Klinik für Kinder- und Jugendmedizin

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Address: Hoppe-Seyler-Str. 1
72076 Tübingen


Person profile: 07071 29-83781


Psychoneuroimmunologie und Psychoonkologie

Forschungsschwerpunkt unserer Arbeitsgruppe

Die enge Verbindung zwischen Psyche, Immunsystem und körperlicher Gesundheit bildet das Fundament unserer Forschung. Das Immunsystem ist weit mehr als ein Schutzmechanismus gegenüber Krankheitserregern oder bösartig veränderten Zellen: Es steht über komplexe Signalmoleküle – darunter Zytokine, Hormone, Neuropeptide und Neurotransmitter – in ständigem Austausch mit dem Gehirn und dem endokrinen System. Dieses fein abgestimmte Zusammenspiel beeinflusst zentrale Prozesse der Krankheitsverarbeitung, Regeneration und psychischen Stabilität – insbesondere bei chronischen und lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Krebs.

In unserer Arbeitsgruppe widmen wir uns der Erforschung dieser Wechselwirkungen bei krebskranken Kindern und Jugendlichen, insbesondere im Kontext intensiver Therapien wie der hämatopoetischen Stammzelltransplantation. Unser Ziel ist es, besser zu verstehen, wie sich körperliche und seelische Belastungen gegenseitig beeinflussen – und wie wir gezielt dazu beitragen können, diese Wechselwirkungen im Sinne einer ganzheitlichen Gesundheitsförderung positiv zu beeinflussen.

Dazu untersuchen wir in interdisziplinären Projekten insbesondere folgende Bereiche:

  • Psychoonkologische Begleitung: Wir erforschen, wie psychologische Unterstützung zur Stabilisierung und Stärkung der seelischen Widerstandskraft beiträgt – sowohl während der Behandlung als auch in der Nachsorge
  • Mentale Stärke und Resilienz: Im Fokus stehen psychologische und neurobiologische Faktoren, die helfen können, Ängste zu regulieren, Motivation zu fördern und Bewältigungsstrategien zu entwickeln
  • Körperliche Aktivität: Wir analysieren, wie sport- und bewegungstherapeutische Angebote dazu beitragen können, Funktionseinbußen vorzubeugen und sowohl körperliche als auch emotionale Ressourcen zu aktivieren
  • Ernährung: Wir untersuchen, welchen Einfluss der Ernährungszustand auf Therapiebelastung, Immunfunktion und langfristige Gesundheit hat – mit besonderem Blick auf Risikofaktoren und die Bedeutung einer individuell angepassten Ernährung
  • Lebensqualität: Ein zentrales Anliegen ist die systematische Erfassung und Förderung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität der Kinder und Jugendlichen. Dabei berücksichtigen wir sowohl subjektive Einschätzungen als auch objektive Parameter körperlicher, psychischer und sozialer Teilhabe

Unser langfristiges Anliegen ist es, zur Entwicklung integrativer und kindgerechter Behandlungsansätze beizutragen, die neben der rein medizinischen Therapie auch mentale, funktionelle und emotionale Aspekte einbeziehen und damit auch möglichst die Inklusion und soziale Teilhabe von Kindern und Jugendlichen fördert. Dabei ist uns bewusst, dass jeder Schritt auf diesem Weg neue Fragen aufwirft – unsere Forschung versteht sich daher als ein kontinuierlicher Prozess des Lernens, Prüfens und Weiterentwickelns, getragen von der Hoffnung, jungen Patient:innen und ihren Familien eine möglichst stabile und lebenswerte Perspektive eröffnen zu können.

Besonderes Augenmerk gilt dabei auch der Zeit nach Abschluss der intensiven Therapie. Viele Kinder und Jugendliche erleben die Rückkehr in den Alltag als ebenso herausfordernd wie die Erkrankung selbst. Deshalb möchten wir auch in der Nachsorge geeignete Ansätze identifizieren, um die Resilienz langfristig zu stärken, mögliche Spätfolgen zu minimieren und die Lebensqualität nachhaltig zu fördern – im besten Fall bis weit über das Ende der medizinischen Behandlung hinaus.

