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Gefährliche Schluckstörungen

Probleme beim Schlucken sollten Patienten und Angehörige nicht auf die leichte Schulter nehmen. Natalie Rommel, Bereichsexpertin der Logopädie am Therapiezentrum der Tübinger Universitätsklinik, erläutert im Interview die Hintergründe.

Frau fasst sich an den Hals
(Bildquelle: fotolia/absolutimages)
Was macht Schluckstörungen so gefährlich?

Das Schlucken findet im Verborgenen statt, der Vorgang ist von außen nicht ohne weiteres sichtbar. Deshalb kommt es häufig vor, dass nicht bemerkt wird, wenn ein Patient Probleme damit hat. Die Betroffenen merken es selbst auch nicht, wenn bestimmte Bereiche im Mund oder Hals gefühllos geworden sind. Bei manchen Patienten ist dadurch der Schutzreflex, den Gesunde haben, wenn sie sich verschlucken, außer Kraft gesetzt. Als Folge kann die Lunge angegriffen werden, was zu Verschleimungen, Lungenentzündungen oder sogar zum Ersticken führen kann. Außerdem können Unter- oder Mangelernährung und Dehydrierung auftreten, was wiederum negative Folgen auch für die Wundheilung und den Gesamtzustand der Betroffenen hat.

Bei welchen Patienten treten Schluckstörungen hauptsächlich auf?

Probleme mit dem Schlucken können ein Symptom neurologischer Erkrankungen wie Parkinson, ALS, Demenz oder Schlaganfall sein. Auch nach Operationen oder Bestrahlungen im Mund-Hals-Bereich und nach einer künstlichen Beatmung oder Intubation haben viele Patienten Probleme mit dem Schlucken.


Was können Betroffene tun?

Wichtig ist, bei diesen Patienten die Möglichkeit, dass eine Schluckstörung vorhanden ist, immer mit in Betracht zu ziehen. Probleme mit der Lunge müssen eben nicht unbedingt durch Keime ausgelöst sein. Bei stationären Patienten mit Schluckstörungen sind wir vom Therapiezentrum ansprechbar. Ansonsten sollten Hausarzt oder Hausärztin oder Fachärzte der Neurologie oder HNO aufgesucht werden, wenn der Verdacht auf eine Schluckstörung besteht. Oft ist nach der Diagnose eine ambulante logopädische Behandlung sinnvoll, die auch am Zentrum für ambulante Rehabilitation des Universitätsklinikums Tübingen durchgeführt werden kann. Am Therapiezentrum bieten wir gemeinsam mit der Radiologie außerdem eine ambulante Röntgen-Schluckuntersuchung an. Damit können wir eine Aussage über den Schweregrad der Schluckstörung und über das Risiko für die Atemwege treffen.

Letzte Änderung: 06.10.2015

Kontakt

Im Interview:

Natalie Rommel

Bereichsexpertin der Logopädie

Einrichtung: Therapiezentrum der Tübinger Universitätsklinik

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