Die 2023 gegründete Forschungsgruppe beschäftigt sich mit dem Einsatz von Psychedelika in der Behandlung therapieresistenter psychischer Erkrankungen, allen voran der therapieresistenten Depression.
Über uns
Hintergründe
Bereits in den 1960er Jahren wurde viel zu den Einsatzmöglichkeiten psychedelischer Substanzen in der Behandlung psychischer Erkrankungen geforscht. Schnell wurde das große Potenzial der bewusstseinserweiternden Effekte von Psychedelika für die Arbeit an der Psyche des Menschen erkannt. Dabei scheinen insbesondere die durch psychedelische Substanzen hervorgerufenen mystisch-bewusstseinsverändernden Erfahrungen eine zentrale Rolle zu spielen. Durch diese Erfahrung scheint es Patientinnen und Patienten zu gelingen, einen anderen Blick auf ihre Erkrankung sowie sich selbst und das eigene Leben zu gewinnen, der psychotherapeutisch dann in der Behandlung und (Verhaltens-) Änderung genutzt werden kann.
Durch die strenge Drug Policy der USA wurde die Forschung zu Psychedelika in den 1970er Jahren stark eingedämmt. Erst seit den 1990er und 2000er Jahren legen Forschende weltweit wieder ein größeres Augenmerk auf Psychedelika und befassen sich mit Fragen nach deren Wirksamkeit, Risiken, Chancen sowie insbesondere Einsatzmöglichkeiten in der Behandlung psychischer Erkrankungen. Derartige Forschung ist in anderen Ländern, wie z. B. in den USA, weiter verbreitet als bei uns. So kommen Psychedelika in Deutschland bislang kaum zum Einsatz, während in Australien und Neuseeland Psilocybin und MDMA bereits als Medikament in der Behandlung psychischer Erkrankungen zugelassen sind.
Aus Deutschland gibt es bislang nur eine randomisierte kontrollierte Studie zu Psilocybin von Gründer et al. (2021) in Mannheim und Berlin. Jedoch nimmt auch hierzulande die Zahl an Forschungsarbeiten und Studien zu verschiedenen psychedelischen Substanzen und deren Einsatzmöglichkeiten im Kontext der Psychiatrie und Psychotherapie zu. Aus diesem Anlass gründeten wir im Jahr 2023 am Universitätsklinikum für Psychiatrie und Psychotherapie Tübingen eine Arbeitsgruppe. Diese macht es sich zur Aufgabe, in aktuellen und zukünftigen Studien die Potenz verschiedener psychedelischer Substanzen (z. B. LSD, Psilocyblin, 5-MeO-DMT, Ibogain, MDMA) in der Anwendung bei verschiedenen schweren psychischen Erkrankungen, wie z. B. therapieresistenter Depression, therapieresistenten Suchterkrankungen und posttraumatischen Belastungsstörungen, zu prüfen.
Methoden
Probanden und Probandinnen erhalten in unseren Studien unter kontrollierten und sicheren Bedingungen psychedelische Substanzen in zu Studienzwecken zugelassenen Dosen verabreicht. Dies wird durch intensive psychotherapeutische und ärztliche Vorbereitung, Begleitung während der Einnahme sowie Integration und Nachbereitung in den darauffolgenden Tagen und Wochen begleitet. Unser Team ist hierzu im Umgang mit psychedelischen Substanzen, den Abläufen einer Verabreichung sowie der psychotherapeutischen und ärztlichen Begleitung ausführlich geschult und entsprechend zertifiziert.
Zur Einschätzung der Wirkungen, die die verabreichten Substanzen sowie die mit den daraus resultierenden Erfahrungen und die therapeutische Arbeit hieran hervorgerufen haben, nutzen wir verschiedene Fragebogen, physiologische Parameter (z. B. EKG, Blutproben) sowie in zukünftigen Studien möglicherweise auch bildgebende Verfahren (z. B. MRT). Hierdurch sollen neben den psychotherapeutischen Effekten auch neurobiologische Veränderungen untersucht werden, um mehr Klarheit über die Wirkstärke und die genauen Wirkmechanismen verschiedener Substanzen zu bekommen.
Studien
In einem ersten Projekt der neu gegründeten Arbeitsgruppe war die Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Tübingen einer von zahlreichen weltweiten Standorten an der multizentrischen Studie zur Erforschung von 5-MEO-DMT in der Behandlung der therapieresistenten Depression. Die Datenerhebung für diese Studie ist inzwischen abgeschlossen.
Teilnahme an Studien
Für die Durchführung unserer Studien suchen wir Versuchsteilnehmende, die Interesse haben, an diesen Experimenten teilzunehmen. Da wir die Wirksamkeit psychedelischer Substanzen im Behandlungskontext untersuchen, suchen wir in erster Linie nach Menschen mit entsprechenden psychischen Erkrankungen. Nachfolgend finden Sie Informationen zu aktuellen Therapiestudien, den Ein- und Ausschlusskriterien sowie Kontaktmöglichkeiten, sollten Sie Interesse an den jeweiligen Projekten haben.
Studie zur generalisierten Angststörung (GAS)
Wir suchen aktuell Versuchspersonen für eine klinische Studie, die den Einsatz eines Psychedelikums (MM120- ein LSD-Derivat) zur Behandlung der generalisierten Angststörung untersucht.
Teilnahmevoraussetzungen
- Diagnostizierte generalisierte Angststörung (GAS) ohne weitere andere psychische Erkrankungen
- Alter zwischen 18 und 74
- Bereitschaft, über 12 Monate regelmäßige Visiten in Tübingen wahrzunehmen
Bei Interesse melden Sie sich gerne für weitere Informationen: