Wissenschaftler der Abteilung Innere Medizin IV auf dem Europäischen Diabeteskongress EASD
EASD 2021
Auch dieses Jahr waren wieder zahlreiche Wissenschaftler der Abteilung IV für Diabetologie, Endokrinologie und Nephrologie der Medizinischen Klinik/ des Instituts für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen (IDM) des Helmholtz Zentrums München an der Universität Tübingen bei der Konferenz der Europäischen Stiftung für Diabetesforschung (European Association for the Study of Diabetes, EASD) vertreten.
Im Zuge eines internationalen Expertengremiums diskutierte Institutsdirektor Prof. Dr. Andreas Birkenfeld über die klinische Sicherheit und Effektivität von Finerenon. In einer kürzlich veröffentlichten Studie konnte gezeigt werden, dass dieser nicht-steroidale Antagonist des Mineralokortikoidrezeptors Nierenprobleme und Hospitalisierung aufgrund von Herzversagen bei über 13000 Patienten mit Type 2 Diabetes reduzieren konnte (Pitt et al. NEJM 2021). An dieser Diskussion nahmen unter anderem auch Ralph de Fronzo, Jan-Hendrick Groop und George Bakris teil.
Prof. Birkenfeld hielt des Weiteren einen Vortrag über die Rolle von neuronalen INDY (Akronym für „I’m Not Dead Yet“) bei der Regulation des peripheren Metabolismus und beschrieb, dass INDY eine neue Behandlungsoption für metabolische Erkrankungen darstellen könnte.
PD Dr. Stephanie Kullmann, stellvertretende Leiterin der Abteilung ‚Metabolic Imaging‘, stellte neuste Studienergebnisse vor, die zeigen, dass selbst eine fünftägige hyperkalorische Ernährung zu zentraler Insulinresistenz und zu einer Ansammlung von Leberfett bei gesunden normalgewichtigen Männern führen kann. Dieser Effekt erwies sich als reversibel kurz nachdem die Probanden ihre normale Diät wieder aufgenommen hatten.
Prof. Dr. Susanne Ullrich, Leiterin der Abteilung ‚Islet Facility‘, hielt einen Vortrag zur Rolle der Fettzelle in der Bauchspeicheldrüse. Die Charakterisierung humaner Fettzellen der Bauchspeicheldrüse deutet darauf hin, dass vor allem Adipozyten von Patienten mit Typ-2-Diabetes schlecht auf lipolytische Reize reagieren. Fettzellen der Bauchspeicheldrüse tragen allerdings zu niedrig gradigen Gewebsentzündungen bei, sobald sie Fetuin-A ausgesetzt sind, einem Hepatokin, das aus der Leber abgesondert wird.
Dr. Simon Dreher und Dr. Miriam Hoene aus der Abteilung ‚Molecular Diabetology‘ hielten Vorträge zu möglichen Mechanismen in Zusammenhang mit Sport. Dr. Dreher stellte seine Ergebnisse zum TGFβ1-induzierten miR143/145 Cluster in der humanen Skelettmuskulatur vor, welche insulinsignalisierende Moleküle und MYH1 negativ reguliert. Dr. Hoene stellte Daten zum Blut Metabolite Profiling zur Charakterisierung der Wechselbeziehung zwischen akuter körperlicher Belastung und Training vor. Des Weiteren suchten Dr. Hoene und Kollegen nach weiteren Metaboliten, die durch akute körperliche Belastung reguliert werden und somit die Verbesserung der Insulinsensitivität durch Training vorhersagen könnten.
Prof. Dr. Robert Wagner, Leiter der endokrinologischen Ambulanz, hielt einen Vortrag zur Rolle von Glukagon und anderen Produkten des Proglukagon-Gens nach Glukosebelastung im Metabolismus. Der metabolisch gesunde Phänotyp nicht-supprimierten Glukagons nach oraler Glukoseaufnahme könnte biologisch mit anderen Produkten des Proglukagon-Gens (wie Glyzerin) in Zusammenhang stehen.
Katsiaryna Prystupa stellte Ergebnisse zu den kürzlich gefundenen Diabetes Clustern vor. Patienten bestimmter Cluster zeigten eine eingeschränkte Insulinsekretion. Außerdem hat der TCF7L2 Risiko-Genotyp unterschiedliche Effekte auf die Insulinsekretion in diesen Subgruppen. GLP1-Rezeptoren der Betazelle scheinen wiederum eine wichtige Rolle bei der glukoseabhängigen Insulinfreigabe zu spielen.
Dorina Löffler (Studienzentrale) stellte Daten aus der noch laufenden PREG Studie vor. Sie hielt einen Vortrag zum Effekt der Stilldauer auf anthropometrische Parameter, Glukose und den Fettstoffwechsel bei Frauen mit und ohne Gestationsdiabetes. Eine längere Stillzeit könnte demnach einen antiatherogenen Effekt haben und das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen reduzieren. Vor allem Frauen mit hohem metabolischem Risiko könnten somit von einer längeren Stilldauer profitieren.
Auch wenn dieses Jahr coronabedingt wiederum lediglich eine digitale Konferenz stattfinden konnte, stellt die EASD für uns ein hervorragendes Forum dar, auf internationaler Bühne Neues über relevante Themeninhalte zu erfahren sowie die Möglichkeit, uns mit international herausragenden Wissenschaftlern auszutauschen.