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Informationen zur Einleitung der Geburt

Indikationen, Ziele, Methoden und mögliche Risiken der Geburtseinleitung

Eine Geburtseinleitung ist eine besondere Situation. Aus Erfahrung wissen wir, dass dieser Prozess oft mit Ängsten, Unsicherheiten und falschen Erwartungen verknüpft ist. Nicht zuletzt führen plakative Pressemeldungen und Beiträge in Sozialen Medien immer wieder zu großen Verunsicherungen, da Sachinhalte bezüglich der Geburtseinleitung aus dem Zusammenhang gerissen dargestellt werden. Neben unserer individuellen persönlichen Beratung sollen nachstehende Information tiefer in die Thematik einführen und Ihnen die Grundlage geben im persönlichen Beratungsgespräch Fragen stellen zu können. Sie erhalten einen Überblick der von uns empfohlenen Einleitungsmethoden und Hinweise auf wichtige Aspekte der Geburtseinleitung.

Die Indikation zur Geburtseinleitung erfolgt bei uns durch eine geburtshilflich erfahrene Fachärztin oder einen Facharzt.
Unser Ziel jeder Geburtseinleitung ist eine sichere und glückliche Entbindung Ihres Kindes.
Pflegerische oder ärztliche Visiten erfolgen bei uns ebenso selbstverständlich, wie das Gespräch über Ihr Befinden.

Wann ist eine Geburtseinleitung sinnvoll und was ist das Ziel?

Wann ist eine Geburtseinleitung sinnvoll?

Grundsätzlich soll eine Geburtseinleitung nur dann durchgeführt werden, wenn sich ein besseres geburtshilfliches Ergebnis für Mutter und Kind erzielen lässt, als dieses durch ein abwartendes Verhalten erreicht werden kann. Daher wird eine Geburtseinleitung auch nur dann in Betracht gezogen, wenn die vaginale Geburt der für Sie individuell geeignetste Geburtsmodus ist und die Geburt mittelbar erfolgen soll. Typische Gründe einer Geburtseinleitung sind beispielsweise der Diabetes mellitus in der Schwangerschaft, die Terminüberschreitung, Bluthochdruckerkrankungen in der Schwangerschaft, eine nachlassende Funktion des Mutterkuchens oder mütterliche bzw. kindliche Erkrankungen. Da es auch Kontraindikationen einer Geburtseinleitung zu beachten gibt, wird die Indikation zur Geburtseinleitung durch eine geburtshilflich erfahrene Fachärztin bzw. einen Facharzt gestellt. Eine Geburtseinleitung bedeutet immer eine besondere Sorgfaltspflicht, da der physiologische Rahmen der Schwangerschaft verlassen wird.

Was ist das Ziel der Geburtseinleitung?

Das Ziel jeder Geburtseinleitung ist eine sichere und glückliche Entbindung Ihres Kindes. Dies gelingt jedoch nur selten in Rekordzeit. Meist gestaltet sich der Verlauf einer Geburtseinleitung in Etappen, die nacheinander durchlaufen werden. Erstes Ziel der Einleitung ist eine Reifung des Muttermundes. Der Gebärmutterhals soll sich verkürzen, der Muttermund leicht eröffnen und der Widerstand des Bindegewebes des Geburtswegs soll abnehmen. Das zweite Ziel soll das Auslösen von Uteruskontraktionen (Wehen) sein, die nach und nach geburtswirksam werden. Hierbei muss man wissen, dass die Geburtseinleitung den Körper einstimmen soll, um eine eigene Wehentätigkeit zuzulassen. Hier liegt auch begründet, warum ein Einleitungsversuch in manchen Fällen mehrfach wiederholt werden muss, oder warum dieser sogar zunächst erfolglos verlaufen kann.

Voraussetzungen einer Geburtseinleitung

Voraussetzungen einer Geburtseinleitung

Sicherheit für Mutter und Kind stehen bei der Durchführung einer Geburtseinleitung an oberster Stelle. D.h. die apparative und personelle Überwachung von Mutter und Kind muss gewährleistet sein, um auf jede Entwicklung unter der Geburt reagieren zu können. Denkbar ist beispielsweise eine Überstimulation der Gebärmutter (überschießende Wehentätigkeit), die behandelt werden muss. Dies erklärt auch, warum wir eine medikamentöse Geburtseinleitung ausschließlich in der Klinik nach einem festen Überwachungsschema empfehlen. Zahlreiche apparative Kontrollen von Mutter und Kind (z.B. mittels CTG = Cardiotokographie) und pflegerische oder ärztliche Visiten erfolgen ebenso selbstverständlich, wie das Gespräch über Ihr Befinden in dieser Situation. Bei individuellen Risikosituationen werden wir die möglichen Entwicklungen vorher ausführlich mit Ihnen besprechen. Zögern Sie bitte nicht uns bei Fragen anzusprechen.

