Bei fünf Kilo Übergewicht wäre die Abnehmspritze nicht das Mittel der Wahl. Nur bei Menschen mit Diabetes Typ 2 oder gesundheitsgefährdendem Übergewicht überwiegt der Nutzen die Risiken. Das ist ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 30 der Fall. Nur für diese beiden Indikationen gibt es eine Zulassung. Ich würde auf jeden Fall davon abraten, die Abnehmspritze jenseits dessen einzusetzen. Wie bei jedem Medikament gibt es Nebenwirkungen.
Seit 2018 gibt es den Wirkstoff Semaglutid, der in niedriger Dosierung unter dem Namen Ozempic bei Diabetes Typ 2 eingesetzt wird. In einer höheren Dosierung unter dem Markennamen Wegovy werden damit Patientinnen und Patienten mit Adipositas behandelt. Das Mittel Tirzepatid, eine Weiterentwicklung, ist noch deutlich wirksamer. Es kombiniert zwei körpereigene Hormone, verhindert Übelkeit und wirkt positiv auf Stoffwechsel und Nahrungszufuhr. In klinischen Tests werden bereits Kombinationen aus drei und mehr Hormonen erprobt. Die Medikamente, die wir jetzt haben, sind wohl erst der Anfang.
In den ersten Monaten leiden 20 bis 25 Prozent der Patientinnen und Patienten unter Übelkeit, Völlegefühl, Durchfall oder Erbrechen. Bei längerfristigem Einsatz ist immer noch nicht ganz klar, ob Semaglutid zu mehr Schilddrüsenkrebs führen könnte. Auch werden sehr seltene Augennerven-Erkrankungen mit der Abnehmspritze in Zusammenhang gebracht. Unklar ist außerdem, ob das Risiko für Bauchspeicheldrüsenentzündungen steigt. Wie immer beim Abnehmen gibt es mehr Gallensteine und mehr Gallenstein-Operationen.
Das kann die Hausarztpraxis machen. Oder der Diabetologe oder die Endokrinologin. Gespritzt wird einmal die Woche, einfach unter die Haut. Das können Patientinnen und Patienten selber machen. Die Einmalkanülen spürt man kaum.
Ozempic wird von den Krankenkassen übernommen, da es nur bei Diabetes eingesetzt wird. Der Preis für Tirzepatid liegt bei rund 500 Euro pro Monat. Wegovy für die Behandlung von Adipositas kostet etwa 300 Euro pro Monat. Billiger wird es erst, wenn der Patentschutz für die Medikamente ausläuft. Ozempic wird von den Krankenkassen übernommen, da es nur bei Diabetes eingesetzt wird. Der Preis für Tirzepatid liegt bei rund 500 Euro pro Monat. Wegovy für die Behandlung von Adipositas kostet etwa 300 Euro pro Monat. Billiger wird es erst, wenn der Patentschutz für die Medikamente ausläuft.
Im Moment werden die Kosten nur für Patientinnen und Patienten mit Diabetes Typ 2 übernommen. Formal ist die Abnehmspritze ein Mittel zur Blutzuckerkontrolle. Anders sieht es bei Übergewicht aus. Laut Sozialgesetzbuch dürfen die Kassen Medikamente, die ausschließlich zur Gewichtsreduktion dienen, nicht bezahlen. Allerdings konnte bei Semaglutid erstmals gezeigt werden, dass adipöse Patientinnen und Patienten ohne Diabetes tatsächlich weniger Herzinfarkte erleiden und seltener sterben. Damit ändert sich die medizinische Beweisführung. Da wird der Gesetzgeber reagieren.
Noch ist der Hintergrund nicht klar. Adipöse Frauen – und auch Männer – sind wegen der Insulinresistenz unfruchtbarer. Meiner Ansicht nach lassen sich Berichte über erhöhte Fruchtbarkeit einfach mit dem Gewichtsverlust erklären. Ich glaube nicht, dass das Medikament auf Eisprung oder Geschlechtshormone Einfluss hat. Bei Frauen, die unter Ozempic trotz Pille schwanger geworden sind, vermute ich, dass sie die Pille gelegentlich vergessen haben.
