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Lippen-Kiefer-Gaumenspalten (LKG)

Lippen-Kiefer-Gaumenspalten (LKG)

Das Zentrum für Lippen-Kiefer-Gaumenspalten und kraniofaziale Fehlbildungen (ZLKGKF) ist eines der größeren Fachzentren des ZSE. Die Fächer Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Kieferorthopädie, pädiatrische Neurochirurgie und Neonatologie haben sich hier zusammengeschlossen, um eine optimale Betreuung von Patientinnen und Patienten mit den entsprechenden Krankheitsbildern sicherzustellen. In diesem Zusammenhang werden regelhaft weitere Fachgebiete wie Pränatalmedizin, Neuropädiatrie, Anästhesiologie, Augen- und HNO-Heilkunde, Phoniatrie und Pädaudiologie, Radiologie, allgemeine Zahnmedizin sowie medizinische Genetik hinzugezogen.

Vater mit Baby das eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte hat
Von 500 Kindern kommt durchschnittlich eines mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte zur Welt.

Interdisziplinäre Sprechstunde für LKG Spalten und kraniofaziale Fehlbildungen

Kontakt

frontend.sr-only_#{element.contextual_1.children.icon}: Ambulanz der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie,
Gebäude Zahnklinik,
Osianderstr. 2-8,
72076 Tübingen


Anfahrt

Mittwochs 9.00-15.00Uhr

07071 29-83479


Abteilung für Kieferorthopädie:

frontend.sr-only_#{element.contextual_1.children.icon}: Poliklinik für Kieferorthopädie, Gebäude Zahnklinik,
Osianderstr. 2-8,
72076 Tübingen


Anfahrt

07071 29-82160


Interdisziplinäre Sprechstunde
für LKG Spalten und kraniofaziale Fehlbildungen

Hier werden Sie durch die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie gesehen und bei Bedarf werden die Kollegen und Kolleginnen der Kieferorthopädie konsultiert. Ebenso ist eine Logopädin vor Ort. Im Rahmen dieser Sprechstunde erfolgt eine regelmäßige Kontrolle unserer Patienten, ebenso können Sie uns bezüglich Zweitmeinungen und weiterer Therapieplanung konsultieren.

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Therapie

Die Therapie Ihres Kindes erfolgt in unserem interdisziplinärem Zentrum begleitet von allen Fachabteilungen. Speziell bei LKG-Spalten sind die Abteilungen der Kieferorthopädie und MKG-Chirurgie federführend involviert.
Die kieferorthopädische Behandlung begleitet Sie bzw. Ihr Kind von den ersten Lebensstunden an und kann bis ins Erwachsenenalter reichen. Unser Zentrum verfügt über jahrelange Erfahrung und Expertise bei der Therapie von kindlichen Fehlbildungen im Kiefer- und Gesichtsbereich, um eine optimal prächirurgische Vorbehandlung zu gewährleisten und ein bestmögliches Ergebnis zu erreichen.  

Die chirurgische Therapie von LKG-Spalten wird grundsätzlich in Primärbehandlung (d.h. der eigentliche Spaltverschluss) und Sekundärbehandlung (evtl. notwendige Korrekturmaßnahmen) unterteilt. Unser Zentrum verfolgt das Konzept des Lippenverschlusses mit 4-6 Monaten, den kombinierten Hart- und Weichgaumenverschluss mit 12 Monaten und den Verschluss der Kieferspalte im Wechselgebiss mit 8-10 Jahren.