Was wird zur Geburtseinleitung eingesetzt?

Was wird zur Geburtseinleitung eingesetzt?

Auch bei der Geburtseinleitung legen wir großen Wert auf einen möglichst natürlichen Geburtsverlauf. Der Wehencocktail ist beispielsweise ein Gemisch aus Mandelmus, Rizinusöl, Aprikosensaft und – je nach Geschmack – einem Schuss alkoholfreiem Sekt oder Mineralwasser. Seine abführende Wirkung stimuliert die körpereigene Wehentätigkeit so gut, dass wir fast 30% aller Geburtseinleitungen bei Terminüberschreitung ausschließlich mit dieser Methode durchführen können. In einem nächsten Schritt setzen wird neben mechanischen Einleitungsmitteln (siehe unten) überwiegend Prostaglandine ein. Diese werden oral eingenommen oder in die Scheide entweder als Gel, Tampon, oder Tablette eingelegt. Nur in speziellen Fällen werden Prostaglandine als Infusion verabreicht. Sollte sich nach der Gabe der Medikamente keine Wehentätigkeit einstellen, ist eine Wiederholung des Einleitungsversuchs nach 4-6 Stunden vorgesehen. Kein Einleitungsversuch ist vergebens, denn er verbessert die Chancen mit dem nächsten Einleitungsversuch zu einer geburtswirksamen Wehentätigkeit zu kommen.  

In unserer Klinik kommen die Prostaglandine Dinoproston (Minprostin® Vaginalgel, Propess® Vaginalinsert) und Misoprostol (Angusta®) zur Anwendung. Alle diese Prostaglandine wurden speziell für die Geburtseinleitung entwickelt und sind in Deutschland zugelassen. Das in der Presse vielfach diskutierte Präparat Cytotec® nutzen wir nicht bei der Einleitung einer Lebendgeburt, da es mit Angusta® ein für die Geburtshilfe zugelassenes Präparat auf dem deutschen Markt gibt. Es hat in unserem Haus seine Indikationen lediglich bei schweren Blutungen nach erfolgter Geburt oder bei einer verhaltenen Fehlgeburt. 

Die eigens für die Geburtshilfe entwickelten und vaginal zu applizierenden Prostaglandingels mit Zulassung in Deutschland bieten nach Daten aus über 300 wissenschaftlichen Arbeiten und Studien gegenüber dem Prostaglandin Misoprostol keine Vorteile. Auch die Rate an Komplikationen (sekundäre Kaiserschnittrate, PDA-Rate, Blutungen, Herztonveränderungen durch Überstimulation, Riss der Gebärmutter durch Wehen, Rate an Verlegungen der Kinder nach der Geburt in die Kinderklinik, etc.) ist – entsprechend der gewählten Dosis und Ausschluss von Kontraindikationen – bei keinem Prostaglandin signifikant unterschiedlich. Das oral verabreichbare Misoprostol bewirkt jedoch im Vergleich aller in der Geburtshilfe untersuchten Prostaglandine eine höhere Rate an vaginalen Geburten innerhalb 24 Stunden und trägt zu einem geringeren Einsatz wehenfördernder Substanzen, wie z.B. Oxytocin bei. Zudem können vaginale Manipulationen vermieden werden. Aus diesem Grund wird heute die Geburtseinleitung mit Misoprostol weltweit in vielen Kliniken durchgeführt und z.B. in Großbritannien und den oben genannten Ländern öffentlich empfohlen. Aufgrund der klaren wissenschaftlichen Datenlage findet man die Anwendung von Misoprostol zur Geburtseinleitung mittlerweile auch in mehreren deutschen Lehrbüchern der Geburtshilfe. Nicht zuletzt hat die WHO Misoprostol in der geburtshilflichen Anwendung als unentbehrliches Arzneimittel eingestuft, da weltweit Leben von Frauen und Kindern durch seine Wirkung gerettet werden können.

