Modellprojekt zur Fernbehandlung in JVA
Gemischt-methodische Evaluation der Implementierung von Videokonsultationen in Justizvollzugsanstalten (JVA) in Baden-Württemberg
Telemedizinische Fernbehandlungen werden international bereits in vielen medizinischen Bereichen eingesetzt und bieten neben Kosteneinsparungen, erhöhter Verfügbarkeit und Mobilität das Potenzial, die medizinische Versorgung von schwer zugänglichen und teilweise unterversorgten Patientengruppen, wie z.B. Strafgefangenen in Justizvollzugsanstalten (JVA), zu verbessern. Nachdem die Landesärztekammer Baden-Württemberg im Jahr 2016 als erster Akteur auf dem deutschen Gesundheitsmarkt eine Aufhebung des Fernbehandlungsverbotes für eine individuelle Beratung im Rahmen von Modellprojekten veranlasst hat, wird mit dem Pilotprojekt „Video-remote doctors“ erstmals in fünf JVA in Baden-Württemberg eine telemedizinische Behandlung vermittelt durch die Firma A+ Videoclinic angeboten. Um die Zufriedenheit der beteiligten Akteure (behandelte Strafgefangene in den JVA, Videoärzte und -ärztinnen, Pflegekräfte, Justizvollzugsbedienstete) mit der telemedizinische Versorgung zu erfassen, sowie Verbesserungsbedarf, Möglichkeiten und Grenzen der telemedizinischen Versorgung aufzudecken, führt das Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung des Universitätsklinikums Tübingen die Evaluation des Modellprojekts durch. Auswirkungen sowohl auf die medizinische Behandlung als auch auf die interprofessionelle Zusammenarbeit sollen in diesem Rahmen ebenfalls erfasst werden. Die gemischt-methodisch ausgerichtete Evaluation nutzt quantitative und qualitative Primär- sowie Sekundärdaten, welche mithilfe von Fragebogen, Interviews und der im Rahmen der telemedizinischen Fernbehandlung verwendeten Patientensoftware gesammelt werden.