Nuklearmedizin und Klinische Molekulare Bildgebung
Department für Radiologie

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MIBG-Therapie

Was ist die MIBG-Therapie?

Die Radionuklidtherapie mit MIBG (Metaiodobenzylguanidin) ist ein Verfahren zur Behandlung von Neuroendokrinen Tumoren.
MIBG ist eine chemisch dem Adrenalin und Noradrenalin nahe stehende Substanz und verhält sich daher im Körper chemisch ähnlich. Sie wird von Nervengewebe und daher von verschiedenen Neuroendokriner Tumoren aufgenommen.

Bei der MIBG-Therapie wird das MIBG mit einer radioaktiven Substanz (Iod-131) gekoppelt, so dass während der Therapie die radioaktive Substanz innerhalb weniger Minuten gezielt in den Tumor aufgenommen wird. Die Radioaktivität verbleibt dann über Tage im Tumor (Halbwertszeit Iod-131: 8,0 Tage) und kann somit die Tumorzellen von Innen bestrahlen und dadurch vernichten. Da die radioaktive Strahlung nur eine Reichweite von wenigen Millimeter aufweist, wird das umgebende gesunde Gewebe weitgehend geschont.

Ihre Fragen

  • Die MIBG-Therapie kann bei sogenannten Neuroendokrinen Tumoren vom neuronalen Typ angewendet werden, wie das Neuroblastom, das Phäochromozytom und das Paragangliom.
  • Des Weiteren kann die Therapie bei anderweitigen bösartigen Erkrankungen, welche mit einer vermehrten MIBG-Speicherung einhergehen (z.B. medulläres Schilddrüsenkarzinom) durchgeführt werden.
  • Die Möglichkeit zur Durchführung einer MIBG-Therapie wird zusammen mit ihren behandelnden Ärzten getroffen. Dieses Verfahren ist insbesondere für Patienten mit hochdifferenzierten, langsam wachsenden Tumoren/Metastasen geeignet, die erfahrungsgemäß einer Chemotherapie weniger zugänglich sind und bei denen die chirurgischen oder lokalen Verfahren (Radiofrequenzablation/ Chemoembolisation) erschöpft sind.
  • Bei Kindern, die an einem metastasierten Neuroblastom erkrankt sind, ist prinzipiell auch eine MIBG-Therapie möglich. Diese wird in unserer Abteilung ebenfalls unter stationären Bedingungen durchgeführt, Indikationsstellung und Vorbereitung zur Therapie erfolgen aber ausschließlich über die Abteilung I der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Tübingen.
  • Ob die Therapie tatsächlich in Frage kommt, wird durch eine Untersuchung abgeklärt bei der das Medikament MIBG nicht mit dem Iod-131 verbunden wird sondern mit Iod-123. Das verhält sich chemisch absolut identisch, hat aber eine wesentlich geringere Energie und hinterlässt im Körper daher wesentlich weniger Dosis. Mit dieser Methode kann sichtbar gemacht werden wie sich das MIBG verhält, also ob es in ausreichendem Maße in die Tumorzellen aufgenommen wird.
  • Sollte sich die MIBG-Therapie als therapeutische Option herausstellen, ist ein stationärer Aufenthalt von 3 bis 6 Tagen für die Durchführung der Therapie einzuplanen.
  • Therapiedurchführung: Die MIBG-Therapie wird Ihnen über eine Venenverweilkanüle als Infusion über 2 Stunden unter ständiger Blutdruck- und EKG-Kontrolle verabreicht, da es während der Therapie ggf. zu Bluthochdruckkrisen kommen kann, welche dann medikamentös behandelt werden müssten. Aufgrund der ausgesendeten radioaktiven Strahlung ist ein stationärer Aufenthalt auf unserer Therapiestation bis zum Erreichen eines Entlassungswertes erforderlich. Am Entlassungstag wird eine Ganzkörperszintigraphie zur Dokumentation der Verteilung der radioaktiven Substanz durchgeführt. Zusätzlich erfolgen regelmäßige Blutkontrollen.
  • Optional werden bei Bedarf Schmerzmittel und Medikamente gegen Übelkeit/Erbrechen verabreicht.

Die MIBG-Therapie ist eine palliative Therapie mit dem Ziel eine Verminderung des Tumorgewebes, mindestens jedoch eine Wachstumsverzögerung der Tumorherde zu erreichen. Eine Heilung ist mit der MIBG-Therapie nicht zu erwarten, jedoch ist ein weiteres Fortschreiten der Erkrankung in bis 50% der Fälle verzögerbar.

