Die Therapie der Scheidenaplasie kann durch eine nicht-operative und verschiedene Operationsmethoden erfolgen. Grob unterscheidet man zwischen dehnungschirurgischen Methoden, chirurgisch-plastischen Verfahren und nicht operativen Dehnungsverfahren:
Dehnungschirurgischen Methoden
Die dehnungschirurgische Bauchspiegelung modifiziert nach Wallwiener und Brucker ( S. Brucker, W. Zubke, D. Wallwiener, B. Aydeniz. Optimierung der laparoskopisch-assistierten Neovagina-Anlage durch neue Applikationsinstrumente inklusive einem neuen mechanischen Spannapparat Geburtsh Frauenheilk 2004; 64: 70-75) ist eines der modernsten, erfolgreichsten und minimalinvasivsten Verfahren
Chirurgisch-plastischen Verfahren
Spalthautvagina (McIndoe-Methode)
Neovagina aus Darmsegmenten
Douglas-Peritoneum-Neovagina nach Davidov
Nicht operative Dehnungsverfahren
= Scheidenbildung durch konservative Dehnung der vorhandenen Scheidenhaut nach Frank (mittels Dehnungsphantomen/ -stiften/ -stents) oder durch regelmäßig stattfindenden Geschlechtsverkehr Bei Versagen der nicht-operativen Dehnung einer vorhandenen Scheide kann immer eine operative Methode angewandt werden
Andere Operationsmethoden
Neben der oben erwähnten laparoskopischen Dehnungsmethode gibt es zahlreiche andere Methoden, die allerdings ein Transplantat, also Eigengewebe von woanders (z.B. Haut von Po oder Oberschenkel, Darm, Bauchfell etc.) benötigen, um eine Neovagina zu bilden. Unserer Meinung nach sind diese Methoden deutlich aufwendiger (damit auch risikoreicher) und schaffen nicht unbedingt eine natürliche Scheide. Sie sind für Patientinnen reserviert, bei denen die oben erwähnte Methode nicht angewendet werden kann, z.B. aufgrund weiterer Erkrankungen oder nach ausgedehnten Voroperationen.
Die jeweilige Therapie hängt in erster Linie von der Art und Schwere der Erkrankung ab. Im Folgenden soll nur die Therapie der Scheidenaplasie diskutiert werden, da die Behandlung der restlichen Symptome zu spezifisch ist, um sie in Kürze darstellen zu können.
Neovagina Sprechstunde
In der Universitäts-Frauenklinik Tübingen können Sie sich von einem erfahrenen Team betreuen und beraten lassen.
Auch wenn Sie sich gegen eine Operation und für die Selbstdehnung entscheiden, welche laut internationalen Leitlinien immer noch die risikoärmste Therapieform darstellt, unterstützen wir Sie wo wir können. über diese Möglichkeit wird jede unserer Patientinnen aufgeklärt. Nicht jede muss sich zunächst dafür entscheiden, viele können sie sich trotz ausführlicher Aufklärung für sich selbst nicht vorstellen. Sollten sie sich jedoch dafür entscheiden ist der Ablauf wie folgt: mit Dehnungsphantomen unterschiedlicher Größe sollten Sie täglich für ca. eine halbe Stunde das Scheidengrübchen dehnen (häufig zunächst im Liegen, später im Sitzen). Wir zeigen Ihnen bei Ihrem ersten Besuch und auch den regelmäßigen Folgebesuchen genau, wie Sie das am besten machen, um nicht versehentlich die Harnröhre mit zu dehnen. Die Dauer der Dehnung beträgt in der Regel mehrere Monate, in denen man unbedingt konsequent vorgehen muss. Alternativ zur Phantomanwendung kann die Selbstdehnung auch durch regelmäßig stattfindenden Geschlechtsverkehr erfolgen. Sollte diese Methode nicht den gewünschten Erfolg bringen, ist zu jedem Zeitpunkt eine Operation möglich.
