400

Adresse: Crona Kliniken
Hoppe-Seyler-Str. 3
72076 Tübingen


Personenprofil: 07071 29-82141


Häufige Fragen: Nutzen und Grenzen

Häufige Fragen zur Tiefen Hirnstimulation

Nutzen und Grenzen der Tiefen Hirnstimulation

Was kann mir eine tiefe Hirnstimulation in Bezug auf meine Erkrankung bringen?

Um den Nutzen einer Operation abzuschätzen, hat es sich in den letzten Jahren bewährt, den besten klinischen Zustand unter optimaler Medikamententherapie als Maßstab für die Verbesserung der Krankheitssymptome bei der Parkinson-Erkrankung anzusetzen (die Tageszeit mit der besten Beweglichkeit unter Medikamenten entspricht dem zu erwartenden Therapieeffekt durch den Stimulator). Als weitere etwas vereinfachte Grundregel kann weiterhin angeführt werden, dass alle Symptome, die auf Medikamente (Levodopa) ansprechen, auch auf die Tiefe Hirnstimulation ansprechen.

Insbesondere Zittern, Steifigkeit und Bewegungsverlangsamung sprechen gut auf die Stimulation an. Zudem nehmen Wirkungsschwankungen deutlich ab und die Zeit im guten "On" (gute Einstellung) über den Tag hinweg ist im Vergleich zu einer rein medikamentösen Behandlung aktuellen Studien zufolge etwa doppelt so lange. Gangstörungen mit plötzlichem Verharren (sog. "Freezing"), Stürze und Gleichgewichtsstörungen sind vor allem bei langer Erkrankungsdauer oft schwierig zu behandeln. Technische Weiterentwicklungen ermöglichen jedoch seit. ca. 2009 neue Programmiermöglichkeiten. In Einzelfällen konnten dadurch schwere Gang- oder Gleichgewichtsstörungen verbessert werden. Aktuell werden hierzu umfangreiche klinische Studien in der Neurologischen Klinik der Universität Tübingen durchgeführt. Sprech- und Schluckstörungen sprechen hingegen eher schlecht auf die Tiefe Hirnstimulation an (insbesondere bei schlechtem Ansprechen auf Levodopa). Hier werden gerade neue Möglichkeiten der Tiefen Hirnstimulation untersucht, um auch diese Symptome in Zukunft behandeln zu können. Im Durchschnitt kann man sagen, dass es dem Patienten nach Implantation in Bezug auf viele motorische Parkinsonsymptome so geht, wie ca. 6 Jahre vorher und dass die Medikation um ca. 50% reduziert werden kann. Im Einzelnen gibt es jedoch deutliche Abweichungen von dieser Regel.

Bei Tremorpatienten (Essentieller Tremor) wird als Ziel eine 80-90%ige Reduktion des Zitterns insbesondere der Arme sowohl in der Amplitude als auch in der Häufigkeit über den Tag hinweg als realistisches Ziel angesehen. Hier gilt der Grundsatz, dass das Zittern an den Armen und Fingern besser auf die Stimulation anspricht als das Zittern der Beine, des Rumpfes, des Kopfes und der Stimme.

Im Durchschnitt kann eine Besserung der Beschwerden um ca. 50 - 70% erreicht werden. Die Ergebnisse der Tiefen Hirnstimulation sind in Abhängigkeit von der Art der Dystonie etwas unterschiedlich. Der vollständige Erfolg der Schrittmacherbehandlung zeigt sich insbesondere bei älteren Dystonie-Patienten manchmal erst nach einigen Wochen. Deshalb benötigen Dystonie-Patienten manchmal mehr Geduld um eine gute Einstellung zu erreichen. Eine individuelle Beratung und gute Begleitung der Patienten ist also besonders wichtig. Die besten Aussichten bestehen bei der schweren generalisierten Dystonie bei jüngeren Patienten aber auch Gesichtsdystonien (Blepharospasmus oder Meige-Syndrom) und Dystonien, die nach der Einnahme von bestimmten Medikamenten (Neuroleptika) auftreten können (sog. Spätdyskinesien), können meist sehr erfolgreich behandelt werden.

Die Tiefe Hirnstimulation ist nach heutigem Wissen eine symptomatische Therapie, d.h. sie behandelt sehr effektiv die Krankheitssymptome, jedoch nicht die Ursache der Erkrankung. Die Erkrankung lässt sich also auch mit der Operation nicht beseitigen und sie wird weiterhin wahrnehmbar und spürbar sein. Die Symptome der chronischen Krankheit können jedoch zu jeder Zeit besser kontrolliert und die Tiefe Hirnstimulation dem Bedarf und dem Wunsch des Patienten - auch bei einem Fortschreiten der Erkrankung - entsprechend angepasst werden. Vor einer Operation muss von den Ärzten also detailliert geprüft werden, ob ihre Krankheitssymptome durch die Stimulation deutlich gebessert werden können und ob sich durch die Symptomlinderung die Lebensqualität nachhaltig verbessern lässt.

