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Machen Handys kurzsichtig?

Die Zahl der Kurzsichtigen steigt kontinuierlich, weltweit und hierzulande. In der Debatte wird immer wieder die ausgiebige Nutzung von Tablets und Smartphones als mögliche Ursache genannt. Was davon zu halten ist, erläutert Prof. Frank Schaeffel vom Forschungsinstitut für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Tübingen.

Frau mit Smartphone
(Bildquelle: fotolia/Picture-Factory)
Machen uns Handydisplays kurzsichtig?

In dieser verkürzten Form stimmt das nicht. Wir wissen aus vielen Studien, dass Kinder und Jugendliche, die viel sogenannte Naharbeit innerhalb geschlossener Räume mit geringerer Helligkeit als draußen erbringen, ein deutlich größeres Risiko haben, kurzsichtig zu werden.

Kurzsichtigkeit ist eine Folge verstärkten Längenwachstums des Augapfels, so dass durch die Pupille einfallendes Licht schon vor der Netzhaut gebündelt wird. Es gibt aber bisher keine Erkenntnisse, dass die Beschäftigung mit dem Smartphone andere Effekte hätte als das Lesen eines Buches. Es bleibt die Frage nach der Dauer der „Naharbeit“.

Geben Sie also Entwarnung?

Nein, denn wir stellen fest, dass die Zahl der Kurzsichtigen bei uns kontinuierlich steigt. Daran können Computer, Tablets und Smartphones durchaus einen Anteil haben, weil sie Kinder und Jugendliche dazu verleiten, permanent aufs Display zu blicken – und sie daran hindern können, das zu tun, was für ihre Augen gut wäre.


Was wäre das?

Die beste Vorbeugung ist ein ausreichender Aufenthalt im Freien. In geschlossenen Räumen ist die Helligkeit 100 bis 500 mal geringer als unter freiem Himmel. Das Licht im Freien hemmt das Wachstum des Augapfels und damit die Ursache der Kurzsichtigkeit, auch Myopie genannt. Täglich zwei Stunden draußen zu spielen schützt Kinder davor, überhaupt kurzsichtig zu werden. Ein Leseabstand von mindestens 30 Zentimetern ist ebenfalls sinnvoll, egal von welchem Medium.


Gilt das auch für Erwachsene?

Kurzsichtigkeit tritt häufig im Alter zwischen acht und 15 Jahren auf. Das normale Wachstum der Augen endet aber erst zwischen 16 und etwa 18 Jahren. Zumindest so lange kann ausreichend Tageslicht die Entwicklung von Kurzsichtigkeit hemmen.


Welche Rolle spielen die Erbanlagen?

Zwar gibt es auch Hinweise für eine genetische Komponente, aber in den Industrienationen beruht Kurzsichtigkeit wohl überwiegend auf den Seherfahrungen in jungen Jahren. Nur den Wenigsten ist Kurzsichtigkeit in die Wiege gelegt.

Letzte Änderung: 06.10.2016

Kontakt

Im Interview:

Prof. Frank Schaeffel

Einrichtung: Forschungsinstitut für Augenheilkunde

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