Aufgrund der guten Versorgung mit Blut- und Lymphgefäßen, können Entzündungen, die sich im restlichen Körper abspielen, auch in der Augenhöhle auftreten. Entzündungen kommen aber auch auf die Augenhöhle begrenzt vor. Dabei unterscheidet man infektiöse (durch Bakterien, Pilze und Viren) von nicht-infektiösen Entzündungen.
Bei den nicht-infektiösen Erkrankungen im Erwachsenenalter ist die Endokrine Orbitopathie am häufigsten. Diese tritt fast immer im Rahmen von einer Autoimmunerkrankung (das körpereigene Abwehrsystem richtet sich gegen den eigenen Körper) der Schilddrüse (am häufigsten Morbus Basedow) auf. Hierbei entzünden sich die Muskeln und das Fettgewebe in der Augenhöhle. Dadurch treten die Augen hervor, die Lider schwellen an und im schlimmsten Fall kann es zu Bewegungseinschränkungen und damit Doppelbildern, oder einem Abdrücken des Sehnervs und damit Sehverschlechterung, kommen. Die Behandlung dieser Erkrankung ist nicht einfach. Vor allem ist es wichtig, die Schilddrüsenwerte gut einzustellen und falls gegeben, das Rauchen einzustellen. Daneben kommt bei ausgeprägten Fällen im aktiven Stadium der Entzündung eine Therapie mit Prednisolon (Kortisonpräparat) und anderen Medikamenten, die das körpereigene Abwehrsystem dämpfen (Immunsuppressiva), in Frage. Im inaktiven Stadium kommen rehabilitierende Operationen wie Schiel-Operationen in Frage, um die Doppelbilder im Gebrauchsblickfeld zu verbessern und Lidoperationen um die Stellung funktionell und ästhetisch anzupassen. Daneben arbeiten wir in schwierigen Fällen mit der Endokrinologie, der Hals-Nasen-Ohren-Klinik, der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie zusammen, um das bestmögliche Ergebnis für die Patienten zu erreichen.
Neben der Endokrinen Orbitopathie treten auch andere nicht-infektiöse Entzündungen auf, die oftmals nur die Augenmuskeln betreffen (Myositis), oder auch die Tränendrüse (Dakryoadenitis) mit einschließen können. Diese Entzündungen können im Rahmen von Systemerkrankungen (z.B. IgG4 assoziierte Orbitopathie, Sarkoidose oder Vaskulitiden) oder isoliert auftreten, ohne dass sich ein Grund findet (idiopathische orbitale Entzündung). Hier erfolgt im Rahmen einer Blutuntersuchung, ggf. Bildgebung und rheumatologischen Vorstellung eine umfassende interdisziplinäre Abklärung und Therapie am Universitätsklinikum. Gerne können sich auch Patienten mit heimatnah erfolgter Bildgebung zur Beurteilung vorstellen. So kann die Diagnosefindung beschleunigt werden. Bei Verdacht auf einen Prozess in der Augenhöhle empfehlen wir eine cMRT-Orbitadünnschichtung mit Kontrastmittel.
Bei den infektiösen Entzündungen der Augenhöhle muss an Fortleitung von umgebenden Geweben, insbesondere den Lidern, des Tränensacks, der Tränendrüse und der Nasennebenhöhlen gedacht werden. Bei Bedarf erfolgt eine Zusammenarbeit mit der HNO.