Die Tiefe Hirnstimulation stellt unter diesen Voraussetzungen eine effektive Therapie dar, die einen deutlichen Gewinn an Lebensqualität der Betroffenen erzielt. Ein entscheidender Nutzen bietet sie dadurch, dass die Stimulatoreinstellung fortlaufend an die Krankheitssymptome angepasst werden kann.

Häufige Fragen: Psyche

Psyche

Psychische Beschwerden als Begleitsymptome von neurologischen Erkrankungen sind ebenso wie mögliche Auswirkungen der Tiefen Hirnstimulation auf die psychische Verfassung derzeit Gegenstand intensiver klinischer Forschung. Folgende Aussagen lassen sich nach aktuellem Kenntnisstand treffen:

  • alle Patienten werden vor einer Operation ausführlich psychiatrisch untersucht, um die Auswirkung der Tiefen Hirnstimulation auf das psychische Wohlbefinden des Patienten einschätzen zu können. Das ist wichtig, denn einzelne psychiatrische Symptome können durch die Operation besonders innerhalb des ersten Jahres nach OP zunehmen.
  • depressive Symptome scheinen durch die Hirnstimulation eher verbessert zu werden (Funkiewitz et al. 2004). Kurzfristig kann es bei wenigen Patienten zu Stimmungsauslenkungen mit vermehrter Traurigkeit oder übertriebenem Glücksgefühl kommen, welche sich in der Regel nach einigen Wochen verlieren (Daniels et al.2011). Langfristige Änderungen der Stimmungslage sind im Regelfall nicht zu erwarten. 
  • Neuropsychologische Untersuchungen haben keinen sicheren Einfluss der Tiefen Hirnstimulation auf die Gedächtnisleistungen gezeigt. Eine vorbestehende deutliche Gedächtnisstörung (Demenz) spricht jedoch immer gegen eine Operation.

Nach aktuellem Wissen übt die Tiefe Hirnstimulation allenfalls leichte und geringe positive Effekte auf die sexuelle Zufriedenheit aus. Sie besitzt keine nachhaltigen Effekte auf Erektionsstörungen oder auf die Libido. Leider existieren wenige gesicherte Daten, aber die klinischen Erfahrungswerte zeigen keine besondere Wirkung der Hirnstimulation auf die Sexualität. Mit dem Tiefen Hirnstimulator kann sexuelle Aktivität unverändert weiter gelebt und erlebt werden.

Häufige Fragen: Batterie

Batterie

Die Batterie für die Tiefe Hirnstimulation wird in Tübingen in der Regel unterhalb des Schlüsselbeins auf der linken Seite unter die Haut eingesetzt. Alternativ kann sie aus kosmetischen Erwägungen des Patienten auch im Unterhautfettgewebe des Unterbauchs operativ eingebracht werden.

Die Lebenszeit des Batterieaggregats beträgt in der Regel 3-5 Jahre. Die Dauer der Lebenszeit ist abhängig von dem Energieverbrauch. Eine stärkere Stimulatoreinstellung geht dabei in der Regel mit höherem Energieverbrauch einher. Seit dem Jahr 2009 sind wiederaufladbare Aggregate (Akkus) auf dem Markt, die typischerweise bei Krankheitsbildern, welche mit besonders hohem Energieverbrauch einhergehen (z.B. Dystonie), eingesetzt werden. Wichtig ist dabei, dass der Patient den Akku zuverlässig selbstständig und regelmäßig über ein Ladegerät wieder auflädt. Dies geschieht durch Auflegen des Ladegeräts auf die Haut über dem Aggregat (Induktionsverfahren). Damit erhöht sich der Zeitraum bis ein Aggregatwechsel erforderlich wird auf 9 Jahre.

  • Der Batteriestatus wird von Ärzten der Neurologischen Universitätsklinik in der Regel halbjährlich kontrolliert, so dass ungefähr abgeschätzt werden kann, wann die Batterie zu Ende gehen wird (die Genauigkeit einer Prognose liegt dabei im Wochen- bis Monatszeitraum). In der Regel wird das Batterieaggregat rechtzeitig ausgetauscht, wenn über 90% der ursprünglichen Leistung verbraucht sind, so dass es nicht zur völligen Erschöpfung des Aggregats kommen kann.
  • In dem Fall, dass ein niedriger Batteriestatus nicht rechtzeitig erkannt wird, kommt es in der Regel schon vor einer endgültigen Erschöpfung des Aggregats zu einem langsamen und kontinuierlichen Spannungsabfall der Batterie, so dass die Stimulation langsam an Stärke und damit Wirkung verliert. Der Patient bemerkt eine langsam zunehmende Verschlechterung der Krankheitssymptome in einem Zeitraum von einigen Tagen bis Wochen. In seltenen Ausnahmefällen kann es zu einem plötzlichen Wirkungsverlust kommen. In beiden Fällen bitten wir um sofortige Kontaktaufnahme mit unserem Zentrum, damit das Batterieaggregat von uns unmittelbar ausgetauscht werden kann und die ursprüngliche Wirkung des Stimulators in der kürzest möglichen Zeit wiederhergestellt wird.

