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Lange Nacht der Skills

Die Lange Nacht der Skills ist eine Veranstaltung, die Studierenden und Lehrenden die Möglichkeit geben soll, sich semester- und studiengangsübergreifend zu vernetzen. Studierende können dabei an über 30 verschiedenen Workshop-Stationen ihre praktischen Fertigkeiten in zahlreichen Disziplinen verbessern.

Ergänzt wird das Angebot durch Stände und Informationsangebote aus den Bereichen Studium & Lehre des Dekanats sowie der Medizindidaktik.

Die Veranstaltung richtet sich ausdrücklich an alle Studierenden der Medizinischen Fakultät, unabhängig von Fachrichtung oder Studienfortschritt.

Die „Lange Nacht der Skills“ ist ein Kooperationsprojekt in enger Zusammenarbeit mit:

  • Fachschaften der Studierenden
  • Institut für klinische Anatomie
  • Medizinische Fakultät Tübingen
  • Universitätsklinikum Tübingen
Ansprechperson

Eva Eitler-Roosz, M. A.

Phone number: +49 7071 29-73920

E-mail address: Eva.Eitler-Roosz@med.uni-tuebingen.de



Wie man die Milz ertastet

SCHWÄBISCHES TAGBLATT, 26. Juni 2023 | Redakteur: Hendrick Huber

Bei der „Langen Nacht der Skills“ konnten Studierende die praktischen Fähigkeiten trainieren, die sie später bei der Arbeit brauchen. Von Hendrik Huber

Am Freitagabend ist nicht nur Party angesagt bei den Medizinstudenten, sondern auch Lernen und praktisches Ausprobieren. An 35 Stationen kann man von Hebammenwissenschaft über Gynäkologie und Anatomie bis zur Humanmedizin Fähigkeiten erlernen – und sich einfach ausprobieren. Danach gibt es eine Party für alle Teilnehmenden.

Moritz Mahling ist Bereichsleiter Teach beim „Time“ (Tübingen Institute for Medical Education) und einer der Organisatoren. Für ihn macht es die Mischung: „Wir feiern, dass Medizin ein Präsenzstudium ist und sich Studierende mit Lehrenden austauschen können.“ Ganz praktisch angeleitet zu werden von Dozenten, die man sonst nur aus dem Hörsaal kennt, das ist hier lockerer als normalerweise, meint Tobias Löffler von der Fachschaft Medizin. Gerade auch die jüngeren Studenten können so erstmalig sehen, was einen später im Studium und Beruf dann erwartet: das erste Mal Operationswerkzeuge in der Hand halten und die Arzt-Patient-Beziehung hautnah erleben.

In einem Raum werden deshalb Patientengespräche simuliert. Die Teilnehmer nehmen die Arztrolle ein, und eine Schauspielerin spielt Patientin. Die beiden führen dann ein Gespräch, „um zum Beispiel zu gucken, wie ich die Patientin motiviere, mit dem Rauchen aufzuhören“, so Anne Herrmann-Werner, Direktorin von Time. Währenddessen stehen circa 10 Studierende hinter einer undurchsichtigen Scheibe und beobachten den Gesprächsverlauf. Hinterher gibt es dann Feedback.

Es gibt einige Virtual Reality Stationen. Hier können Studierende in virtuellen Szenarien Entscheidungskraft und Geschicklichkeit beweisen. In einem Kooperationsprojekt mit der Universität Freiburg entstand so die Simulation einer Notsituation, in der ein Patient zu ersticken droht. Doch die Rettung naht: Mit der Brille auf den Kopf geschnallt und Controllern in den Händen schnappt sich der Medizinstudent Miran Schad ein virtuelles Skalpell und setzt zu einem Schnitt am Kehlkopf an. Er hat nur 120 Sekunden, um das Leben des Patienten zu retten, indem er einen Zugang zur Luftröhre schafft. „In Notfallsituationen ist man immer im Stress. Man muss trainieren, damit die Abläufe sitzen, und das kann man hier beliebig oft trainieren“, so Tobias Albrecht, Oberarzt in der H&O-Klinik. Inzwischen sind nur noch wenige Sekunden übrig – der Patient läuft blau an und droht zu ersticken. Doch endlich klappt es, die Lebensrettung ist geglückt. „Die Steuerung ist gar nicht so einfach“, meint Miran Schad, der im 5.Semester Medizin studiert: „Aber das ist eine richtig gute Methode, um den Ablauf der Operation unter Zeitstress zu verinnerlichen.“ Denn wenn es mal nicht glücken sollte, kann man einfach auf „nochmal“ drücken und das gleiche Szenario beginnt von vorne.

Bei der Epithetik können Studenten körperliche Ersatzteile herstellen. Man lernt, einen Gipsabdruck der eigenen Nase zu machen und diesen dann mit Silikon auszugießen. So können Patienten zum Beispiel nach einer Tumoroperation künstliche Ersatzteile bekommen. Doch neben all dem Lernen fehlen Spaß und Kreativität auf keinen Fall: Ein Student wird den Gipsabdruck zu Hause mit Wachs ausgießen und zu einer Kerze umfunktionieren.

Das Meiste wird an Präparaten gelernt, der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. So gibt es zum Beispiel Weintrauben, in Agar eingelegt, die Gewebe simulieren. Das wird dann beim Ultraschalltraining untersucht. Doch dann gibt es auch Menschen, die ihren Körper spenden, damit Mediziner daran lernen dürfen. „Das ist einfach was so Großartiges und Privilegiertes“, sagt Anne Herrmann-Werner, Direktorin von Time. Und so beugen sich an einer Station neun Studenten in blauen Kitteln über einen geöffneten menschlichen Körper. Der Direktor für klinische Anatomie und Zellanalytik Bernhard Hirt leitet die Studenten an: „Da sieht man mal, wie weit das nach unten geht. Sie haben alle Handschuhe an, sie müssen alle mal reinfassen. Die Niere ertasten, die Milz tasten.“ Mit Endoskop und Kamera entdecken die Studenten den geöffneten Bauch, um so vielleicht mal zukünftig Bauchspeicheldrüsentumore behandeln zu können.

Während die Studenten drinnen von Station zu Station gehen, hört man durch die geschlossenen Türen Partymusik vom Flur. Langsam wird die Musik lauter, denn im Anschluss gibt es eine Party. Bernhard Hirt sagt lachend: „Draußen ist Musik, aber irgendwie kriegen wir die nicht aus dem Saal raus. Man sieht, die sind alle heiß drauf zu lernen und auszuprobieren.“