Neue Möglichkeiten der Krebsbehandlung

Verursachen Pilze, Viren und Bakterien auch Krebs? Das soll in Tübingen am neuen Krebsforschungszentrum erforscht werden.
Der künftige Leiter Nisar Malek erklärt die Pläne.

Herr Malek, ein Zentrum soll erforschen, ob und wie Pilze, Viren und Bakterien Krebs auslösen. Das ist ein sehr neuer Ansatz. Warum ist das so ein wichtiges Thema, dass dafür voraussichtlich über 50 Millionen Euro ausgegeben werden?
Weil in erster Linie die Pilze, Viren und Bakterien nicht nur Krebs auslösen können, sondern möglicherweise auch ganz neue Strategien für die Behandlung von Krebserkrankungen bieten. Die produzieren nämlich viele Stoffe, von denen wir noch gar nicht wissen, wie sie genau aussehen und wie sie wirken. Aufgrund bisheriger Untersuchungen vermuten wir aber, dass sie völlig neue Möglichkeiten für die Krebsbehandlung eröffnen. Die wollen wir in dem neuen M3-Institut identifizieren und dann möglichst schnell auch in klinischen Studien testen.

M3-Institut – das erste M steht für Mikrobiom, also die Gesamtheit der genannten Mikroorganismen. Und die anderen beiden M?
Metabolom – das sind die Stoffwechselveränderungen, die entweder durch Ernährungsveränderungen, aber auch durch Diabetes oder Mikroorganismen ausgelöst werden. Malignom steht für Tumorerkrankungen, weil es ja um deren Erforschung und Behandlung geht.


An dem Namen kann man ablesen, dass da viele Disziplinen neu verwoben werden. Ist denn schon gesichert, dass es zwischen den drei Ms eine Verbindung bei der Entstehung von Krebs gibt – oder wie grundlegend ist Ihre Forschung?
Wir wissen aus der Grundlagenforschung, dass diese Zusammenhänge bestehen. Wir wissen aus tierexperimentellen Untersuchungen, dass sie ganz große Einflüsse auf die verschiedensten Funktionen im Körper haben. Was wir noch nicht können: Diese Zusammenhänge auch für die Behandlung von Menschen nutzen. Vor allem das wollen wir im M3-Institut herausfinden, also die Übertragung solcher grundlagenwissenschaftlicher Erkenntnisse auf neue Therapien.


Wie schnell erhoffen Sie sich denn Ergebnisse – rechnen Sie in zwei Jahren schon mit einer Erfolgsmeldung?
Nein, es wird auch nicht so sein, dass wir nur eine Therapie oder nur ein Medikament entwickeln werden. Es wird ein kompliziertes Zusammenspiel von verschiedenen Maßnahmen sein: Einflüsse des Mikrobioms, aber auch Immun- und Molekulartherapien und vieles andere soll kombiniert werden. Verschiedene Krebserkrankungen werden nicht durch ein einziges Medikament geheilt, sondern durch das Zusammenspiel verschiedener Maßnahmen. Das wollen wir in M3 erforschen und dafür brauchen wir einen mittellangen Atem.


Am neuen Institut sollen dann 200 Menschen arbeiten. Wie viel Vorfreude spüren Sie jetzt?
Wir gehen ja davon aus, dass die Entscheidung im Juni positiv sein wird. Jetzt ist die Vorfreude natürlich groß: Wir arbeiten gerade an den Forschungskonzepten und suchen überall Professoren für das neue Institut in Tübingen.

Interview: Sandra Müller, Online: Katharina Thoms

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