In unserer Klinik kommen die Prostaglandine Dinoproston (Minprostin® Vaginalgel, Propess® Vaginalinsert) und Misoprostol (Angusta®) zur Anwendung. Alle diese Prostaglandine wurden speziell für die Geburtseinleitung entwickelt und sind in Deutschland zugelassen. Das in der Presse vielfach diskutierte Präparat Cytotec® nutzen wir nicht bei der Einleitung einer Lebendgeburt, da es mit Angusta® ein für die Geburtshilfe zugelassenes Präparat auf dem deutschen Markt gibt. Es hat in unserem Haus seine Indikationen lediglich bei schweren Blutungen nach erfolgter Geburt oder bei einer verhaltenen Fehlgeburt.
Die eigens für die Geburtshilfe entwickelten und vaginal zu applizierenden Prostaglandingels mit Zulassung in Deutschland bieten nach Daten aus über 300 wissenschaftlichen Arbeiten und Studien gegenüber dem Prostaglandin Misoprostol keine Vorteile. Auch die Rate an Komplikationen (sekundäre Kaiserschnittrate, PDA-Rate, Blutungen, Herztonveränderungen durch Überstimulation, Riss der Gebärmutter durch Wehen, Rate an Verlegungen der Kinder nach der Geburt in die Kinderklinik, etc.) ist – entsprechend der gewählten Dosis und Ausschluss von Kontraindikationen – bei keinem Prostaglandin signifikant unterschiedlich. Das oral verabreichbare Misoprostol bewirkt jedoch im Vergleich aller in der Geburtshilfe untersuchten Prostaglandine eine höhere Rate an vaginalen Geburten innerhalb 24 Stunden und trägt zu einem geringeren Einsatz wehenfördernder Substanzen, wie z.B. Oxytocin bei. Zudem können vaginale Manipulationen vermieden werden. Aus diesem Grund wird heute die Geburtseinleitung mit Misoprostol weltweit in vielen Kliniken durchgeführt und z.B. in Großbritannien und den oben genannten Ländern öffentlich empfohlen. Aufgrund der klaren wissenschaftlichen Datenlage findet man die Anwendung von Misoprostol zur Geburtseinleitung mittlerweile auch in mehreren deutschen Lehrbüchern der Geburtshilfe. Nicht zuletzt hat die WHO Misoprostol in der geburtshilflichen Anwendung als unentbehrliches Arzneimittel eingestuft, da weltweit Leben von Frauen und Kindern durch seine Wirkung gerettet werden können.