Dehnungschirurgische Methode
Für die meisten jungen Frauen ist eine “normale” Scheide und somit auch die Möglichkeit zum Geschlechtsverkehr ein zentrales Element ihres weiblichen Selbstverständnisses.
Um jungen Frauen diesen Wunsch zu erfüllen hat es sich etabliert eine neue Scheide (sog. Neovagina) anzulegen.
Es gibt verschiedene Operationstechniken zur Anlage einer Neovagina.
Allerdings hat sich in den letzten Jahren im Kompetenzzentrum Tübingen die Methode der minimal-invasiven Bauchspiegel-Technik in Modifikation nach Wallwiener und Brucker (Literatur: S. Brucker, W. Zubke, D. Wallwiener, B. Aydeniz. Optimierung der laparoskopisch-assistierten Neovagina-Anlage durch neue Applikationsinstrumente inklusive einem neuen mechanischen Spannapparat Geburtsh Frauenheilk 2004; 64: 70-75) als besonders Erfolg versprechend herauskristallisiert. Um diesen Erfolg sicher zu gewährleisten, muss die Operation durch Experten durchgeführt werden. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass die durchschnittliche neue Scheidenlänge deutlich im gewünschten Bereich liegt, auf Dauer mehr oder weniger stabil bestehen bleibt.
Eine noch weiter verbesserte Operationstechnik sowie ein neues Instrumentarium haben das Auftreten von Komplikationen fast unmöglich gemacht.
Aufgrund der Tatsache, dass die Betroffenen sowohl Schamlippen als auch eine Klitoris haben, entsteht mit der Anlage einer Neovagina, eine Scheide, welche die Patientin in keinster Weise einschränkt und völlig natürlich ist.
Das Prinzip der Operation ist eine kontrollierte Dehnung.
Ein Steckgliedphantom, welches mit 2 Zugfäden verbunden ist, übt kontinuierlich starken Druck auf das vorhandene Scheidengrübchen aus und bildet so innerhalb von wenigen Tagen eine Neovagina aus. Die Haut des Scheidengrübchens wird also einfach nach innen gedehnt, so dass eine natürliche Scheidenschleimhaut entsteht, die auch ganz natürlich beim Geschlechtsverkehr feucht und weit wird.
Während der Operation werden die zwei an der Spitze des Steckgliedphantoms befestigten Zugfäden durch das Scheidengrübchen in den Bauchraum geführt. Im Bauchraum werden die Fäden mittels Bauchspiegelung durch die Bauchdecke geleitet und auf Höhe des Bauchnabels durch die Bauchdecke ausgeleitet.
Die Fäden werden anschließend an dem neu entwickelten Spannapparat befestigt und angespannt. Dadurch wird das Steckgliedphantom in das Scheidengrübchen hineingezogen.
Der Spannapparat wird nun über einen Zeitraum von wenigen Tagen täglich an einem kleinen Rad nachgespannt. Während dieser Zeitspanne, muss die Patientin im Krankenhaus bleiben und bekommt eine Schmerztherapie.
Nach wenigen Tagen hat sich auf diese Art und Weise eine optimale Neovagina von einer angestrebten Länge von 9-10 cm gebildet, Spannapparat und Steckgliedphantom werden entfernt und die Patientin kann in die Nachbehandlung entlassen werden.
Die Patientin kann bereits wenige Wochen nach der Operation Geschlechtsverkehr haben und somit eine normale Partnerschaft führen.
Komplikationen
Auch bei minimalinvasiven Eingriffen können Komplikationen auftreten. Diese wurden jedoch durch die verbesserte Operationsmethode und die weiterentwickelten Operationsinstrumente deutlich reduziert. Trotzdem besteht zum Beispiel die Gefahr der Verletzung von Blase und Harnröhre oder auch des Darmes. Auch Blutungen oder Nervenläsionen sind mögliche Komplikationen.
Durch neuste Technik und modernstes Instrumentarium im Expertenteam sind diese aber fast unmöglich geworden. Sehr selten können auch die Spannfäden reißen, was einen erneuten Eingriff zur Folge haben würde. Dies war jedoch mit dem neuen Spannapparat noch nie der Fall.