Leitung

frontend.sr-only_#{element.icon}: Prof. Dr. Michaela Döring


Mehr zur Person

frontend.sr-only_#{element.icon}: Dr. Karin Cabanillas Stanchi


Mehr zur Person
  • Prof. Dr. Jennifer Svaldi, Dustin Werle – Klinische Psychologie und Psychotherapie, Eberhard-Karls-Universität Tübingen
  • Tobias Schumacher, Tobias Giebler – TherapieZentrum Tübingen, Universitätsklinikum Tübingen

Auf in ein neues Leben – Psychoonkologische Begleitung nach Intensivchemotherapie oder hämatopoetischer Stammzelltransplantation bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen

In dieser Studie sollen Jugendliche und junge Erwachsenen, die eine Intensivchemotherapie oder Stammzelltransplantation erhalten haben, psychoonkologisch begleitet werden. Diese Begleittherapie soll dabei die mentale Stärke, aber auch die körperliche Widerstandskraft (Immunkompetenz) der Patienten stärken. Die psychischen Auswirkungen dieser Therapie sollen dabei an Hand von standardisierten und wissenschaftlich evaluierten Fragebögen untersucht werden. Die physischen Effekte auf das Immunsystem sollen an Hand von Immunstatus-und Stressparametern, sowie durch eine Analyse der Infekthäufigkeit und dem Auftreten von Rezidiven gemessen werden. Abhängig von den Ergebnissen der Studie soll für die Universitäts-Kinderklinik Tübingen ein festes, psychoonkologisches Konzept für alle jugendlichen Patienten nach Stammzelltransplantation bzw. Intensivchemotherapie etabliert werden. Das Projekt wurde mit dem Stiftungspreis 2020 der Town&Country-Stiftung ausgezeichnet. Artikel zum Projekt im Magazin FORUM Ausgabe 33 ab Seite 12.


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Sport bei Krebs – Neues Sportprogramm zur Erhaltung der Muskelkraft und Mobilität bei pädiatrischen Patienten ab 6 Jahren mit malignen und nichtmalignen Erkrankungen nach hämatopoetischer Stammzelltransplantation

Gesunde Bewegung soll den Kindern dabei helfen, Kreislauf und Muskeln zu aktivieren und mit neuem Mut die oft langen Wochen und zehrenden Behandlungen in der Stammzelltransplantationseinheit und während der tagesklinischen Betreuung durchzustehen, um schneller gesund werden zu können. Ein strukturiertes neues Sportprogramm, eigens konzipiert für diese Kinder, soll ihnen die Möglichkeit geben, ihr Schicksal vergessen, Körper und Seele stärken, und Spaß haben zu können. Mit jedem Tag, den die Kinder im Bett liegen, werden sie schwächer, Muskeln und Immunsystem bauen ab. Manchmal auch die Stimmung. Da ist Sport gerade richtig: Er macht Spaß und kräftigt Seele und Körper. Der Grund liegt auf der Hand. Die schweren Nebenwirkungen der Krebsbehandlung und die langen Tage im Krankenhaus setzen den erkrankten Kindern oft sehr zu. Manche Patienten sind sogar zu schwach, um zu laufen. Da setzt therapiebegleitende Bewegung ein: Im richtigen Maß wirkt sie bleibenden Schäden, Muskelschwäche oder gefährlichen Erkrankungen wie Lungenentzündung entgegen. Insbesondere bedürfen die Patienten nach hämatopoetischer Stammzelltransplantation (HSZT) eines auf sie abgestimmtes Sportprogramm, das die besonderen Aspekte nach einer erfolgten HSZT berücksichtigt. In dieser prospektiven Studie sollen Kinder ab dem 6. Lebensjahr, während des stationären Aufenthaltes im Rahmen der HSZT, sowie im Posttransplantationsverlauf bis Tag 200 nach HSZT ein strukturiertes Trainingsprogramm zur Erhaltung und Aufbau der Muskelkraft und zur Erhaltung der Mobilität durchlaufen. Mit Hilfe der Studienergebnisse soll langfristig ein wirksames, physiotherapeutisches Konzept für unsere kleinen und großen Patienten entwickelt werden, das sowohl stationär als auch zu Hause durchgeführt werden kann. Artikel zum Projekt im Magazin FORUM Ausgabe 37.

