Mehr zur Amblyopie
Die Amblyopie (Schwachsichtigkeit) stellt mit einer Prävalenz von 5-8% eine der häufigsten kindlichen Sehstörungen weltweit dar (Rahi, Logan et al. 2002). Es handelt sich um eine meist einseitige Herabsetzung der zentralen, bestkorrigierten Sehschärfe. Die häufigsten Ursachen für die Entwicklung einer Amblyopie stellen Refraktionsfehler (Kurz-, Weit- oder Stabsichtigkeit), Schielfehlstellungen der Augen und eine verminderte foveale Stimulation durch Behinderungen der optischen Achse (z.B. angeborene Linsentrübungen) dar. Aufgrund dessen kann es zur Wahrnehmung von Doppelbildern, unscharfem Sehen oder zur ungleichen Größenwahrnehmung von Objekten kommen, wodurch eine starke Beeinträchtigung der Orientierung und der visuellen Wahrnehmung entstehen kann. Um dies zu verhindern, wird in der Entwicklungsphase des Sehens der Seheindruck des schlechteren Auges vom Gehirn unterdrückt. Die Folge ist eine Unterentwicklung der kortikalen Sehzentren – das Auge wird amblyop.
Die Auswirkungen einer Amblyopie beschränken sich nicht nur auf die visuelle Wahrnehmung selbst, sondern beeinflussen auch die sozialen und beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern und jungen Erwachsenen. Da das räumliche Sehen aber auch das Richtungssehen eingeschränkt sind, können bestimmte Tätigkeiten wie beispielsweise der Schulsport, Freizeitaktivitäten (z.B. jegliche Ballsportarten) oder generell Aktivitäten, die ein gutes Sehen im Raum erfordern, nicht oder nur bedingt ausgeübt werden. Ebenfalls scheiden in der Berufswahl diejenigen Berufe aus, die ein räumliches Sehen erfordern oder mit schnellen Bewegungen assoziiert sind. In der sogenannten „sensitiven Phase“ des Sehens, die bis zum 7. Lebensjahr andauert, reagiert das visuelle System sehr empfindlich auf die Unterdrückung des Seheindruckes. Die Therapie sollte deshalb frühzeitig, also vor dem 7. Lebensjahr begonnen werden, da die Amblyopie in der Entwicklungsphase des Sehens vollständig oder zumindest teilweise reversibel ist. Die Standardtherapie besteht aus einer Korrektur von Refraktionsfehlern sowie einer Okklusion des Führungsauges. Für den Therapieerfolg ist die Adhärenz der (jungen) Patienten und ihrer Eltern von entscheidender Bedeutung.