetzt aber auf keinen Fall andere Schutzmaßnahmen wie Bekleidung, Kopfbedeckung, Sonnenbrille und natürlichen Schatten. Trotz Sonnenschutzmittel dringt noch ein Teil der UV-Strahlung in die Haut ein. Kleidung stellt eine gute Barriere für UV-Strahlung dar. Je nach Art des Stoffes gelangt dennoch mehr oder weniger Strahlung an die Haut und kann zu Hautschäden führen. Im Allgemeinen ist dicht gewebter, dunkler Stoff am wenigsten durchlässig für UV-Strahlen. Kleidung, die nass, stark gedehnt oder abgenutzt ist, verliert einiges an Schutzwirkung.

Je höher der Lichtschutzfaktor einer Sonnencreme ist, desto höher sollte der wirksame Schutz sein. Echte „Sunblocker“, die gar kein UV durchlassen, gibt es jedoch nicht. Allein auf den Lichtschutzfaktor sollte man sich daher nicht verlassen: Schon einfache weitere Maßnahmen reichen aber aus, um sich vor der UV-Strahlung zu schützen, so das Bundesamt für Strahlenschutz. So ist zum Beispiel in der Mittagszeit von 11 bis 15 Uhr die Sonnenstrahlung am stärksten. Zu dieser Zeit sollte man die Sonne meiden. Lange, weitgeschnittene Kleidung, Hut und Sonnenbrille tragen ebenfalls dazu bei, die Strahlungswirkung auf Haut und Augen zu vermindern. Unbedeckte Körperteile sollte man ausreichend mit Sonnenschutzmittel eincremen (mindestens Lichtschutzfaktor 30, je nach Hauttyp und Sonneneinstrahlung).


Wie sollte man auf einen Sonnenbrand reagieren?

In jedem Fall sollte man sofort aus der Sonne gehen und jegliches weiteres Sonnenbaden unterlassen. Kühlende Lotionen können aufgetragen werden, gegebenenfalls auch Steroide enthaltende Cremes. Bei Blasenbildung sollte in jedem Fall ein Hautarzt aufgesucht werden.


Welchen Schutzfaktor empfehlen Sie im Hochsommer für die Region Tübingen?

Der Schutzfaktor wird in geeigneten Versuchen ermittelt, dabei werden 2 mg Creme pro 1 cm² Haut eingesetzt. Bei durchschnittlich 17 000 cm² Haut der Körperoberfläche eines Erwachsenen müssten daher 34 g Sonnencreme aufgetragen werden, um den gewünschten Schutzfaktor zu erreichen. Untersuchungen des praktischen Gebrauchs der Sonnenschutzmittel zeigen, dass bestenfalls ein Viertel dieser Menge angewendet wird. Mit der Menge des Sonnenschutzmittels nimmt der Schutzfaktor logarithmisch ab, und beträgt bei einem Viertel der Menge des Sonnenschutzmittels nur noch ein Zehntel des gewünschten Schutzfaktors, also SF 5 statt der auf der Verpackung angegebenen SF 50. So wiegt man sich in falscher Sicherheit, wenn im Sonnenurlaub Sonnenschutzmittel verwendet werden. Wir empfehlen in Tübingen einen täglichen UV Schutz mittels Textilien und Kopfbedeckung sowie Sonnencremes, die mindestens LSF 30 als auch einen UVA Schutz enthalten.


Wann sind höhere Lichtschutzfaktoren nötig?

Für alpine, mediterrane oder tropische Urlaubsregionen empfehlen wir ebenfalls UV-dichte Kleidung sowie Sonnencremes mit LSF 50 kombiniert mit UVA Schutz. Da am Mittag der UV Index (die Intensität der UV Strahlung) am höchsten ist, sollte man sich zwischen 12 und 15 Uhr nicht der direkten Sonne aussetzen.


Schwimmen ist gesund. Auch für die Haut?

Beim Schwimmen kommen zwei Dinge zusammen, die der Haut schaden. Der neutrale pH-Wert des Wassers kann die Haut, die an sich ein leicht saures Milieu aufweist (pH 5.5), austrocknen. Einige Personen reagieren auch empfindlich auf das Chlor, das dem Wasser in Schwimmbädern aus hygienischen Gründen zugesetzt wird. Daher wird nach jedem Schwimmbadbesuch das Auftragen einer rückfettenden Pflegecreme empfohlen.


Wie reagiert die Haut auf Meerwasser?

Dem Meerwasser wird schon seit dem Altertum eine heilende Wirkung zugeschrieben. Mit Einführung der Balneotherapie wurde diese wissenschaftlich bestätigt und hat bis heute ihren Stellenwert als additive Therapie vor allem bei chronischen Erkrankungen wie der Psoriasis, dem atopischen Ekzem und Allergien behalten. Die Wirkung von Meerwasser wird hauptsächlich durch seine Salzzusammensetzung erklärt. Eine wichtige Rolle spielen hierbei Magnesium, Strontium und Selen. Durch Baden im Meerwasser findet eine Remineralisierung der Haut statt. Magnesium sorgt für einen antiproliferativen Effekt der Basalzellen, d.h. eine Verminderung der Verhornung der Hautzellen und mindert zudem Entzündungsreaktionen. Ebenfalls entzündungshemmend wirken sich die im Meerwasser enthaltenen Strontium und Selensalze aus, wobei Selen außerdem eine wichtige Rolle beim Schutz der Haut vor oxidativem Stress zugeschrieben wird. Es kommt zusammenfassend durch die Salzwassereinwirkung zur Verminderung von Entzündungen, Hautreizungen und Juckreiz, einem positiven Einfluss auf stark verhornte und übermäßig strapazierte Hautareale und zu einer Minderung von Wassereinlagerungen.


Ist tägliches Duschen ein Problem für die Haut?

Aus dermatologischer Sicht ist ein tägliches Duschen nicht notwendig, stellt jedoch für viele Menschen ein tagtägliches Ritual dar. Jedoch trocknet zu häufiges, zu langes und zu heißes Duschen die Haut zunehmend aus. Je nach Hautbeschaffenheit kann dies Hautkrankheiten begünstigen oder verschlimmern. Der natürliche Barriereschutzmantel der Haut wird zerstört. Bakterien und Pilze können sich leichter vermehren und es kann zur Entstehung von Ekzemen kommen, die mit ausgeprägtem Juckreiz einhergehen. Es wird empfohlen, nicht mehr als dreimal mal die Woche zu duschen, nicht zu heiß und ph-Hautneutrale Duschlotionen zu verwenden. Spezielle antibakterielle Waschlotionen sind nicht notwendig. In jedem Fall sollte nach dem Duschen ein Eincremen mit rückfettenden Substanzen erfolgen.

Letzte Änderung: 17.07.2015

Im Interview:

Iris Spänkuch

Einrichtung: Universitäts-Hautklinik

PD Dr. Ulrike Leiter-Stöppke

Einrichtung: Universitäts-Hautklinik

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