Arzneimitteltherapie
Passt alles zusammen?

Arzneimittelinteraktionen

Morgens – mittags – abends: Über den Tag verteilt kommt bei vielen, insbesondere schwerkranken Patienten und Patientinnen ein durchaus bunter Cocktail an Medikamenten zusammen. Hier ist die Frage nach der „Verträglichkeit“ solcher Kombinationen sehr wichtig:

Denn verschiedene Arzneistoffe können sich im Körper gegenseitig beeinflussen und zu einer Wechselwirkungen, sogenannten Arzneimittelinteraktionen, führen. Diese können die Wirkung eines Medikaments abschwächen, verstärken, die Wirkdauer beeinflussen oder unerwünschte Wirkungen hervorrufen. Solche Effekte können aber auch durch pflanzliche Präparate (z. B. Johanniskrautpräparate), bestimmte Nahrungs- oder Genussmittel wie Tabak, Alkohol, Milch, Tee oder Obstsäfte (besonders Grapefruit-Saft) ausgelöst werden.


Beratung vor Ort

Solche Wechselwirkungen bedürfen dann häufig einer Anpassung der Therapie, z. B. durch eine Dosisänderung oder den Wechsel auf einen geeigneteren Arzneistoff.

Um solche Wechselwirkungen (Interaktionen) verschiedener Medikamente zu vermeiden, werden einerseits automatisierte Überprüfungen eingesetzt, wie sie direkt bei der Verordnung in der elektronischen Patientenakte durchgeführt werden, zum anderen aber auch in speziellen Fällen komplexe Interaktionschecks bei denen in der Arzneimittelberatung der Apotheke spezielle Datenbanken und Fachliteratur zu Rate gezogen wird.

Das medizinische Personal am Uniklinikum Tübingen wird regelmäßig im Hinblick auf die Arzneimittelsicherheit geschult.


Inkompatibilitäten (Unverträglichkeiten)

Bei schwerkranken Patienten ist es häufig nötig, verschiedene Medikamente direkt über die Vene zu verabreichen (intravenöse Gabe).  Oft ist es notwendig, mehrere Arzneistofflösungen gleichzeitig zu geben. Allerdings dürfen Arzneistofflösungen nicht einfach unkritisch gemischt werden, da „Unverträglichkeiten“,sogenannte Inkompatibilitäten, auftreten können. Damit bezeichnet man physikalisch-chemische Veränderungen (z.B. Kristallbildungen, Trübungen, Abbaureaktionen), die zu einem Wirkungsverlust oder anderen Komplikationen führen können. 

Dieser Aspekt der Arzneimitteltherapie mag zunächst nebensächlich erscheinen – die Berücksichtigung solcher Inkompatibilitäten ist jedoch ein wichtiger Beitrag zu einer sicheren Arzneimitteltherapie.

Daher werden am Klinikum sorgfältig geprüfte Standards verwendet und bei komplexen Fragestellungen spezielle Datenbanken und hochrangig veröffentlichte, wissenschaftliche Arbeiten zu Rate gezogen, um mögliche Probleme rechtzeitig zu erkennen und zu verhindern.

EIn Perfusorenbaum auf Station.
Perfusorenbaum auf der Intensivstation

Arzneimittelsoftware

Der "kleine" digitale Helfer

Um Wechselwirkungen zu vermeiden und Medikamente sinnvoll zu dosieren, kommt am Universitätsklinikum Tübingen ein digitales Medikationsmanagement mit einer umfangreichen Arzneimitteldatenbank im Hintergrund zum Einsatz. Es unterstützt das ärztliche Personal vor allem bei der Arzneimittelverordnung. Der interaktive Medikationsplan zeigt dabei alle Verordnungen und Verabreichungen an, ermöglicht deren Prüfung anhand patientenindividueller Parameter und gewährt so stets den Überblick.

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