Was ist eine Chromosomenanalyse?
Eine klassische Chromosomenanalyse gehört auch heute noch zu den wichtigen Basisuntersuchungen einer genetischen Analyse.
Durch eine Chromosomenanalyse wird an einer größeren Anzahl von Mitosen (mindestens 10-15) eine numerische und strukturelle Beurteilung der einzelnen Chromosomen vorgenommen. Das Ergebnis einer solchen Chromosomenanalyse gibt eine hohe, aber keine absolute Sicherheit. Mittels Chromosomenanalyse können nur solche Veränderungen nachgewiesen werden, die im Lichtmikroskop sichtbar sind. Kleinere strukturelle Aberrationen (z.B. Mikrodeletionen), geringgradige Mosaike (das gleichzeitige Vorhandensein von Zellen mit normalem Chromosomensatz und Zellen mit auffälligem Chromosomensatz in einem Individuum) oder Genmutationen lassen sich mit den in der Routinediagnostik angewandten Methoden nicht nachweisen.
In den letzten Jahren sind die Analysemethoden verfeinert und erweitert worden. So kann es in manchen Fällen sinnvoll sein, auch bei unauffälligem Vorbefund eine Chromosomenanalyse zu wiederholen und gegebenenfalls um spezifische Techniken zu erweitern (molekular-cytogenetische Untersuchungen oder spezifische molekulargenetische Analysen). Dies kann besonders dann zutreffen, wenn der Vorbefund schon längere Zeit zurück liegt oder sich die Fragestellung geändert bzw. präzisiert hat.
Postnatal erfolgt die Analyse aus kultivierten Blutlymphocyten oder Abortgewebe, bei speziellen Fragestellungen (z.B. Mosaikabklärung) z.B. auch aus einer Hautbiopsie. Pränatal erfolgt die Analyse aus Chorionzotten, Amnionzellen und Nabelschnurblut. Bei vielen Indikationen kann es sinnvoll sein, die Analyse mit einer genetischen Beratung zu kombinieren.
Durch die Chromosomenanalyse können numerische Chromosomenstörungen, wie z.B. ein Down-Syndrom diagnostiziert werden. Außerdem können strukturelle chromosomale Veränderungen festgestellt werden (z.B. unbalanciert bei auffälligen Individuen oder balanciert bei gesunden Personen mit unerfülltem Kinderwunsch, gehäuften Aborten oder einem Angehörigen mit einer Chromosomenstörung). Zusätzliche Techniken, wie die Fluoreszenz-in situ-Hybridisierung (FISH), ermöglichen die gezielte Analyse kleiner Anomalien im submikroskopischen Bereich. Zur Gruppe dieser Anomalien gehören zum Beispiel Mikrodeletionssyndrome. Besteht z.B. der klinische Verdacht auf ein Prader-Willi- oder DiGeorge-Syndrom, kann gezielt eine FISH-Sonde (fluoreszenzmarkierte DNA-Sonde) auf ein Chromosomenpräparat hybridisiert werden, um die entsprechende Mikrodeletion nachzuweisen oder auszuschließen.
Neben anderen Anwendungen ist ein wichtiges Einsatzgebiet spezifischer FISH-Sonden der pränatale Schnelltest. Innerhalb eines Arbeitstages kann aus unkultivierten Fruchtwasserzellen festgestellt werden, ob eine numerische Störung der Chromosomen 13, 18, 21 (lebensfähige Trisomien) bzw. der Geschlechtschromosomen vorliegt.