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Prostatakrebs

Beim Prostatakarzinom handelt es sich um die häufigste urologische Tumorerkrankung und um den häufigsten Tumor des Mannes überhaupt. Durch die breite Nutzung von Früherkennungsangeboten wird das Prostatakarzinom immer häufiger im Frühstadium erkannt, dadurch sind die Heilungsaussichten sehr gut.

Strahlentherapie und Operation sind gleichberechtigte und gleichwertige heilende Behandlungsmöglichkeiten des Prostatakarzinoms in den niedrigen und mittleren Stadien . Die Therapie unterscheidet sich im Ablauf und im Spektrum der Nebenwirkungen wie Impotenz und Inkontinenz, die durch eine primäre Strahlentherapie verringert werden können.

Bei Hochrisikopatienten (Kapselüberschreitung, Einbruch in Nachbarorgane), wenn von Anfang an feststeht, dass auch nach einer Operation eine Bestrahlung erforderlich wäre, empfehlen wir zur Vermeidung von erhöhten Nebenwirkungen wie Inkontinenz in jedem Fall die primäre Strahlentherapie mit begleitender Hormontherapie.

Strahlentherapie

Therapie an der Radioonkologischen Uniklinik

Im Folgenden werden in komprimierter Form die in Tübingen angewendeten Bestrahlungsschemata vorgestellt.

Strahlentherapie für low risk (niedriges Stadium)

Die Strahlentherapie für low risk (Gleason 2 - 6 und T1 - 2a, PSA unter 10) umfasst die Bestrahlung von außen mit einer Dosis von insgesamt 78 Gray für 7½ - 8 Wochen oder die Seed-Implantation bei kleinen Tumoren. Die Hormontherapie hat keinen Stellenwert. Die Heilungsrate beträgt über 90 %.

Strahlentherapie für intermediate risk (mittleres Stadium)

Die Strahlentherapie für intermediate risk (Gleason 7, cT2b-cT2c, PSA höher als 10 - 20) beinhaltet die Bestrahlung von außen (perkutane Bestrahlung) mit insgesamt 78 Gray für 7½ - 8 Wochen, alternativ die perkutane Bestrahlung plus Brachytherapie und eine 2 - 3 Monate vor der Strahlentherapie begonnene und für insgesamt 6 Monate fortgesetzte Hormontherapie. Die vorgeschaltete Hormontherapie verkleinert die Prostatagröße um ca. 30 - 50 %, somit auch das bestrahlte Volumen, und steigert die Effektivität der Strahlentherapie. Die Heilungsrate (PSA-Kontrolle) ohne Hormontherapie liegt bei etwa 70 %, mit Hormontherapie und hoher Strahlendosis werden laut aktuellen Daten 80 - 90 % erreicht.

Strahlentherapie für high risk (fortgeschrittenes Stadium)

Bei high risk (Gleason 8 - 10, PSA über 20, T3a oder größer) wird mit insgesamt 72 - 78 Gray je nach Volumen von außen für 7½ - 8 Wochen bestrahlt, alternativ perkutane Bestrahlung plus Brachytherapie, unter vorsorglichem Einschluss des Lymphabflussgebietes. Eine vorgeschaltete und für 2 - 3 Jahre fortgesetzte hormonablative Therapie komplettiert die Therapie. Die Heilungsrate beträgt langfristig etwa 50 % oder höher.

Postoperative Strahlentherapie

Die postoperative Strahlentherapie ist bei mikroskopisch verbliebenem Tumor, Kapselüberschreitung oder postoperativ messbarem PSA-Wert indiziert und führt nach 5 Jahren zu etwa 25% besserer PSA-Kontrolle, langfristig auch zu einer geringeren Fernmetastasierung als ein abwartendes Vorgehen.

Radiotherapie

Intensitätsmodulierte Radiotherapie (IMRT)

Die Strahlentherapie wird am Universitätsklinikum Tübingen generell als intensitätsmodulierte Radiotherapie (IMRT) zur optimalen Tumorerfassung und Normalgewebsschonung durchgeführt. Damit die Strahlenbehandlung jeden Tag präzise durchgeführt werden kann, erfolgt eine Bildgebung auf dem Bestrahlungstisch, zum Beispiel mit Computertomografie als sogenannte bildgeführte Radiotherapie ("Image-guided radiotherapy", kurz IGRT). Im Vergleich zu den letzten zwei Jahrzehnten wird mit der heutigen Hochpräzisionstechnik in allen Krankheitsstadien eine etwa 25 - 50 % höhere PSA-Kontrolle erreicht. Bei Hochrisikopatienten zeichnet sich sogar ein Überlebensvorteil durch die moderne Technik ab.

Die Behandlung erfolgt abhängig vom Tumorstadium, wie im Folgenden beschrieben.

Risiken und Nebenwirkungen

Akute Nebenwirkungen 
Häufig kommt es zu vorübergehenden Reizungen von Blase und Darm, da diese Organe in unmittelbarer Nachbarschaft der Prostata liegen.

Spätreaktionen 
Selten treten bleibende Entzündungen am Darm oder Vernarbungen der Harnröhre auf. Gelegentlich kann es - abhängig vom Lebensalter - zur Entwicklung einer Impotenz kommen. Eine Inkontinenz (Unfähigkeit das Wasser zu halten) ist bei weniger als 1% der behandelten Patienten zu erwarten.

  • Verwenden Sie während der Bestrahlung keine eigenen Körperpflegemittel auf der bestrahlten Haut.
  • Waschen oder duschen Sie sich während der Bestrahlung nur mit laufwarmem Wasser und pH neutralen Waschlotionen.
  • Ernähren Sie sich ausgewogen und verzichten Sie auf blähende, scharfe oder schwer verdauliche Speisen.
  • Trinken Sie ausreichend (mindestens 2 Liter pro Tag).
  • Verzichten Sie darauf, die Blase direkt vor der Bestrahlung nochmals zu entleeren. Eine leicht gefüllte Blase hat einen größeren Abstand zum Bestrahlungsbereich der Prostata und wird deshalb weniger in Mitleidenschaft gezogen

Zusamenarbeit

Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist wichtig

Bei einer interdisziplinären Beratung von Radioonkologen und Urologen werden die verschiedenen Behandlungsabläufe, Kontrollmechanismen und individuellen Risiken ausgiebig diskutiert und abgewogen. Der Patient trifft dann nach ausreichender Bedenkzeit und unter Einbeziehung seines niedergelassenen Urologen die Therapieentscheidung, unter Umständen kann bei low risk auch ein abwartendes Vorgehen sinnvoll sein. Die enge Kooperation der beiden Fachdisziplinen hat den entscheidenden Vorteil, dass die umfassende Aufklärung zu einer noch höheren Akzeptanz der gewählten Therapie und damit auch zu einer höheren Zufriedenheit mit der Therapie führt.

Eine solche gemeinsame interdisziplinäre Beratung ist eine umfassende Form der Aufklärung, die im Prostatazentrum Tübingen und im Prostatazentrum Reutlingen etabliert ist.

Selbsthilfegruppe Prostatakrebs Reutlingen-Tübingen e.V.

Ein Angebot für Betroffene aus dem Raum Reutlingen-Tübingen

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Zertifikate und Verbände