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Tabak

Rauchinhaltsstoffe

Chemisch betrachtet ist Tabakrauch ein Aerosol, ein Gemisch aus verschiedenen Gasen (Gasphase) in dem 0,1 bis 1 mm große Teilchen (Partikelphase) gelöst sind. Insgesamt wurden bislang mehr als 4000 verschiedene Stoffe nachgewiesen. Nicht das Nikotin, sondern die zahlreichen anderen Rauchinhaltsstoffe werden für die äußerst schweren Schädigungen durch das Rauchen verantwortlich gemacht.

Wirkung

Der für die psychotrope Wirkung entscheidende Stoff ist das Nikotin, Hauptalkaloid der Tabakpflanze. Die Wirkung des Nikotin ist uneinheitlich. In kleinen Dosen überwiegt die Anregung, in höherer Dosierung die Dämpfung.

Tabak - Diagnose

Gesundheitliche Folgeschäden

In Deutschland sterben jährlich etwa 140 000 Menschen an den Folgen des Rauchens, weltweit sind es etwa 3,5 Millionen. Rauchen ist damit in den Industrieländern die wichtigste vermeidbare Ursache für Invalidität und vorzeitigen Tod. Rauchen ist ein Hauptrisikofaktor für:

  • Zahlreiche Krebserkrankungen
  • Herzinfarkt und Schlaganfall
  • Chronische Bronchitis und Lungenemphysem

Kurzintervention

Für das ärztliche und pflegerische Personal sind Gespräche mit betroffenen Patienten über den Suchtmittelkonsum daher selten zielführend und werden oft als frustrierend erlebt.

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Konsiliardienst

In unserer Präventionsambulanz Sucht bekommen Sie Hilfe und Antworten bei Fragen zu Intoxikationen mit Alkohol, Medikamenten oder illegalen Drogen sowie Tabakabhängigkeit.

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Diagnose

Im ICD-10 werden sechs Kriterien genannt, von denen drei in den letzten 12 Monaten gleichzeitig in Erscheinung getreten sein müssen, damit die Diagnose einer Tabakabhängigkeit gestellt werden kann:

  • Starker Wunsch oder Zwang das Suchtmittel zu konsumieren
  • Eingeschränkte Kontrolle über Beginn, Beendigung und Menge des Konsums
  • Entzugserscheinungen bei Reduktion oder Beendigung des Konsums; Konsum, um die Entzugsymptome zu mildern
  • Toleranzentwicklung: Um eine gleichbleibende Wirkung zu erzielen, sind zunehmend höhere Dosen erforderlich
  • Zunehmende Vernachlässigung anderer Aktivitäten und Interessen zugunsten des Konsums Anhaltender Konsum trotz des Nachweises von Folgeschäden

In der Behandlung der Tabakabhängigkeit hat sich der Fagerström-Test für Niktoinabhängigkeit (FTND) als Diagnose-Instrument durchgesetzt, da er die Dimension der Abhängigkeit erfasst.

Der FTND Wert ist hilfreich für die Dosierung der medikamentösen Therapie mit Nikotinersatzmiteln.
Test durchführen

  • Nikotin-Plasma-Konzentration: im Klinikalltag nicht umsetzbar, außerdem ungenau
  • Thiozyanat-Messung: im Klinikalltag nicht umsetzbar, außerdem ungenau
  • Cotinin-Spiegels im Serum, Speichel und Urin: Labor Psychiatrische Klinik
  • Messung der Kohlenmonoxidkonzentration (CO) in der Ausatemluft: schnell durchführbar, nicht invasiv, ebenfalls gewisse Messungenauigkeit

Diagnostische Kriterien nach ICD

  • Nachweis des Absetzens oder Reduzierung einer Substanz, nach wiederholtem Konsum dieser Substanz, der meist lang anhaltend und/oder in hoher Menge erfolgte.
  • Symptome und Anzeichen, die den unten genannten Merkmalen eines Entzugssyndroms bei Nikotin entsprechen. (siehe unten)
  • Die Symptome und Anzeichen sind nicht durch eine vom Subtanzgebrauch unabhängige körperliche Krankheit zu erklären und nicht besser auf eine andere psychische oder Verhaltensstörung zurückzuführen

Nikotinentzugssyndrom

  • Depressive/dysphorische Stimmung
  • Schlafstörungen
  • Reizbarkeit
  • Nervosität oder Aggressivität
  • Unruhe oder Besorgnis
  • verminderte Konzentrationsfähigkeit
  • verlangsamter Puls
  • gesteigerter Appetit oder Gewichtszunahme

Historisches

Hinweise auf den Gebrauch und Konsum von Tabak durch Menschen finden sich schon vor rund 10.000 Jahren. So wurde die Tabakpflanze damals von den mittel- und nord-amerikanischen Völkern aus religiösen, kulturellen und medizinischen Zwecken genutzt und konsumiert. Nach der Entdeckung Amerikas durch die spanischen Eroberer erreicht die Tabakpflanze im 15. Jahrhundert den europäischen Kontinent.

Neben der anfänglichen Nutzung des Tabaks als medizinische Heilpflanze nahm ab diesem Zeitpunkt auch der genussmittelmäßige Konsum von Tabak in der europäischen Bevölkerung zu. Wurde Tabak anfänglich hauptsächlich in Form von Pfeifenrauchen und Schnupftabak-Schniefen aufgenommen, verlagerte sich die Konsumform mit Beginn der Industrialisierung im 18. Jahrhundert hin zu Zigarren und Zigaretten. Bedingt durch die industrielle Massenproduktion sind Zigaretten heute die am meisten verbreitete Konsumform von Tabak.

Zertifikate und Verbände