Logopädie bei Störungen aufgrund neurologischer Erkrankungen

Aufgrund neurologischer Erkrankungen (z.B. nach einem Schlaganfall, Morbus Parkinson, Multiple Sklerose, Post-Covid etc.) kann es zu Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen kommen. 

Die verschiedenen Störungen findet man unter folgenden Begriffen:

  • Aphasie (erworbene Störung der Sprache)
  • Sprechapraxie (Störung der sprechmotorischen Programmierung)
  • Dysarthrie/Dysarthrophonie (Störung der Aussprache, Stimmgebung und Sprechatmung)
  • Dysphagie (Schluckstörung)

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Was sind Sprach- und Sprechstörungen?

Die Unterscheidung von Aphasie, Sprechapraxie und Dysarthrie ist nicht immer ganz einfach und soll im folgenden Video erklärt werden:

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Wie hören sich die verschiedenen Störungsbilder an?

In der Tonaufnahme können Sie folgende Auffälligkeiten hören:

  • Wortfindungsschwierigkeiten
  • semantische Paraphasien (Wortvertauschungen)
  • phonematische Paraphasien (Lautveränderungen innerhalb des Wortes)
  • grammatikalische Auffälligkeiten. 

Aufgrund der sprachlichen Auffälligkeiten kommt es häufig zu Missverständnissen. Es ist zu betonen, dass bei Patientinnen und Patienten mit einer Aphasie die Intelligenz nicht beeinträchtigt ist. Die Einschränkungen liegen ausschließlich in der Sprachproduktion. Damit die Kommunikation gelingen kann, benötigt der Patient die Hilfe der Therapeutin. 

In dieser Tonaufnahme erzählt ein Patient von seinem Hund „Lina“. Der Patient zeigt folgende Symptome:

  • Wortfindungsschwierigkeiten mit einhergehendem verlangsamten Sprechtempo
  • Satzabbrüche
  • Wiederholungen und Pausen
  • grammatikalische Auffälligkeiten.

Die Kommunikationsfähigkeit des Patienten ist allerdings nicht eingeschränkt.

Therapie bei Aphasie, Sprechapraxie und Dysarthrie

Eine Aphasie kann sehr individuell ausfallen und so ist es zunächst wichtig, eine umfangreiche Diagnostik durchzuführen, um die Behandlungsschwerpunkte zu ermitteln. Danach wird mit der zu behandelnden Person und den Angehörigen Therapieziele vereinbart. In individuell angepassten Übungen werden dann alle Kanäle der verbalen Kommunikation (Lesen, Schreiben, Hören und Verstehen) auf angemessenem Grad der Schwierigkeit (Wort-, Satz- oder Textebene) trainiert, um die Alltagskommunikation zu verbessern.

FAQ zur Therapie

Hier bekommen Sie Antworten auf eventuell auftretende Fragen zu neurologischen Sprach- und Sprechstörungen und den Therapiemöglichkeiten in unserer Ambulanz.

Zu den FAQ

Tipps in der Kommunikation mit einer Patientin / einem Patienten mit Aphasie


Wenn die Patientin / der Patient spricht:

  • ausreden lassen, Zeit geben
  • Hilfestellungen anbieten
  • Fehler nicht ständig verbessern
  • Geduld haben
  • Nichtverstehen signalisieren
                                                                                                                                                                                                                

Wenn Sie sprechen: 

  • Blickkontakt halten
  • Gestik und Mimik unterstützend einsetzen
  • Mit normaler Lautstärke sprechen
  • Ruhig und deutlich sprechen
  • klare Frage stellen, die der Patient mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten kann
  • in kurzen, einfachen Sätzen, ABER bitte normal sprechen, keine Kindersprache oder Telegrammstil (noch einmal: die Intelligenz eines Menschen ist bei einer Aphasie i.d.R. nicht betroffen)

Was ist eine Dysphagie (Schluckstörung)?

