Institute of Health Sciences
Population-Based Medicine

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Die Diagnose Scheidenaplasie

Vor der Untersuchung

Die Diagnose Scheidenaplasie wird von Ihrer Frauenärztin oder Frauenarzt gestellt.
Zum ersten Termin bringt man dann die Chipkarte seiner Krankenkasse mit. Ist dieser Termin bei uns in der Frauenklinik, wird zusätzlich eine überweisung benötigt.

Bei der ersten Untersuchung ist jede junge Frau etwas aufgeregt und deshalb ist es wichtig, dass Sie alle Fragen, die Sie stellen möchten, aufschreiben. Dabei sollten Sie sich nicht schämen, wenn die Fragen Themen berühren, die Sie so noch mit niemand anderem besprochen haben. Für Ihren behandelnden Arzt oder Ihre Ärztin ist es wichtig, all ihre Fragen zu kennen und zu verstehen. Sie unterliegen der Schweigepflicht. Das bedeutet, dass sie mit niemand anderem darüber reden dürfen.

Arztgespräch

Scheidenaplasie wird in der Regel unabhängig von den o.g. Syndromen diagnostiziert. Zumeist wird der Befund nach ausbleibender Regelblutung in der Pubertät oder erfolglosem Geschlechtsverkehr gestellt. Bei entsprechenden Beschwerden sollte umgehend ein Frauenarzt oder eine Frauenärztin aufgesucht werden, um mit Ihnen gemeinsam in mehreren Schritten eine Differentialdiagnose (also ein Erkennen der Erkrankung unter Abgrenzen von anderen Erkrankungen) stellen zu können.

Zunächst steht bei Ihrem Arztbesuch die Anamneseerhebung im Vordergrund. Hierbei handelt es sich um ein ausführliches Gespräch, bei dem die Ärztin oder der Arzt versuchen wird, sich ein Bild von den Beschwerden und der Krankengeschichte zu machen.

Untersuchungen

Untersuchungen

Auf das Arztgespräch folgt nun eine primäre gynäkologische Untersuchung, die dem Arzt ermöglicht, eine Verdachtsdiagnose zu stellen.

Durch Abtasten der Genitalorgane durch die Scheide (Scheidengrübchen) , Bauchdecke oder Enddarm, können sowohl die Scheidenaplasie, als auch andere, von dem jeweiligen Syndrom abhängige Veränderungen erk annt werden. Da sowohl die Scheidenaplasie als auch die begleitenden Symptome in stark variierenden Schweregraden auftreten, gilt es nun für Arzt und Patientin in weiteren Schritten die Ausprägung der Erkrankung festzustellen:

Eine Blutanalyse gibt Aufschluss darüber, ob und in welchem Maße veränderte Hormonkonzentrationen vorliegen und damit indirekt über die Eierstocksfunktion.
Wie oben erwähnt, sind Hormone die Botenstoffe des Körpers. Manche dieser Botenstoffe, insbesondere solche, welche die sexuelle Entwicklung mitsteuern, können in ihrer Häufigkeit im Blut bei den o.g. Syndrome stark verändert sein.
Somit eignet sich die Blutanalyse zur Unterscheidung zwischen den einzelnen Erkrankungen, die sich alle durch eine Scheidenaplasie äußern.

Bei einem Verdacht auf komplette Androgenresistenz (CAIS), Turner-Syndrom oder eine Gonadendysgenesie ist es notwendig zusätzlich ein Karyogramm anzufertigen. Auch beim Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom werden die Chromosomen untersucht, allerdings konnten bis jetzt noch keine Veränderungen festgestellt werden.

Die Analyse der Geschlechtschromosomen ist für die Diagnose der einzelnen Syndrome bedeutsam, da diese oftmals durch eine chromosomale Anomalie (Abweichung) verursacht werden (s.o.).

Durch eine Ultraschalluntersuchung, die sowohl vaginal, rektal oder auch durch die Bauchdecke durchgeführt werden kann, lässt sich feststellen, ob und in welchem Umfang Scheide, Gebärmutter, Eierstöcke oder auch Hoden im Bauchraum vorhanden sind. Auch die Nieren werden mituntersucht und beurteilt.

In manchen Fällen muss zur endgültigen Aufklärung der Verhältnisse im Zuge der Diagnose und auch im Vorfeld eines operativen therapeutischen Eingriffes in Vollnarkose eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) vorgenommen werden.
Die Laparoskopie gehört zum Bereich der minimal-invasiven, der sogenannten Schlüsselloch-Chirurgie. Es handelt sich hierbei um eine schonende und sehr sinnvolle Untersuchung, bei der mittels eines Sehrohres (Laparoskops), der Bauchraum von innen betrachtet wird.

Eine weitere Untersuchungsmethode stellt die Magnetresonanztomographie (MRT, auch Kernspintomographie genannt) dar. Dieses Verfahren ist ein radiologisches Bilddarstellungsverfahren und nutzt die magnetischen Eigenschaften von Wasserstoffkernen im Körper, um auf nicht-invasive Weise (d.h. ohne Eingriff in den Körper) qualitativ hochwertige Bilder des Körperinneren zu erzeugen.
Hierfür sind keine Röntgenstrahlen notwendig. Für die Untersuchung muss man sich aber in eine Art Röhre legen und bekommt aufgrund der Lautstärke der Untersuchung meist Kopfhörer auf.

Die durch die o.g. Schritte gewonnene Diagnose beschreibt nicht nur den Zustand der Scheidenaplasie akkurat, sondern auch die verantwortliche Erkrankung und weitere Symptome.
Dies ist ganz besonders zur Einleitung einer geeigneten Therapie wichtig.

Was nun?

Nachdem die Ursache der Scheidenaplasie durch die genannten Untersuchungen abgeklärt worden ist, kann die folgende Therapie ausgewählt werden. Zu jeder Therapiemöglichkeit gibt es viele Informationen, die Ihre Frauenärztin bzw. Ihr Frauenarzt mit Ihnen besprechen wird. Sie/Er wird Sie auf Ihrem Weg beraten und begleiten und Ihnen auch die nötige Zeit für Entscheidungen lassen.

Kompetenzzentrum Tübingen

In der Universitäts-Frauenklinik Tübingen können Sie sich von einem erfahrenen Team betreuen und beraten lassen. Wir haben jahrelange Erfahrung mit operativen Therapien bei genitalen Fehlbildungen und entwickeln in diesem Zusammenhang die Verfahren ständig weiter. 

Neovagina-Sprechstunde

Zentrum für Seltene genitale Fehlbildungen

Die hier neu entwickelte Operationsmethode zur Bildung einer Neovagina zeigt sehr gute anatomische und funktionelle Ergebnisse bei einer Therapiedauer von nur noch wenigen Tagen und einer deutlich reduzierten Komplikationsrate. Sie wird deutschlandweit hier am häufigsten von einem Expertenteam durchgeführt. Seit Jahren besteht zudem die Spezialsprechstunde für Kinder- und Jugendgynäkologie und genitale Fehlbildungen, die wöchentlich stattfindet.

Umgang mit der Krankheit

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Gerade die verminderte Fähigkeit, die eigene Sexualität auf demselben Wege wie Gleichaltrige entdecken zu können, kann junge Frauen in schwere Identitätskrisen stürzen.

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Erfahrungsberichte

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Häufige Fragen

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