  • Im Allgemeinen wird die Therapie ohne wesentliche Nebenwirkungen gut toleriert. Nebenwirkungen sind im Vergleich zu den gängigen Chemotherapie-Protokollen gering.
  • Zur Prophylaxe einer eventuellen Leberschwellung bei ausgedehnter Lebermetastasierung wird Fortecortin (am Tag der Therapie intravenös, dann oral) verabreicht. Da dieses Medikament wiederum zu Magenbeschwerden führen kann, wird während der Fortecortin-Gabe auch ein Magenschutz (Pantozol) gegeben.
  • Bei Hormonell aktiven Tumoren, kann es aufgrund einer vermehrten Hormon-Freisetzung während der Therapie zur akuten Bluthochdruckkrise kommen, die aber medikamentös behandelt werden kann.
  • Selten berichten Patienten von Übelkeit, Kopfschmerzen oder Müdigkeit.
  • Üblicherweise sind vorübergehende Veränderung des Blutbilds zu beobachten: weniger rote Blutkörperchen, Blutplättchen und weiße Blutkörperchen. Normalerweise werden deswegen keine zusätzlichen Therapien nötig, vorsichtshalber kontrollieren die Ärzte solche Entwicklungen aber engmaschig.
  • Bei Patienten mit ausgedehnter Lebermetastasierung kann es durch die radioaktive Bestrahlung des Lebergewebes zu teils schmerzhafter Leberschwellung oder einer Funktionseinschränkung der Leber kommen.

Die Betreuung nach der MIBG-Therapie sollte durch Ihren behandelnden Onkologen bzw. Ihrem Hausarzt erfolgen. Wir empfehlen eine engmaschige Kontrolle des Blutbildes und ggfs. der Leberwerte. Das Therapie-Ergebnis wird nach ca. 3 Monaten mittels einer SPECT/CT-Untersuchung und Laboruntersuchungen (Tumormarker) überprüft. In der Regel kann die MIBG-Therapie, in Abhängigkeit von Verträglichkeit und erreichter Wirkung wiederholt angewendet werden.

  • Eine MIBG-Therapie kostet viel Geld. Die Therapiekosten werden i.d.R. von der Krankenkasse übernommen. In Einzelfällen kann ein vorheriger Antrag bei ihrer Krankenkasse erforderlich sein. Daher ist es sinnvoll, vor der Therapie Kontakt mit ihrer Krankenkasse aufzunehmen, um eine Kostenzusage zu bekommen.
  • Patienten, die nicht in Deutschland krankenversichert sind, sollten sich so früh wie möglich in der Klinik melden. Dann lässt sich klären, ob ausländische Krankenkassen die Kosten trägt.
  • Aus Strahlenschutzgründen dürfen Sie während des stationären Aufenthaltes die Station nicht verlassen und keinen Besuch empfangen.
  • Bei der Behandlung von Kindern, steht für Familienangehörige ein separates Zimmer auf unserer Station zur Verfügung. Für den Zeitraum des stationären Aufenthaltes, werden die Angehörigen über die notwendigen Maßnahmen des Strahlenschutzes unterrichtet, so dass eine persönliche und familiäre Mitbetreuung des Kindes erfolgen kann.
  • Vorliegen eines gut differenzierten neuroendokrinen Tumors mit einem geringen Proliferationsindex (Ki 67 < 20%) sowie / bzw. eines MIBG-speichernden Tumors mittels SPECT/CT.
  • Tumorprogress unter/nach Standardtherapie oder nicht zufriedenstellend behandelbare klinische Symptomatik. Ggfs. Vorstellung im Tumorboard des Zentrums für Gastro-Intestinale Tumoren.
  • Eine evtl. Chemotherapie sollte letztmalig 6 – 8 Wochen vor der stationären Aufnahme erfolgen.
  • Vor Beginn der Therapie erfolgt eine medikamentöse Schilddrüsenblockade (Irenatgabe: ab 5 Tage vor Therapie bis 10 Tage nach Therapie: 3 x 30 Tropfen).
  • Um eventuelle Nebenwirkungen zu vermeiden, werden parallel zur MIBG Therapie Begleitmedikamente verabreicht. Zur Vermeidung von Blutdruckkrisen bei hormonaktiven Tumoren wird je ein Beta-Blocker (Propanolol (Dociton) 10 mg (1-0-1)) und ein Alpha-Blocker (Phenoxybenzamin (Dibenzyran) 10 mg (1-0-1)) verabreicht.

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