Sollten Sie einen Wirkungsverlust der Stimulation bemerken, kann die Ursache in der Erschöpfung der Batterie liegen. Bei diesem Verdacht sollten Sie umgehend mit der Stimulatorambulanz Kontakt aufnehmen, um den Batteriestatus zu überprüfen. Wird ein niedriger Batteriestatus festgestellt, werden wir Ihnen kurzfristig einen stationären Aufenthalt organisieren, um einen Austausch des Batterieaggregats durchzuführen. Bis zur Vorstellung in unserer Stimulatorambulanz nehmen Sie zunächst alle Medikamente weiterhin wie gewohnt ein - eventuell können nach Rücksprache mit ihrem Arzt die Medikamente vorübergehend gezielt angepasst werden, um die fehlende Stimulationswirkung auszugleichen bis der Austausch erfolgt ist.

In der "Ambulanz für fortgeschrittenes Parkinsonsyndrom, Tremor, Tiefe Hirnstimulation und Pumpentherapien" werden Patienten mit Bewegungsstörungen wie der Parkinson-Krankheit und verschiedene Zitter-Krankheiten beraten und behandelt. Bei Verminderung der Leistung Kontakt zur Stimulatorambulanz aufnehmen!

Zur Ambulanz

Häufige Fragen: Stimulatoreinstellung

Stimulatoreinstellung

Nach der Operation ist der Stimulator im funktionstüchtigen Zustand mit Batterieaggregat implantiert. In den ersten Tagen der nach Operation erfolgen noch einige Untersuchungen (Computertomographie oder Kernspintomographie), bei denen zur Sicherheit des Patienten der Stimulator noch ausgestellt bleibt. Nach diesen Untersuchungen wird der Stimulator erstmals eingeschaltet.

Die Ein- und Umstellung der Stimulationsparameter ist einfach durchzuführen und bedarf keiner erneuten Operation. Die Stimulationsparameter können von außen mit einem entsprechenden Gerät ohne Unannehmlichkeiten für den Patienten durch einfaches Auflegen des Programmierkopfes verändert werden. Da wir mit dem Stimulator nicht die Ursache der Erkrankung, sondern nur die Symptome behandeln, schreitet die chronische Krankheit weiter fort, d.h. die Symptome können auch nach Implantation des Stimulators im Laufe der Jahre voranschreiten und die Stimulatoreinstellungen müssen ggf. nachgestellt und angepasst werden.

Operationseffekt und Stimulatoreinstellung: unmittelbar nach der OP liegt durch das Einbringen der Elektroden in das Gehirn häufig ein sog. 'Operationseffekt' oder 'Setzeffekt' vor. Bei dem 'Operationseffekt' handelt es sich um eine winzige Gewebereizung um die eingebrachten Elektroden. Diese Reizung hat meist einen kurzfristigen positiven Effekt (da sie krankhaft überaktive Zellen hemmt) - ähnlich wie die Stimulation selbst. Aus diesem Grund sind die Symptome nach der Operation in den ersten Tagen häufig deutlich gebessert, selbst wenn der Stimulator noch nicht eingeschaltet ist. Im Laufe der Wochen nach der Operation bildet sich diese Reizung wieder zurück und die positive Auswirkung auf die Symptome kann sich im Verlauf der ersten drei Monate nach der Operation wieder leicht zurückbilden. Im diesem Zeitraum müssen daher entsprechend die Stimulationsparameter angepasst und erhöht werden. Das heißt, in den Wochen nach der Operation, muss die Stimulatoreinstellung öfter angepasst werden, um den positiven Effekt, der durch die Reizung bei der Operation entstand, zu ersetzen. Da der 'Operationseffekt' bis zu drei Monaten andauern kann, führen wir in Tübingen eine stationäre Kontrolle nach 2-3 Monaten durch, um die optimale Einstellung der Stimulationsparameter zu gewährleisten, die dann langfristig beibehalten werden kann.