Ein weiteres Medikament zur Geburtseinleitung ist der sogenannte Wehentropf mit dem Wirkstoff Oxytocin (Syntocinon®). Er wird als Infusion verabreicht und findet seinen Einsatz häufig bei bereits fortgeschritten eröffnetem Muttermund oder zur Unterstützung der eigenen Wehentätigkeit. Ist es noch zu keiner wesentlichen Verkürzung des Gebärmutterhalses und/oder Eröffnung des Muttermundes gekommen, ist es weniger wirksam, als die oben genannten Prostaglandine. Zudem hat er den Nachteil, dass es als Infusion gegeben werden muss, und eine Dauerüberwachung von Mutter und Kind erfolgen muss. Die werdende Mutter ist dabei in Ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. Dem gegenüber lässt sich jedoch die Wehentätigkeit sehr gut steuern, was sich im Verlauf der Geburt immer wieder als Segen erweist.

Neben den oben genannten Medikamenten gibt es weitere Methoden der Geburtseinleitung, wie z.B. die mechanische Dehnung des Muttermundes, durch die es zur Freisetzung körpereigenen Prostaglandinen kommt. Hier eignet sich die Tastuntersuchung mit dem Finger, aber auch ein spezieller medizinischer Ballon-Katheter (Cook® Cervical Ripening Balloon) der zur „Reifung“ des Gebärmutterhalses genutzt kann. Dieser kann einfach platziert und für 12 Stunden getragen werden. Gegenüber den oralen Prostaglandinen ist für die Anlage bzw. Durchführung eine vaginale Manipulation erforderlich Nach einem Kaiserschnitt in einer vorhergehenden Schwangerschaft hat der Ballonkatheter keine Zulassung, jedoch in Studien ein sehr günstiges Wirkprofil, so dass er hier außerhalb der Zulassung im »Informed consent« eingesetzt werden kann.  Nicht zuletzt sind weitere die Wehen anregende Methoden, wie die Einnahme spezieller Tees, der Einsatz von Akupunktur, oder der sogenannte Einlauf nach Absprache möglich.

Welche Komplikationen können auftreten?

Welche Komplikationen können auftreten?

Eine Geburtseinleitung verläuft meist ohne größere Komplikationen. Abhängig von der Wahl der Einleitungsmethode und der Dosierung der Medikamente kann es vereinzelt zu einer überschießenden Wehentätigkeit kommen. Es wird bei der Einleitung vermehrt mekoniumhaltiges („grünes“) Fruchtwasser beobachtet. Zudem sieht man gelegentlich sehr rasche Geburtsverläufe und verstärkte Blutungen nach der Geburt. Gerade bei an der Gebärmutter voroperierten Patientinnen ist das Risiko für eine Uterusruptur (Riss der Gebärmutter unter der Geburt mit einem damit verbundenen erhöhten Risiko des Verlustes der Gebärmutter) etwas erhöht. Es können aufgrund dieser Gefahr nur wenige Einleitungsmittel bei sehr sorgfältiger Überwachung eingesetzt werden. Sehr selten sind Blutdruckabfälle, Übelkeit und Erbrechen zu beobachten.

Unter der Geburtseinleitung kann ein Kaiserschnitt aus medizinischen Gründen notwendig werden. Nicht zuletzt muss immer auf die Tatsache verwiesen werden, dass bei der Anwendung von Medikamenten grundsätzlich nicht bekannte Risiken bestehen können. Letztlich bedeutet eine Geburtseinleitung immer ein Abweichen vom natürlichen Verlauf der Schwangerschaft. Allerdings wird das Ziel verfolgt, Schaden von Mutter und Kind abzuhalten.

Bitte beachten

Alle Einleitungsmedikamente wirken nicht bei jeder Patientin gleich schnell. Abhängig von dem Schwangerschaftsalter und der Muttermundbeschaffenheit können Stunden, aber auch mehrere Tage bis zur Geburt Ihres Kindes vergehen.

Auch können Kapazitäten vorübergehend ausgeschöpft sein, so dass sich ein zuvor vereinbarter Termin zur Einleitung nochmal um ein oder zwei Tage verschiebt, sofern dies medizinisch vertretbar ist. In diesen Fällen bitten wir um Verständnis, dass in der Geburtshilfe nicht alles exakt planbar ist.

Der wichtigste Beitrag Ihrerseits ist daher das offene Gespräch mit uns, wie es Ihnen in der Situation der Geburtseinleitung geht. Sollten sich vor oder im Verlauf der Geburtseinleitung Fragen ergeben, oder sollten Sie durch einen Umstand beunruhigt sein, so scheuen Sie sich nicht, die Hebammen, Ärztinnen und Ärzte auf Station anzusprechen. Wir geben Ihnen gerne Auskunft. 

Das Team des Mutter-Kind-Zentrums Tübingen dankt Ihnen für Ihr Vertrauen und wünscht Ihnen und Ihrem Kind alles Gute für die anstehende Entbindung.

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