  • bis 48 Stunden nach der GeburtVersorgung mittels Gaumenabdeckplatte
    Das neugeborene Kind mit einer LKG-Spalte sollte schnellstmöglich nach Geburt, am besten innerhalb der ersten Lebenstage, von der Kieferorthopädie gesehen werden. Bei Spalten, welche den Gaumen betreffen, sollte bereits möglichst früh eine Versorgung mit einer sogenannten Gaumenplatte erfolgen. Hierzu erfolgt ein risikoarmer 3D-Scan des Oberkiefers Ihres Kindes mit einem Intraoralscanner. Durch digitalen Workflow wird die Gaumenabdeckplatte 3D gedruckt und kann an einem Tag hergestellt werden. 
    Mittels der Gaumenplatte erreicht man eine funktionelle Trennung des Nasenraumes vom Mundraum, wodurch eine Fehlpositionierung der Zunge in den Spaltbereich vermieden wird. Eine solche Fehlpositionierung könnte ansonsten eine Verbreiterung der Spalte zur Folge haben. Zudem kann eine Fehlentwicklung und Fehllage der Kiefersegmente vermindert werden, sowie eine Wachstumslenkung dieser in Ihre richtige Position erfolgen. Bei doppelseitigen LKG-Spalten kann eine Protrusion des Zwischenkiefers, d.h. ein nach vorne Wachsen des mittleren Kiefersegments, bestmöglich verhindert werden. Bedingt durch das rasche Wachstum des Säuglings und zur Vermeidung von Druckstellen wird die Platte kontrolliert, angepasst und ggf. erneuert.
  • ab dem 3. MonatHNO-Behandlung
    Als Folge einer Weichgaumenspalte kann eine Hörminderung und damit in der Folge auch eine Sprachentwicklungsstörung entstehen. Die Belüftung des Mittelohres erfolgt über die Ohrtrompeten. Diese Röhren werden physiologisch durch die Weichgaumenmuskulatur geöffnet. Bei der fehlverlaufenden Spaltmuskulatur erfolgt dies nicht regelhaft und führt dann zu einer Belüftungsstörung mit Bildung eines Mittelohrergusses und Hörminderung. Alle Kinder mit einer Weichgaumenspalte werden deshalb regelmäßig HNO-ärztlich untersucht. Ab dem 3. Lebensmonat erfolgt eine Computeraudiometrie. Bei Bedarf wird zur Verbesserung der Mittelohrbelüftung ein Schnitt im Trommelfell (Parazentese) angelegt, evtl. werden Paukenröhrchen eingebracht.
  • 4-6 MonateLippenspaltplastik
    Ziel des Lippenspaltverschlusses muss die Herstellung der Kontinuität der Lippenmuskulatur und das Schaffen einer harmonischen Lippenform sein. Die Operation erfolgt in der Regel mit 4-6 Monaten, in Abhängigkeit von der allgemeinen Entwicklung des Säuglings. Dabei sollte die 10er Regel (Gewicht 10 Pfund, Hämoglobin 10 g/dl und 10 Wochen alt) beachtet werden. Weitere Erkrankungen des Kindes können zu einer Verschiebung des Operationstermins führen. Bei dem Eingriff wird die Lippenspalte verschlossen und ggf. der Nasenboden (in diesem Rahmen bei kompletten Spalten) rekonstruiert. Dazu verwenden wir bei einseitigen Lippenspalten die Schnittführung nach TENNISON-RANDALL. Durch eine winkelförmige Schnittführung gelingt es die spaltbedingte vertikale Verkürzung der Lippe zu korrigieren und ihr ein natürliches und ästhetisch gutes Erscheinungsbild zu verschaffen. Bei doppelseitigen Spalten wählen wir das Operationsverfahren nach PFEIFER.
  • 6- 12 MonateGaumenspaltplastik (Hart- und Weichgaumen)
    Ziel der Gaumenspaltplastik ist der Verschluss des harten und weichen Gaumens. Die Mund- und Nasenhöhle werden getrennt. Weiterhin muss ein gut beweglicher, ausreichend langer und funktionsfähiger Weichgaumen hergestellt werden, der bei der Bildung von Verschlusslauten einen vollständigen Abschluss des Nasenrachenraumes gewährleistet. Ein früher Verschluss des Gaumens fördert die regelrechte Sprachentwicklung des Kindes. Andererseits können narbenbedingte Wachstumsbehinderungen bei zu frühem Verschluss in der Folgezeit auftreten. Unter Berücksichtigung dieses Gegensatzes verschließen wir den Weichgaumen in der Technik der intravelaren Veloplastik nach Kriens sowie den Hartgaumen im Alter von 6 - 12 Monaten. Mit dieser Methode wird die natürliche Muskelschlinge hergestellt. Dieser Anteil des Gaumens besitzt die größte Bedeutung für den Spracherwerb und wird deshalb frühzeitig rekonstruiert.
  • ab dem 1. LebensjahrLogopädie
