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Adresse: Hoppe-Seyler-Str. 1
72076 Tübingen


Personenprofil: 07071 29-83781


Die Stammzelltransplantation

Die Universitätskinderklinik Tübingen ist eine der größten Transplantationseinheiten in Deutschland. Die Stammzelltransplantation wird heute nicht nur zur Behandlung von Krebs, z.B. bei der Leukämie, sondern auch bei Autoimmunerkrankungen oder neurodegenerativen Erkrankungen, wie z.B. der metachromatischen Leukodystrophie eingesetzt.

Leitung

Prof. Dr. med. Peter Lang

Bereichsleiter Stammzellentransplantation

Telefonnummer: 07071 29-83781

Jedes Kind hat einen Spender

In Tübingen wurde das Verfahren der haploidentischen Transplantation entwickelt, bei der es möglich ist, Eltern als Spender für ihre Kinder zu verwenden. Damit steht in der Regel für jedes Kind ein Spender zur Verfügung.

Früher wurde der Begriff Knochenmarktransplantation verwendet. Dieser Begriff ist eigentlich überholt. Gemeint ist die Übertragung von so genannten hämatopoetischen Stammzellen (HST), aus denen sich das Knochenmark und das Abwehrsystem wieder aufbauen können.

Die ursprünglich wichtigste Quelle für die hämatopoetischen Stammzellen ist das Knochenmark. Aus den hinteren Beckenkämmen wird Knochenmark entnommen, um daraus hämatopoetische Stammzellen zu gewinnen. Diese hämatopoetischen Stammzellen finden sich aber nach entsprechender Vorbehandlung auch im fließenden Blut, dem so genannten peripheren Blut oder im Nabelschnurblut.

Setzt man hämatopoetische Stammzellen aus dem peripheren Blut für Transplantation ein, dann handelt es sich nicht um eine Knochenmark-, sondern genauer um eine periphere Stammzelltransplantation. Im Allgemeinen wird das Verfahren aber heute als Stammzelltransplantation (SZT) bezeichnet.

Die Stammzelltransplantation ist ein sehr eingreifendes Therapieverfahren, das auch heute noch mit Risiken verbunden ist. Deshalb kann die Frage der Indikation in der Regel nur im Einzelfall geklärt werden.

Jedes Kind hat vom Vater und von der Mutter jeweils die Hälfte seiner Gewebsmerkmale (HLA-Allele). Das heißt, die Eltern können jeweils nur zur Hälfte passen (sind haploidentisch). Entfernt man jedoch alle störenden Zellen des Knochenmarks mit Antikörpern und winzigen Magnetpartikeln (Graft Manipulation) und lässt nur die wichtigen Stammzellen übrig, kann die Transplantation gelingen – obwohl Vater oder Mutter eigentlich keine passenden Spender sind.

Bei der allogenen Stammzelltransplantation werden einem anderen Menschen Stammzellen entnommen und auf den Empfänger übertragen. Dabei müssen bestimmte Gewebemerkmale bei Spender und Empfänger gleich sein. Diese Merkmale sind in den Erbanlagen (in den Genen) festgelegt und können im Labor identifiziert werden.

Die für eine Stammzelltransplantation wichtigen Gewebemerkmale gehören zu dem HLA-System (Human Leukocyte Antigen-System). Dieses System gehört zum Überwachungssystem des Körpers und unterscheidet, welche Gewebe körpereigen sind und welche nicht. Dieses Überwachungssystem ist sehr wichtig zur Krankheitserkennung. Es verhindert aber auch, dass fremde Erbinformationen z.B. durch Viren in die Zellen des Körpers eingeschleust werden. Das wesentliche Funktionsprinzip dieses Systems ist es, fremde Gewebsbestandteile (so genannte Antigene) zu erkennen, um dann geeignete Abwehrmaßnahmen einzuleiten.

Prinzipiell ist dieses Überwachungssystem für eine Transplantation nicht günstig. Um trotzdem eine Organ- oder Stammzelltransplantation durchführen zu können, muss das HLA-System identifiziert werden. Gleichen sich die Merkmale des HLA-Systems, spricht man von einer HLA-identischen Transplantation. Gibt es Abweichungen, so spricht man von einem Mismatch.

Als Spender für diese Art der Transplantation kommen HLA-identische Geschwister oder HLA-identische Fremdspender in Frage. Fremdspender können z.B. über die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) gefunden werden.

Bei der autologen Stammzelltransplantation werden dem Empfänger Stammzellen entnommen, aufbewahrt und zu einem späteren Zeitpunkt wieder verabreicht. Zweck dieses Verfahrens ist es, bei einer hochintensiven Chemotherapie die Blutbildung und das Abwehrsystem zu schonen.

Wenn bei Ihrem Kind eine Stammzelltransplantation in Frage kommt, dann werden zunächst ausführliche Gespräche über Möglichkeiten und Risiken mit Ihnen geführt.

Wenn feststeht, dass eine Transplantation des Kindes bei uns stattfindet, dann finden weitere ausführliche Gespräche und vorbereitende Untersuchungen statt, bei denen alle weiteren Maßnahmen koordiniert und terminiert werden.

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