Universitätsklinikum Tübingen PULS
Wenn sich alles dreht

Was tun gegen Schwindel?

Mit steigendem Lebensalter leiden Menschen oft an Schwindel. Oft klingen die Beschwerden wieder ab. Der Neurologe Dr. Jörn Pomper und der HNO-Arzt Dr. Stephan Wolpert klären über mögliche Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten auf.
05.06.2025
Unsere Redaktion
4 Minuten
Was tun gegen Schwindel?
© iStock/Zinkevych

Was kann Schwindel auslösen?

Schwindel tritt ganz unterschiedlich auf. Er kann plötzlich da sein, sekunden- bis stundenlang dauern, wieder vergehen und zurückkommen. Auslöser sind häufig bestimmte Bewegungen oder die Schwindelattacke setzt bei körperlichen Belastungen und in bestimmten Situationen ein. Wenn die Schwindelzustände über Tage und Monate anhalten, spricht man von chronischem Schwindel. Der Schwindel selbst ist dabei Leitsymptom verschiedener Erkrankungen. Schädigungen im Innenohr, im Hirnstamm oder Kleinhirn können dabei die Ursache sein, auch psychische Störungen können zu Schwindel führen.

Kann man aus der Art des Schwindelgefühls auf die Ursachen schließen?

„Fast alle Patientinnen und Patienten, die über Schwindel klagen, empfinden eine Benommenheit und eine Unsicherheit beim Gehen“, erläutert Dr. Jörn Pomper. Sie haben den Eindruck, dass etwas im Kopf nicht stimmt und dass mit dem Gleichgewicht etwas nicht in Ordnung ist. Für die Einschätzung ist es hilfreich, weitere Empfindungen genauer zu beschreiben. So kann zum Beispiel ein massives Drehgefühl der eigenen Person („wie im Karussell“) oder die Wahrnehmung, dass sich die Umgebung bewegt, Ausdruck einer Schädigung im Gleichgewichtsorgan sein.

Tritt das Schwindelgefühl auf, wenn man sich im Bett umdreht oder aufsteht, könnte ein „gutartiger Lagerungsschwindel“ dahinterstecken. Dieser ist im höheren Lebensalter sehr häufig und lässt sich meist einfach behandeln oder vergeht spontan wieder. Die Ursachen des gutartigen Lagerungsschwindels liegen in den Bogengängen des Innenohrs. Diese Gänge sind mit Flüssigkeit gefüllt und gehören zum Gleichgewichtsorgan. Die darin befindlichen Sinneszellen zeigen uns an, in welche Richtung sich der Kopf dreht. Manchmal können sich in diesen Bogengängen winzige Kristalle ansammeln, die bei Kopfbewegungen die Sinneszellen irritieren und den Schwindel auslösen. Durch bestimmte Bewegungen, angeleitet vom Arzt, lassen sich die kleinen Störkristalle umlagern, die Beschwerden verschwinden.

Schwindel kann auch mit einem ausgeprägten Schwankgefühl des eigenen Körpers – meist im Stehen – einhergehen. Tritt dies mit einer Fallneigung in eine Richtung plötzlich auf, kann dies Ausdruck einer Durchblutungsstörung im Gehirn sein. Dabei sind meist Hirnareale betroffen, in denen Informationen aus den Gleichgewichtsorganen verarbeitet werden. Übelkeit, Erbrechen, Ohrensausen und Hörminderung können den Schwindel begleiten.

Welche Erkrankungen können noch mit Schwindel einhergehen?

Für Störungen der Gleichgewichtsorgane oder der damit zusammenhängenden Hirnareale kommen zum Beispiel Innenohrentzündungen, Migräne oder entzündliche sowie degenerative Hirnerkrankungen in Frage. Auch Herzerkrankungen können indirekt Schwindel verursachen.

Werden vom Patienten keine über den Schwindel selbst hinausgehenden Symptome berichtet, spricht man häufig von einem Benommenheitsschwindel. Hier kommen beispielsweise bei Diabetikern Über- oder Unterzuckerung in Betracht, aber auch Augenprobleme wie eine falsch eingestellte Brille oder Nebenwirkungen von bestimmten Medikamenten.

Wann soll man zum Arzt gehen?

„Wem öfter schwindelig ist, sollte den Rat eines Arztes einholen“, betont Dr. Stephan Wolpert. Mit seinem Arzt sollte man zum Beispiel sprechen, wenn heftige Schwindelattacken ohne äußere Ursache aus heiterem Himmel auftreten. Begleitsymptome wie Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Ohrensausen, Benommenheit, Sehstörungen oder Atemnot können den empfundenen Leidensdruck erhöhen und einen Hinweis auf die zugrunde liegende Erkrankung liefern.

Kann die Schwindelsprechstunde am Uniklinikum weiterhelfen?

Wenn die fachärztliche Diagnostik einschließlich einer neurologischen und HNO-ärztlichen Untersuchung keine Ursache der Beschwerden finden konnte oder therapeutische Fragen offen geblieben sind, kann z.B. die Schwindel-Sprechstunde des Tübinger Zentrums für Schwindel- und Gleichgewichtserkrankungen hinzugezogen werden. Sie bündelt die fachliche Expertise am Uniklinikum zur weiterführenden Diagnostik und Therapie. Dort arbeiten HNO-Ärzte und Neurologen Hand in Hand, um herauszufinden, was dem Patienten fehlt.

Experten

Dr. Jörn Pomper
Dr. Jörn Pomper
Funktionsoberarzt, Leitung (Neurologie) Tübinger Zentrum für Schwindel- und Gleichgewichtserkrankungen (TüSG)
Neurologie mit Schwerpunkt neurovaskuläre Erkrankungen
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Dr. Stephan Wolpert
Dr. Stephan Wolpert
Oberarzt
Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
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