Logopädie bei bei Sprachentwicklungs- und Aussprachestörungen

Die Sprachentwicklung ist ein faszinierender Prozess. Scheinbar mühelos lernen Kinder innerhalb ihrer ersten Lebensjahre sprechen. Dies ist überall auf der Welt der Fall – in jedem Land und in jeder Sprache. Der Spracherwerb gelingt Kindern sowohl in einer als auch in mehreren Sprachen.

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Was sind Verzögerungen oder Störungen in der Sprachentwicklung?

Kinder durchlaufen die Sprachentwicklung in unterschiedlicher Geschwindigkeit. Dennoch sollten sie in einem gewissen Alter über bestimmte sprachliche Fähigkeiten verfügen.

Ist dies bei Kindern unter drei Jahren nicht der Fall, kann eine Sprachentwicklungsverzögerung (SEV) vorliegen. Dies zeigt bspw. darin, dass Kinder deutlich später anfangen zu sprechen, sehr langsam neue Wörter lernen und über weniger Wörter als Gleichaltrige verfügen.

Im Alter von drei Jahren nutzen Kinder alle Wörter aus ihrem Alltag und sprechen einfache Sätze. Mit 4 Jahren formulieren Kinder bereits komplexere Sätze (z.B. „Ich habe Opa gerufen und er ist dort. oder „Ich möchte heute keinen Saft trinken.“). Eine Sprachentwicklungsstörung (SES) kann vorliegen, wenn Kindern diese Fähigkeiten im Vergleich zu Gleichaltrigen nicht erworben haben.

Durch eine Sprachentwicklungsstörung können Schwierigkeiten in verschiedenen Sprachbereichen bestehen, z.B.:

  • Sprachverständnis: Die Kinder verstehen nur einzelne Wörter oder Satzteile. Es fällt ihnen schwer, Aufträge korrekt zu verstehen und auszuführen (z.B. „Stell den Kleber weg und hole bitte eine Schere!“).
  • Wortschatz: Häufig haben die Kinder einen geringen Wortschatz und verwenden unspezifische Wörter (z.B. „Dings“, „machen“, „tun“). Die Kinder können sich schwierige Wörter (neue, lange Wörter) nicht gut merken und haben Probleme das gewünschte Wort abzurufen (z.B. „Auto“ statt „Fahrrad“).
  • Grammatik: Die Kinder beugen Verben falsch (z.B. „Ich habe geesst.“) oder bilden inkorrekte Sätze (z.B. „Ich gehen zu Papa.“).
  • Kinder mit sprachlichen Beeinträchtigungen benötigen Unterstützung, obwohl täglich mit Ihnen gesprochen wird.
  • Jungen zeigen häufiger Schwierigkeiten beim Spracherwerb als Mädchen.
  • Eine SES kann isoliert oder im Rahmen weiterer Entwicklungsauffälligkeiten auftreten.
  • Bei mehrsprachiger Erziehung treten in allen Sprachen Unsicherheiten auf.

Wenn eine Sprachentwicklungsstörung nicht erkannt wird oder das Kind keine adäquate Unterstützung erhält, kann dies ungünstige Folgen in verschiedenen außersprachlichen Bereichen haben, z.B.:

  • Schulische Leistungen, z.B. Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben
  • Sozial-emotionale Entwicklung, z.B. Rückzug, oppositionelles Verhalten
  • Persönliche Entwicklung, z.B. mangelndes Selbstwertgefühl
  • Soziale und gesellschaftliche Teilhabe, z.B. Schwierigkeiten beim Aufbau von Freundschaften

Therapie von Sprachentwicklungsstörungen

Im Rahmen eines Anamnesegesprächs sowie nach Durchführung einer fundierten Diagnostik (z.B. in einer sprachtherapeutischen/logopädischen Praxis) kann festgestellt werden, ob ein Kind von einer SES betroffen und eine sprachtherapeutische Behandlung zu empfehlen ist.

So können Sie Ihr Kind  beim Spracherwerb unterstützen

Wenn bei Ihrem Kind eine Sprachentwicklungsstörung festgestellt wurde, ist es wichtig zu wissen, dass Sie nicht schuld daran sind. Sie können Ihr Kind jedoch beim Spracherwerb unterstützen, indem Sie folgendes beachten, z.B.:

  • Lesen Sie Ihrem Kind vor oder schauen Sie gemeinsam Bildbücher an! Unterstützungsvideo
  • Gehen Sie auf die Interessen und Bedürfnisse Ihres Kindes ein und sprechen Sie gemeinsam darüber!
  • Halten Sie Blickkontakt, wenn Sie mit Ihrem Kind sprechen!
  • Sprechen Sie langsam und betonen Sie ggf. Wörter, die Ihr Kind nicht kennt!
  • Verbessern Sie Ihr Kind nicht direkt. Wiederholen oder ergänzen Sie die Äußerung Ihres Kindes stattdessen, z.B. „Da Opa lauft.“ – „Stimmt, da läuft Opa.“!