Ein ganz automatisierter und hoch komplexer Vorgang kann aufgrund eines Schlaganfalls, eins Schädelhirntraumas oder im Rahmen fortschreitender Erkrankungen sowie tumorbedingt, plötzlich beeinträchtigt sein:

Das Schlucken!

Beeinträchtigt können die Wahrnehmung (die Sensorik) und/oder die Bewegungsabläufe in der Koordination und durch Kraftminderung (die Motorik) sein. Es kommt zu einer Störung des Schluckvorgangs. Bei einer Schluckstörung besteht die Gefahr, dass Speichel, Nahrung oder Flüssigkeiten in die Atemwege gelangen. Man spricht hier von einer Aspiration (siehe Video). Kommt eine Aspiration gehäuft vor und wird eventuell nicht bemerkt (stille Aspiration), kann es zu einer Lungenentzündung, einer sogenannten Aspirationspneumonie, kommen. Weitere Auswirkungen einer Dysphagie sind unter anderem Unter- und Mangelernährung, Gewichtsverlust, oder Dehydrierung. 

Zeichen für eine Dysphagie

  • Häufiges Verschlucken bei der Nahrungsaufnahme oder dem Trinken
  • Häufiges Husten oder Räuspern während der Mahlzeiten
  • Vermehrte Verschleimung
  • Veränderter Stimmklang während der Mahlzeiten und auch außerhalb
  • Angst vor dem Essen
  • Kloßgefühl im Hals
  • Schmerzen hinter dem Brustbein beim Essen
  • Erschwerte Kaubewegungen
  • Ansammlung von Nahrung in den Wangen
  • Gewichtsverlust
  • Appetitlosigkeit
Mund
Im Video sehen Sie einen „normalen Schluck“ (links) und eine Aspiration (rechts). Es gelangt Flüssigkeit in die Luftröhre (Trachea).

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Therapie bei einer Schluckstörung

Neben der Beratung steht die Wiederherstellung der Wahrnehmung und Koordination des Schluckablaufs sowie der Kraftaufbau der beteiligten Muskeln eine wesentliche Rolle. Durch spezielle Techniken werden je nach Allgemeinzustand des/der Patienten/in die Kau- und Schluckmuskeln stimuliert und mobilisiert oder durch gezielte Übungen trainiert.

Ein weiterer Teil der Therapie stellt die die Anpassung der Nahrung dar. Hier soll die Aspirationsgefahr verringert und vorrübergehend dem Patienten/der Patientin eine Möglichkeit der Ernährung geschaffen werden. Das Erlernen von Kompensation Strategien dient ebenfalls zur Ermöglichung der oralen Ernährung. 

FAQ zur Therapie

Hier bekommen Sie Antworten auf eventuell auftretende Fragen zu neurologischen Schluckstörungen und den Therapiemöglichkeiten in unserer Ambulanz.

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Tipps bei einer Schluckstörung

  • Essen Sie nur in Ruhe und nicht „nebenbei"!
  • Nehmen Sie sich Zeit zum Essen!
  • Achten Sie auf eine aufrechte Sitzhaltung!
  • Vermeiden Sie Ablenkung!
  • Sprechen Sie während des Essens nicht!
  • Kauen Sie gründlich!
  • Nehmen Sie nur kleine Bisse/Schlucke in den Mund!
  • Essen Sie nicht hastig!
  • Schlucken Sie kräftig!
  • Machen Sie nach jedem Schluck eine kurze Pause!
  • Schließen Sie, wenn möglich, den Mund beim Kauen/Schlucken!
  • Essen und trinken Sie nicht gleichzeitig!
  • Husten Sie nach dem Essen mehrmals und schlucken Sie mehrmals leer nach. So können Sie das Risiko reduzieren, dass sich noch
  • Nahrungsreste im Mund, dem Kehlkopf, der Luftröhre und/oder der Speiseröhre befinden.
  • Wenn Sie husten müssen, versuchen Sie so kräftig wie möglich zu husten und danach noch einmal zu schlucken!
  • Bleiben Sie nach dem Essen noch mindestens 20 Minuten aufrecht sitzen!