Universitätsklinikum Tübingen PULS
Kopfschmerzen oder Migräne?

Ursachen, Unterschiede und wann ärztlicher Rat wichtig ist

Rund 57 Prozent der Frauen und 44 Prozent der Männer in Deutschland leiden mindestens einmal im Jahr unter Kopfschmerzen, junge Erwachsene besonders häufig. Doch wie entstehen Kopfschmerzen eigentlich? Was ist der Unterschied zur Migräne und ab wann sollte man ärztlichen Rat suchen?
18.05.2022
Janina Fischer
5 Minuten
Ursachen, Unterschiede und wann ärztlicher Rat wichtig ist
© iStock/G-Stock-Faces

Wie entstehen Kopfschmerzen?

Die Ursache kann extrem vielfältig sein. „Grob unterteilt gibt es zwei Kategorien: die primären und sekundären Kopfschmerzerkrankungen“, weiß Prof. Dr. Sigrid Schuh-Hofer, Leiterin der Kopfschmerzambulanz. Bei den sekundären Kopfschmerzen sind in der Regel Entzündungen, ein erhöhter Hirndruck oder ein vorangegangenes Schädel-Hirn-Trauma die Ursache. Im Gegensatz hierzu findet sich bei primären Kopfschmerzen keine strukturelle Ursache, also keine offensichtliche Schädigung von Nervengewebe. In den meisten Fällen kommen beim Kopfschmerz Umwelt- und genetische Faktoren zusammen. Für eine sehr seltene Unterform der Migräne, die sogenannte hemiplegische Migräne, konnten einige klar krankheitsverursachende Gene identifiziert werden.

Kopfschmerzen oder Migräne: Was ist der Unterschied?

Hinter dem Begriff Kopfschmerz verbirgt sich eine Vielzahl unterschiedlicher Arten. Die häufigsten primären Kopfschmerzerkrankungen sind die Migräne und der Spannungskopfschmerz. Anhand klinischer Charakteristika wie Kopfschmerzqualität, Schmerzintensität, Lokalisation sowie Begleitfaktoren kann man sie gut voneinander unterscheiden.

Als erste Daumenregel gilt: Wer unter starken Kopfschmerzen leidet, die mit frei verkäuflichen Medikamenten nicht besser werden, wer seinen Alltag aufgrund der Schmerzen unterbrechen muss, wer Übelkeit oder Erbrechen im Rahmen seiner Kopfschmerzen kennt, bei dem ist die Diagnose Migräne sehr wahrscheinlich. Umgekehrt ist ein dumpfer Kopfschmerz von mittlerer Schmerzstärke, der mit einfachen Schmerzmitteln gut behandelbar ist, in der Stärke konstant bleibt und sich durch Bewegung nicht ändert, typisch für den Spannungskopfschmerz. Trotzdem ist die Abgrenzung nicht immer ganz einfach: „Die Unterscheidung zwischen dem pulsierenden Schmerz bei Migräne und dem dumpfen Pochen des Spannungskopfschmerzes ist weniger eindeutig, als häufig angenommen wird“, weiß Schuh-Hofer. 

Gibt es vorbeugende Maßnahmen?

Wichtig ist, die auslösenden Faktoren zu kennen und diese bestmöglich zu vermeiden: Schlafmangel, Stress, Flüssigkeitsmangel, die Menstruationsblutung, Alkohol oder Wetteränderungen können zum Beispiel Auslöser sein. Ein Teil dieser Faktoren ist beeinflussbar und eine Umstellung der Gewohnheiten kann Linderung verschaffen. Auch Ausdauersport und Entspannungsverfahren können helfen, um Migräneanfälle zu vermeiden. Manche Betroffene profitieren zudem von Akupunktur. Wenn diese Maßnahmen nicht erfolgreich sind, sollte eine medikamentöse Prophylaxe in Erwägung gezogen werden. Für die Wahl des geeigneten Medikaments ist eine ausführliche ärztliche Beratung erforderlich.

Welche Medikamente können bei Kopfschmerzen helfen?

Bei Spannungskopfschmerzen helfen meist freiverkäufliche Medikamente wie Aspirin, Paracetamol oder Ibuprofen. Bei vielen Migränepatienten reichen diese Wirkstoffe allerdings nicht aus und sie benötigen spezifische Medikamente, sogenannte Triptane. Viele Betroffene kämpfen leider mit starken Begleitsymptomen wie Übelkeit oder Erbrechen. In diesen Fällen können Triptane als Nasenspray oder in Spritzenform helfen. 

Bei häufiger Migräne oder Spannungskopfschmerzen ist die alleinige Einnahme von Akutmedikamenten allerdings nicht mehr ausreichend. Eine medikamentöse Prophylaxe ist hier eine Alternative. Für die Wahl des geeigneten Medikamentes ist eine ausführliche ärztliche Beratung erforderlich.

Wann sollte man Kopfschmerzen ärztlich abklären lassen?

Wenn man seine Kopfschmerzerkrankung bereits seit Jahren kennt, alle bisherigen Strategien der Schmerzbekämpfung aber plötzlich versagen, sollte man unbedingt zu einem Arzt oder zu einer Ärztin. Nicht selten steigern Betroffene dann ihren Schmerzmittelkonsum und nehmen zuletzt täglich Medikamente ein. Dann ist ärztlicher Rat und Hilfe nötig. Zudem sollten Betroffene immer einen Arzt aufsuchen, wenn sich der Charakter ihrer bisher bekannten Kopfschmerzen plötzlich ändert oder bisher nie gekannte Begleitsymptome wie Lähmungserscheinungen, Taubheitsgefühle oder Fieber auftreten. Als Kopfschmerzpatient ist man nicht dagegen gefeit, eine zusätzliche neurologische Erkrankung wie eine Gehirnthrombose zu entwickeln, die ebenso mit Kopfschmerzen verbunden sein kann. Dann ist eine sorgfältige Abklärung nötig.

Spezialambulanz für Kopfschmerzen

In der Spezialambulanz für Kopfschmerzen und neuropathische Schmerzen werden alle Formen von Kopf- und Gesichtsschmerzen (unter anderem Migräne, Spannungskopfschmerzen, Cluster-Kopfschmerz, Trigeminusneuralgie etc.) sorgfältig abgeklärt. Der Fokus liegt dabei auf der differentialdiagnostischen Einordnung der Kopfschmerzen. Insbesonders Patientinnen und Patienten mit schwierigen, primären Kopfschmerzerkrankungen, die trotz medizinischer Behandlung nicht besser werden, finden hier Hilfe. 

Mehr Informationen zur Terminvereinbarung und zum Ablauf in der Ambulanz.

Experten

Prof. Dr. Sigrid Schuh-Hofer
Prof. Dr. Sigrid Schuh-Hofer
Funktionsoberärztin
Neurologie mit Schwerpunkt Epileptologie
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