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Adresse: Hoppe-Seyler-Str. 1
72076 Tübingen


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Nierentumoren

Etwa 6 % aller bösartigen Neubildungen bei Kindern und Jugendlichen sind Nephroblastome (Wilms-Tumoren). In Deutschland erkranken pro Jahr ca. 110 Kinder neu, die meisten sind zwischen 1 und 5 Jahren alt. Es handelt sich um einen embryonalen, bösartigen soliden Tumor der Niere, der erstmals im 19. Jahrhundert von dem Chirurgen Max Wilms beschrieben wurde und seinen Namen bekam. Unsere Abteilung ist als chirurgisches Referenzzentrum innerhalb der internationalen (SIOP) und nationalen (GPOH) Nierentumor-Studiengruppe tätig. In dieser Funktion werden uns Kinder aus ganz Deutschland und dem europäischen Ausland zur Mitbeurteilung vorgestellt, ein Großteil dieser Kinder kommt dann auch nach Tübingen zur Operation.

Therapeutisches Vorgehen

Die Behandlung von Kindern mit Nierentumoren findet standardisiert statt, maßgeblich ist hierbei das Studienprotokoll der SIOP Renal Tumor Study Group. In der Regel erhalten Kinder mit Wilms Tumoren initial eine Chemotherapie. Das Ansprechen auf die Therapie und die Bildgebung nach Chemotherapie enthalten hierbei wichtige Informationen für die Risiko-Einteilung der Tumoren. An die Chemotherapie schließt sich dann die Operation an. Kinder mit einseitigen Tumoren erhalten am häufigsten eine Entfernung der betroffenen Niere, wobei unter bestimmten Voraussetzungen ein Teil der Niere erhalten werden kann. Kinder mit beidseitigem Nierentumor sollten sofern möglich in jedem Fall Nieren-erhaltend operiert werden. Durch unsere Gruppe wurde für Kinder mit beidseitigem kompliziertem Befall der Nieren ein spezielles Operationsverfahren entwickelt (die sog. longitudinale partielle Nephrektomie), durch das oftmals ein Nieren-erhaltendes Vorgehen möglich ist, obwohl die Bildgebung dem zu widersprechen scheint. Wir operieren bei Kindern mit beidseitigem Nierentumor in der Regel beide Seiten in einem Eingriff. Auch die weiteren bekannten verkomplizierenden Faktoren werden durch uns operiert. Hierzu gehören Lungenmetastasen, die entfernt werden müssen, oder ein Befall der unteren Hohlvene, bei dem in Einzelfällen auch der Einsatz der Herz-Lungen-Maschine notwendig sein kann. Dies wird dann in Kooperation mit den Kollegen der Abteilung für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie realisiert.

Je nach postoperativer Risiko-Einteilung wird die Behandlung dann mittels Chemotherapie und in seltenen Fällen auch durch eine Bestrahlung komplettiert.

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