Medikamente: Medikamente müssen nach einer OP neu angepasst werden - Ziel ist dabei eine Verringerung der Medikamente nach einer Stimulations-OP. Im Durchschnitt können bei Parkinsonpatienten die Medikamente um ca. 50% reduziert werden. Dieses schrittweise Reduzieren der Medikamente erfolgt langsam und über einen längeren Zeitraum, so dass sich Körper und Psyche an die neue Situation gewöhnen können. Bei Patienten mit essentiellem Tremor können die Medikamente oft ganz abgesetzt werden.

Nach ca. drei Monaten ist in der Regel eine stabile Einstellung des Stimulators erreicht und die ambulante Versorgung kann wie gewohnt bei Ihrem niedergelassenen Neurologen erfolgen.

Auch nach Implantation des Hirnstimulators werden die Patienten in der Regel weiter von ihrem niedergelassenen Neurologen betreut. Im weiteren Verlauf werden gelegentlich Anpassungen der Stimulatoreinstellung nötig. Die Einstellung des Stimulators erfolgt in unserer Spezialambulanz für Tiefe Hirnstimulation in enger Zusammenarbeit mit Ihrem Neurologen. Bei regelrechter Funktion des Stimulators, stellen sich die Patienten zweimal jährlich, ambulant oder zu kurzen stationären Aufenthalten, bei uns vor.

Prinzipiell können durch einen Hirnstimulator auch unerwünschte Wirkungen ausgelöst werden - allerdings kann jede Einstellung rückgängig gemacht und angepasst werden. Es kann also gezielt reagiert werden, falls es zu Nebenwirkungen durch die Stimulation kommen sollte. 

  • Als häufige Nebenwirkung tritt bei einem Teil der Patienten (bis zu 20%) im Verlauf der Stimulatorbehandlung ein undeutliches Sprechen auf - sollte dies eintreten, wird die Einstellung angepasst, um die Auswirkung auf das Sprechen zu verringern bzw. rückgängig zu machen.
  • Gelegentlich kann es zu Gangverschlechterung mit Nachziehen eines Beines oder Muskelverspannungen an Armen oder im Gesicht kommen - auch diese Nebenwirkung ist durch eine gezielte Anpassung der Stimulatoreinstellung gut rückgängig zu machen.

Beachtet werden muss jedoch ausdrücklich, dass Sprech- und Gangverschlechterungen auch im natürlichen Verlauf der Erkrankung auftreten können und häufig bereits vor der Operation bestehen. Ziel und Aufgabe ihres Arztes ist dabei, genau zu erkennen, ob es sich bei solchen Beschwerden um Krankheitssymptome oder um Nebenwirkungen der Stimulation handelt. In jedem Fall wird diesbezüglich eine gezielte Behandlung eingeleitet.

Die Nachsorge in Tübingen wird sehr intensiv betrieben, um das bestmögliche Ergebnis der Tiefen Hirnstimulation zu erzielen. Die Nachsorge ist dabei auf zwei Säulen aufgebaut: den regulären stationären Aufnahmeterminen zur ausführlichen Austestung des Gerätes und der Auswirkungen auf die Krankheitssymptome sowie den ambulanten Nachsorgeterminen in unserer Spezialambulanz.

Stationäre Austestung und Neueinstellung:
Die stationären Aufenthalte werden typischerweise jährlich nach einer Tiefen Hirnstimulation durchgeführt und dienen dazu, die Einstellung des Stimulators und der Medikamente an das Fortschreiten der Erkrankung nach standardisierten klinischen Kriterien zu erfassen und anzupassen.

Stimulatorambulanz:
Die Stimulatorambulanz hat reguläre Sprechzeiten an 2 Terminen in der Woche und kann bei Fragen, kurzfristigen Veränderungen oder Verschlechterung der Symptome nach telefonischer Terminvereinbarung besucht werden. Termine können innerhalb von ein- bis zwei Wochen zugeteilt werden, im Notfall ist jederzeit eine Vorstellung möglich.

Reguläre Terminvergabe

  • Symptomverschlechterung
  • neu aufgetretene Nebenwirkung (z.B. Kribbeln, Verkrampfungen)
  • Vorstellung von bisher medikamentös behandelten Patienten zur Beratung bezüglich einer Therapieoption mittels Tiefer Hirnstimulation

Zur Terminvergabe

Stimulator - Notfälle
dringliche Rücksprache innerhalb der nächsten 24 Stunden

Station 45

07071 29-82052

  • Plötzlicher Wirkungsverlust
  • Plötzliche neue Nebenwirkungen
  • Stromgefühl
  • Batterieerschöpfung
  • Sturz mit Krafteinwirkung auf die Elektrodenkabel oder auf das Aggregat (insbesondere, falls danach neue Nebenwirkungen oder ein Wirkungsverlust eintreten)
  • Schmerzen oder Entzündung am Implantat (Kopf, Hals, Brust)

Zertifikate und Verbände