FAQ zur Therapie

Hier bekommen Sie Antworten auf eventuell auftretende Fragen zu Sprachentwicklungsstörungen und den Therapiemöglichkeiten in unserer Ambulanz.

Zu den FAQ

Was sind Aussprachestörungen?

Aussprachestörungen sind manchmal Teil einer Sprachentwicklungsstörung oder kommen isoliert vor.

Zum verständlich Sprechenlernen brauchen Kinder eine gut trainierte Artikulationsmuskulatur und Köpfchen. Die Muskeln werden durchs Saugen, Essen und Trinken trainiert und dadurch, dass Kleinkinder die Welt mit dem Mund erkunden und im ersten Lebensjahr viel plappern. Im Kopf müssen die Sprechbewegungen in verständliche Wörter umgesetzt werden. Das lernen die Kinder im Gespräch ganz nebenbei, indem sie aufmerksam zuhören.

Gut verständlich sprechen können Kinder mit dem vierten Geburtstag.

das /sch/ durch ein /s/ ersetzen und Laute in Konsonantenverbindungen auslassen: „Schaukel“  → Saukel, „Brot“  → Bot.
 

Es gibt Fehler, die viele Kinder im Laufe ihrer Lautsprachentwicklung zeigen, z.B. /k/ werden durch /t/ ersetzt oder /sch/ durch /s/:

„Ich tann son hüpfen!“
Diese Fehler werden innerhalb der Entwicklung überwunden oder bedürfen Therapie, wenn sie nicht mehr altersgemäß sind.

Manche Fehler sind sehr ungewöhnlich, diese schränken die Verständlichkeit besonders stark ein:

„Der Pip it tön!“ („Der Fisch ist schön“)
Bei solchen Fehler ist meistens eine logopädische Therapie nötig.

Die korrekte und stabile Anwendung von einzelnen Lauten in Wörtern gelingt nicht, obwohl die Laute produziert werden können.
Wenn viele Laute betroffen sind, ist die Verständlichkeit sehr erschwert und es kann zu Problemen beim Lesen- und Schreibenlernen kommen.


Beispiele: 

„Is wünse mir zum Deburtstad eine Sautel.“ 
oder:
„Mama, kuck gu mik auk ger gogen Gaukel an!“
(„Mama, schuckst du mich auf der Schaukel an?“)

Die Produktion einzelner Laute gelingt nicht. Der korrekte Bewegungsablauf - 100 Muskeln müssen richtig zusammenspielen! - wurde nicht erlernt.

  • Das führt zu Fehlbildungen von Lauten.
    Die häufigste Fehlbildung ist das zwischen den Zähnen gebildete /s/ (Lispeln) oder das zischende /s/, bei dem die Luft seitlich zwischen den Zähnen entweicht.
    Fehlbildungen beeinträchtigen die Verständlichkeit meist nur geringfügig und erschweren auch das Lesen- und Schreibenlernen nicht.
    Sie können durch eine orofaziale Dysfunktion mitbedingt sein.
     
  • Manchmal können Laute gar nicht produziert werden und werden dann durch einen ähnlichen Laut ersetzt, z.B. das /k/ durch das /t/, aus dem „Käfer“ wird dann ein „Täfer“, aus „Kopf“ wird „Topf“.
     Die Verständlichkeit ist hierbei erschwert und es kann zu Problemen beim Erwerb der Schriftsprache führen.
Tonbeispiel: Florian, 6 Jahre, er erzählt eine Phantasie-Geschichte

Therapie bei Aussprachestörungen

In Absprache mit der Kinderärztin oder dem Kinderarzt ist eine Vorstellung in einer logopädischen Praxis sinnvoll, wenn bei den Eltern Sorge entstanden ist, weil ihr Kind nicht seinem Alter gemäß verständlich spricht.
In einer logopädischen Diagnostik lässt sich schnell feststellen, ob bei dem Kind eine noch altersgemäße Aussprache, eine Verzögerung oder eine Aussprachestörung vorliegt. In letzterem Fall sollte eine logopädische Therapie beginnen.

Kinder liegen auf dem Rücken und lachen

 Das können Sie zur Förderung der Entwicklung der Aussprache Ihres Kindes tun

  • Nehmen Sie sich Zeit für gemeinsame Gespräche, bei dem das Kind Zuhören und Sprechen lernt.
  • Schauen Sie Bilderbücher an, erzählen Sie dazu oder lesen Sie vor.
  • Korrigieren Sie die Aussprache nie direkt, sondern nur indirekt:

    Kind: „Mama, die Taukel it tu hok pür mik.“
     Mama: „Oh je, die Schaukel ist zu hoch für dich.“    

FAQ zur Therapie

Hier bekommen Sie Antworten auf eventuell auftretende Fragen zu Sprachentwicklungsstörungen und den Therapiemöglichkeiten in unserer Ambulanz.

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