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  • Stefan-Morsch-Stiftung, Birkenfeld
  • Madeleine Schickedanz-Kinderkrebs-Stiftung, Fürth-Dambach
  • Förderverein für krebskranke Kinder Tübingen e. V., Tübingen
  • Stiftung des Fördervereins für krebskranke Kinder Tübingen e. V., Tübingen
  • Dr. med. Melinda Eikemeier, 2014: Analyse von Fluconazol, Itraconazol und Posaconazol als orale antifungale Prophylaxe bei immunsupprimierten pädiatrischen Patienten während Chemotherapie.
  • Dr. med. dent. Olivia Blume, 2014: Comparison of itraconazole, voriconazole, and posaconazole as oral antifungal prophylaxis in pediatric patients following allogeneic hematopoietic stem cell transplantation.
  • Döring M, Cabanillas Stanchi KM, Lenglinger K, Treuner C, Gieseke F, Erbacher A, Mezger M, Vaegler M, Schlegel PG, Greil J, Bettoni da Cunha Riehm C, Faul C, Schumm M, Lang P, Handgretinger R, Müller I (2021) Long-Term Follow-Up After the Application of Mesenchymal Stromal Cells in Children and Adolescents with Steroid-Refractory Graft-Versus-Host Disease. Stem Cells Dev., doi: 10.1089/scd.2020.0191. 
  • Döring M, Kluba T, Cabanillas Stanchi KM, Kahle P, Lenglinger K, Tsiflikas I, Treuner C, Vaegler M, Mezger M, Erbacher A, Schumm M, Lang P, Handgretinger R, Müller I (2020) Longtime outcome after intraosseous application of autologous mesenchymal stromal cells in pediatric patients and young adults with avascular necrosis after steroid or chemotherapy. Stem Cells Dev., doi:10.1089/scd.2020.0019
  • Cabanillas Stanchi KM, Willier S, Vek J, Schlegel P, Queudeville M, Rieflin N, Klaus V, Gansel M, Rupprecht JV, Flaadt T, Binder V, Feuchtinger T, Lang P, Handgretinger R, Döring M (2020) Antiemetic Prophylaxis with Fosaprepitant and 5-HT(3)-Receptor Antagonists in Pediatric Patients Undergoing Autologous Hematopoietic Stem Cell Transplantation. Drug Des Devel Ther., 14:3915-3927. doi:10.2147/dddt.S260887
  • Cabanillas Stanchi KM, Vek J, Schlegel P, Rupprecht J, Flaadt T, Weber S, Michaelis S, Lang P, Handgretinger R, Döring M (2020) Antiemetic Prophylaxis with Fosaprepitant and Granisetron in Pediatric Patients undergoing Allogeneic Hematopoietic Stem Cell Transplantation. J Cancer Res Clin Oncol., 146(4):1089-1100
  • Cabanillas Stanchi KM, Queudeville M, Malaval C, Feucht J, Schlegel P, Dobratz M, Seitz C, Müller I, Lang P, Handgretinger R, Döring M (2019) Comparison of procalcitonin and C-reactive protein as early diagnostic marker for the identification of transplant-related adverse events after allogeneic hematopoietic stem cell transplantation in pediatric patients. J Cancer Res Clin Oncol.,, 145(11):2779-2791.

Seminar „Psychoneuroimmunologie und Psychoonkologie in der pädiatrischen Hämatologie und Onkologie“ / Wahlpflichtfach für Studierende der Humanmedizin im Hauptstudium / Blockseminar / max. 12 Studierende / Anmeldung in ILIAS