In der Zeit nach dem Eingriff besteht die Gefahr einer Verkürzung und Verengung der neugebildeten Scheide, wenn die Anweisungen des behandelnden Arztes nicht befolgt werden. Dies bedeutet zum Beispiel, dass während einiger Monate nach der Operation ein Scheidenphantom regelmäßig getragen werden muss, um eine Verklebung der Neovagina zu verhindern.
Erfolgsaussichten
Die bisherigen klinischen Ergebnisse an der Universitätsfrauenklinik in Tübingen sind sehr positiv ausgefallen. Es wurden bereits bereits über 250 Patientinnen nach der neuen verbesserten Methode und Operationstechnik und dem neuen Instrumentarium operiert.
Das anatomische und funktionelle Ergebnis hat sich weiter verbessert:
die neue Scheide ist bis auf 10 – 12 cm dehnbar und liegt somit deutlich im gewünschten Bereich
die neue Scheide ist gut fixiert
Geschlechtsverkehr ist bereits nach 4 Wochen problemlos möglich und die Scheide wird ganz natürlich feucht und weit, wie bei jeder anderen Frau auch
kein Auftreten von Infektionen
keinerlei Verletzungen anderer Organe
Aufgrund der Tatsache, dass die Betroffenen sowohl Schamlippen als auch eine Klitoris haben, entsteht mit der Anlage einer Neovagina, eine Scheide, welche die Patientin in keinster Weise einschränkt und völlig natürlich ist.
Dies alles konnte trotz einer Halbierung der Spanndauer auf durchschnittlich 3 – 4 Tage und damit einem Krankenhausaufenthalt von nur noch ca. einer Woche erreicht werden. Nach einer weiteren Woche ist auch das tägliche Leben (Belastung, Sport) ohne große Einschränkungen wieder möglich.
Wir führen die Operation inzwischen dann durch, wenn bei dem betroffenen Mädchen / der betroffenen Frau der Wunsch nach einer Scheide besteht. Wir warten nicht bis eine feste Partnerschaft besteht.
Leben ohne Scheide
Manche Frauen verzichteten auf die operative Therapieoption, insbesondere da in der Vergangenheit eine operative Therapie eine große Belastung der Patientin bei geringem Erfolg bedeutete.
Sexuelle Befriedigung und Intimität muss nicht notwendigerweise aus vaginalem Geschlechtsverkehr erfolgen. In Zusammenarbeit mit anderen Betroffenen und psychologischer Unterstützung können Patientinnen vielfältige Wege einschlagen um sich sexuell zu entfalten.
In jedem Fall und ganz besonders, wenn es sich bei der Patientin um eine sehr junge Frau handelt, müssen sämtliche Optionen besprochen und alle Wünsche berücksichtigt werden.
In den letzten Jahren kann man jedoch beobachten, dass sich der weitaus größte Teil der Betroffenen für eine operative Behandlung entscheidet, da sie der Patientin bei geringer Belastung alle Möglichkeiten der Entfaltung eröffnet.
Bitte treffen Sie eine Auswahl um fortzufahren.
Weitere Informationen zu den Auswirkungen Ihrer Auswahl finden Sie unter Hilfe.
Um fortfahren zu können, müssen Sie eine Cookie-Auswahl treffen.
Cookies zulassen:
Wir setzen das Analysetool Google Analytics ein, um Besucher-Informationen wie z.B. Browser, Land, oder die
Dauer, wie lange ein Benutzer auf unserer Seite verweilt, zu messen. Ihre IP-Adresse wird anonymisiert
übertragen, die Verbindung zu Google ist verschlüsselt.
Nur notwendige Cookies zulassen:
Wir verzichten auf den Einsatz von Analysetools. Es werden jedoch technisch notwendige Cookies, die eine
reibungslose Navigation und Nutzung der Webseite ermöglichen, gesetzt (beispielsweise den Zugang zum
zugangsbeschränkten Bereich erlauben).