    Probleme bei der Nahrungsaufnahme im Säuglingsalter werden mit Hilfe einer funktionellen Therapie (orofaziale Regulations-therapie nach Castillo Morales und Pardovan) normalisiert. Zudem wird das Unterkiefer-wachstum stimuliert. Eine Gaumenspalte kann außerdem durch eine fehlerhafte Funktion des Weichgaumens zu einer Sprechentwicklungs-störung führen. Aufgrund des gespaltenen und oftmals verkürzten Weichgaumens kann eine Abdichtung von Gaumensegel zur Rachenrückwand nicht vollständig stattfinden, welche jedoch für die Bildung der Verschlusslaute (Plosive, „k“ „g“) notwendig ist. Hierdurch kommt es zu einem Entweichen der Luft aus der Nase und in Folge dessen zu einem nasalen Stimmklang (Rhinophonia aperta) und im ungünstigsten Fall zur Unverständlichkeit der Sprache. Beim Weichgaumen handelt es sich um Muskulatur, welche sich im Rahmen der logopädischen Therapie spielerisch trainieren lässt. Ziel ist es, durch eine frühzeitige, intermittierende Therapie bis zur Einschulung eine verständliche Sprache zu erwerben.
  • ab 5 JahrenKieferorthopädie
    An die Primärbehandlung (Plattentherapie) der Spaltkinder schließt sich oftmals eine weitere wachstumsbegleitende KFO-Behandlung an. Beginn und Umfang dieser Therapie sind individuell und von der Ausprägung der Spalte abhängig. So kann eine funktions-kiefer-orthopädische Therapie mit herausnehmbarer Zahnspange notwendig sein, oder im Jugendalter eine Therapie mit Multibracket-Apparatur (festsitzende Zahnspange). Bei Nicht-Anlagen der seitlichen Schneidezähne bei Kieferspalte kann es entweder zu einem Lückenschluss durch KFO oder einer Lücken-Öffnung und spätere prothetische Versorgung kommen. Hier werden Eltern und Kinder eng in die Entscheidungsfindung eingebunden, um ein optimales und zufriedenstellendes Ergebnis zu erreichen.  
  • 8-10 Jahre
    Kieferspaltosteoplastik
    Als Folge einer Kieferspalte fehlt im zahntragenden Abschnitt Knochen. In einigen Fällen ist in diesem Bereich der seitliche Schneidezahn nicht angelegt. Für den regelhaften Zahndurchbruch und die Einordnung der spaltbegrenzenden Zähne muss die Kieferspalte knöchern verschlossen sein. Die Kieferspalte wird mit einem Knochentransplantat aufgefüllt. Für diesen Verschluss werden je nach Zentrum verschiedene Operationszeitpunkte befürwortet. Da eine zu frühe Überbrückung dieses Knochendefekts zu einer erheblichen Wachstumshemmung beiträgt, führen wir eine sogenannte sekundäre Kieferspaltosteoplastik im Wechselgebiss im Alter von 8-10 Jahren durch. Das Knochentransplantat wird minimal-invasiv aus dem Beckenkamm gewonnen.
  • nach Wachstums-Abschluss bei BedarfUmstellungsosteotomie mit Oberkiefervorverlagerung und Nasenkorrektur
    Trotz guter Ergebnisse nach den Primäroperationen lassen sich Deformitäten des knorpeligen und knöchernen Nasengerüsts nicht vermeiden. Diese ästhetische Beeinträchtigung sollte jedoch erst nach Abschluss des Wachstums korrigiert werden, da ein Eingriff zu einem früheren Zeitpunkt zu Wachstumsstörungen und damit weiteren Deformitäten führen kann. Nur in wenigen Fällen lässt sich eine Wachstumshemmung des Oberkiefers nicht vermeiden. Kommt es trotz kieferorthopädischer Behandlung zu einer Unterentwicklung und Rücklage des Oberkiefers, so kann nach Wachstumsabschluss in enger Kooperation mit dem behandelnden Kieferorthopäden eine Umstellungsosteotomie mit Oberkiefervorverlagerung notwendig werden.

In unserem Zentrum vereinen wir alle Behandlungsmöglichkeiten, um eine vollständige ästhetische und funktionelle Rehabilitation der Patienten zu gewährleisten.
Schauen Sie sich hierzu gerne auch unsere weiterführenden Informationsunterlagen an.

Weitere Informationen zum Krankheitsbild

Was bedeutet die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte für Ihr Kind?

Lippen-Kiefer-Gaumenspalten gehören zu den häufigsten angeborenen Fehlbildungen. Durchschnittlich kommt bei 500 Kindern eines mit Spaltbildung zur Welt. Die durchgehende Lippen-Kiefer-Gaumenspalte ist mit ca. 50 % am häufigsten. Isolierte Gaumenspalten findet man in ca. 30 % der Fälle und Lippen-Kiefer-Spalten in ca. 20 % der Fälle.

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Europäisches Referenzzentrum

(European Reference Network, ERN-CRANIO)

Das Tübinger Zentrum für Lippen-Kiefer-Gaumenspalten/Kraniofaziale Fehlbildungen hat 2022 die Zertifizierung der Europäischen Kommission als Europäisches Referenzzentrum (European Reference Network, ERN-CRANIO) erhalten.

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Zertifikate und Verbände

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