Tumoren und Entzündungen der Augenhöhle einschließlich der endokrinen Orbitopathie

In der Augenhöhle befinden sich nicht nur das Auge selbst, sondern auch Nerven, die für das Sehen, die Sensibilität und Augenbewegung elementar sind, die Augenmuskeln (pro Seite 4 gerade, 2 schräge), die das Auge bewegen, Fettgewebe, das für eine Einbettung des Auges wichtig ist, und Drüsengewebe sowie Lymph- und Blutgefäße, die das Auge versorgen und „Abfallprodukte“ abtransportieren. Gleichzeitig  sind viele Strukturen in unmittelbarer Nähe, wie die Nasennebenhöhlen und das Gehirn, sodass sich Symptome durch Erkrankungen in den umgebenden Geweben auch in der Augenhöhle zeigen können.

Entsprechend der Komplexität der Strukturen, können auf allen Ebenen Erkrankungen schon bei Geburt vorhanden sein oder im Laufe des Lebens auftreten, die oft eine interdisziplinäre Abklärung und Therapie bedürfen und alle bei uns ophthalmologisch betreut werden.

Aufgrund der guten Versorgung mit Blut- und Lymphgefäßen, können Entzündungen, die sich im restlichen Körper abspielen, auch in der Augenhöhle auftreten. Entzündungen kommen aber auch auf die Augenhöhle begrenzt vor.  Dabei unterscheidet man infektiöse (durch Bakterien, Pilze und Viren) von nicht-infektiösen Entzündungen.

Bei den nicht-infektiösen Erkrankungen im Erwachsenenalter ist die Endokrine Orbitopathie am häufigsten. Diese tritt fast immer im Rahmen von einer Autoimmunerkrankung (das körpereigene Abwehrsystem richtet sich gegen den eigenen Körper) der Schilddrüse (am häufigsten Morbus Basedow) auf. Hierbei entzünden sich die Muskeln und das Fettgewebe in der Augenhöhle. Dadurch treten die Augen hervor, die Lider schwellen an und im schlimmsten Fall kann es zu Bewegungseinschränkungen und damit Doppelbildern, oder einem Abdrücken des Sehnervs und damit Sehverschlechterung, kommen. Die Behandlung dieser Erkrankung ist nicht einfach. Vor allem ist es wichtig, die Schilddrüsenwerte gut einzustellen und falls gegeben, das Rauchen einzustellen. Daneben kommt bei ausgeprägten Fällen im aktiven Stadium der Entzündung eine Therapie mit Prednisolon (Kortisonpräparat) und anderen Medikamenten, die das körpereigene Abwehrsystem dämpfen (Immunsuppressiva), in Frage. Im inaktiven Stadium kommen rehabilitierende Operationen wie Schiel-Operationen in Frage, um die Doppelbilder im Gebrauchsblickfeld zu verbessern und Lidoperationen um die Stellung funktionell und ästhetisch anzupassen. Daneben arbeiten wir in schwierigen Fällen mit der Endokrinologie, der Hals-Nasen-Ohren-Klinik, der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie zusammen, um das bestmögliche Ergebnis für die Patienten zu erreichen.

Neben der Endokrinen Orbitopathie treten auch andere nicht-infektiöse Entzündungen auf, die oftmals nur die Augenmuskeln betreffen (Myositis), oder auch die Tränendrüse (Dakryoadenitis) mit einschließen können.  Diese Entzündungen können im Rahmen von Systemerkrankungen (z.B. IgG4 assoziierte Orbitopathie, Sarkoidose oder Vaskulitiden) oder isoliert auftreten, ohne dass sich ein Grund findet (idiopathische orbitale Entzündung). Hier erfolgt im Rahmen einer Blutuntersuchung, ggf. Bildgebung und rheumatologischen Vorstellung eine umfassende interdisziplinäre Abklärung und Therapie am Universitätsklinikum. Gerne können sich auch Patienten mit heimatnah erfolgter Bildgebung zur Beurteilung vorstellen. So kann die Diagnosefindung beschleunigt werden. Bei Verdacht auf einen Prozess in der Augenhöhle empfehlen wir eine cMRT-Orbitadünnschichtung mit Kontrastmittel.

Bei den infektiösen Entzündungen der Augenhöhle muss an Fortleitung von umgebenden Geweben, insbesondere den Lidern, des Tränensacks, der Tränendrüse und der Nasennebenhöhlen gedacht werden. Bei Bedarf erfolgt eine Zusammenarbeit mit der HNO.

Gut- und bösartige Tumoren können in jedem Lebensalter auftreten, als Zufallsbefund im Rahmen einer Bildgebung, die aus anderem Grund geplant wurde, festgestellt werden, oder sich durch Symptome wie Doppelbilder, Schwellungen, Sehverschlechterung oder Hervortreten eines Auges äußern.  Auch hier erfolgt eine interdisziplinäre Abklärung und Behandlung in Zusammenarbeit mit der Neuroradiologie, Radiologie, Kinderklinik, Onkologie und Radioonkologie sowie anderen chirurgischen Abteilungen, je nach Befund. Im Kindesalter sind bei den gutartigen Befunden  Blutschwämmchen (kapilläres Hämangiom) am häufigsten, im Erwachsenenalter kavernöse Hämangiome. Leider können sich auch primär bösartige Tumore (z.B. Lymphom, Rhabdomyosarkom, Adenokarzinom etc.) in der Augenhöhle bilden und bösartige Tumore wie Brustkrebs und Lungenkrebs in die Augenhöhle streuen (Metastasen) oder aus benachbarten Geweben einwachsen und zu oben genannten Symptomen führen. Zur Diagnosestellung werden bei uns auch Biopsien der Tumoren bei geeigneter Indikation durchgeführt.

Verletzungen mit Knochenbrüchen, Weichteilschwellung und Einblutungen können die Augenhöhle betreffen und zu Doppelbildern und anderen Beschwerden führen. Hier ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit notwendig. Neben der Beurteilung des Auges erfolgt in unserer Abteilung auch eine ausführliche Untersuchung der Augenbeweglichkeit und der Nerven.  

Schematische Darstellung des Auges

Terminvergabe

Die Terminvergabe erfolgt über die Sektion für Motilitätsstörungen, periokuläre Chirurgie und Kinderophthalmologie

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