Muttermilch ist für Neugeborene die optimale Ernährung. Da Mütter von Frühgeborenen oftmals verzögert Milch bilden, werden Frühgeborene in dieser Zeit mit künstlicher Säuglingsnahrung gefüttert. Wenn keine Milch der eigenen Mutter zur Verfügung steht, empfehlen die Weltgesundheitsorganisation und europäische Ernährungsexpertinnen und -experten allerdings als beste Alternative gespendete Milch von anderen Müttern. Aufgrund der zahlreichen Vorteile für die Gesundheit der Frühgeborenen wurde an der Tübinger Universitäts-Frauenklinik eine Muttermilchbank gegründet.
Was macht Muttermilch besonders?
Muttermilch enthält neben lebenswichtigen Nährstoffen zahlreiche andere Inhaltsstoffe. Dazu gehören Wachstumsfaktoren, Enzyme, Hormone, Antikörper und Abwehrstoffe, die das Immunsystem stärken und einen natürlichen Schutz vor Infektionskrankheiten bieten. Insbesondere bei mit Muttermilch ernährten Frühgeborenen treten seltener schwerwiegende Darmprobleme auf als bei der Ernährung mit künstlicher Säuglingsnahrung. Zudem gibt es Hinweise auf eine bessere Hirnentwicklung und einen Schutz der Frühgeborenen vor Netzhauterkrankungen.
Wie funktioniert das Spenden?
Aktuell können Mütter, deren Säuglinge in der Tübinger Kinderklinik behandelt werden, ihre überschüssige Milch spenden. Vor Aufnahme als Spenderin werden ausführliche Gespräche geführt, denn die Frauen müssen gesund sein und dürfen keine besonderen Medikamente einnehmen. Außerdem werden ähnlich wie bei einer Blutspende verschiedene Untersuchungen auf Infektionskrankheiten durchgeführt und die Muttermilch wird auf Keime mikrobiologisch untersucht. Erst wenn alle Tests unauffällig sind, kann die Spendermilch angenommen und anonymisiert werden. In Tübingen wird die gespendete Milch den Frühgeborenen roh gefüttert – so bleiben alle gesundheitsfördernden Bestandteile erhalten.
„Muttermilch ist einzigartig und vor allem für Frühgeborene unschlagbar. Wenn die Milch der eigenen Mutter nicht ganz ausreicht, hat Spendermilch für Früh- und kranke Neugeborene eine ganz besondere Bedeutung, da sie das Risiko für schwere Komplikationen senkt“, so Dr. Cornelia Wiechers, stellvertretende Ärztliche Direktorin der Abteilung für Neonatologie und Interdisziplinäre Kinderschlafmedizin. „Wir sind den Spenderinnen ganz besonders dankbar, die in einer für sie oft sehr belastenden Zeit, in der ihr eigenes Baby in der Klinik behandelt wird, bereit sind, mit ihrer Muttermilch-Spende anderen Familien zu helfen.“ Kleine Taten können hier Großes bewirken.
Die Spendermilchbank Tübingen ist Teil eines vom Gemeinsamen Bundesausschluss (G-BA) geförderten wissenschaftliches Projekts „NeoMilk“. Dieses Projekt verfolgt das Ziel, mehr frühgeborenen Kindern Zugang zu Spenderinnenmilch zu ermöglichen.
Sie möchten Spenden? Mehr Informationen zur Frauenmilchbank gibt es hier.