Soweit man weiß, gibt es keine speziellen Gefahren, aber ich würde es nicht riskieren. Ich empfehle Frauen, Gewicht zu reduzieren und die Spritze abzusetzen. Und dann erst zu versuchen, schwanger zu werden.
Es gibt Hinweise, dass die Spritze das Risiko senkt, Diabetes Typ 2 zu entwickeln. Auch ist das Risiko für Depressionen geringer als etwa bei operativen Magenverkleinerungen. Semaglutid hilft wohl auch, mit dem Rauchen aufzuhören oder weniger zu trinken. Es gibt zudem Hinweise, dass Semaglutid das Risko für Alzheimer oder Parkinson senkt.
Herr Birkenfeld, nehmen wir an, ich habe fünf Kilo zu viel auf den Rippen. Ist die Abnehmspritze eine Lösung?
Bei fünf Kilo Übergewicht wäre die Abnehmspritze nicht das Mittel der Wahl. Nur bei Menschen mit Diabetes Typ 2 oder gesundheitsgefährdendem Übergewicht überwiegt der Nutzen die Risiken. Das ist ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 30 der Fall. Nur für diese beiden Indikationen gibt es eine Zulassung. Ich würde auf jeden Fall davon abraten, die Abnehmspritze jenseits dessen einzusetzen. Wie bei jedem Medikament gibt es Nebenwirkungen.
Welche Medikamente sind derzeit auf dem Markt?
Seit 2018 gibt es den Wirkstoff Semaglutid, der in niedriger Dosierung unter dem Namen Ozempic bei Diabetes Typ 2 eingesetzt wird. In einer höheren Dosierung unter dem Markennamen Wegovy werden damit Patientinnen und Patienten mit Adipositas behandelt. Semaglutid ahmt die Wirkung des körpereigenen Hormons GLP-1 nach und wirkt auf die Bauchspeicheldrüse und das Gehirn. Es reguliert den Blutzucker und sorgt dafür, dass man schneller satt ist. Stark Übergewichtige können dadurch innerhalb eines Jahres 15 Prozent abnehmen. Das Mittel Tirzepatid, eine Weiterentwicklung, ist noch deutlich wirksamer. Es kombiniert zwei körpereigene Hormone, verhindert Übelkeit und wirkt positiv auf Stoffwechsel und Nahrungszufuhr. In klinischen Tests werden bereits Kombinationen aus drei und mehr Hormonen erprobt. Die Medikamente, die wir jetzt haben, sind wohl erst der Anfang.
Welche Nebenwirkungen gibt es?
In den ersten Monaten leiden 20 bis 25 Prozent der Patientinnen und Patienten unter Übelkeit, Völlegefühl, Durchfall oder Erbrechen. Bei längerfristigem Einsatz ist immer noch nicht ganz klar, ob Semaglutid zu mehr Schilddrüsenkrebs führen könnte. Auch werden sehr seltene Augennerven-Erkrankungen mit der Abnehmspritze in Zusammenhang gebracht. Unklar ist außerdem, ob das Risiko für Bauchspeicheldrüsenentzündungen steigt. Wie immer beim Abnehmen gibt es mehr Gallensteine und mehr Gallenstein-Operationen.
Wer verschreibt die Abnehmspritze und wie wird sie angewendet?
Das kann die Hausarztpraxis machen. Oder der Diabetologe oder die Endokrinologin. Gespritzt wird einmal die Woche, einfach unter die Haut. Das können Patientinnen und Patienten selber machen. Die Einmalkanülen spürt man kaum.
Was kostet die Behandlung?
Ozempic wird von den Krankenkassen übernommen, da es nur bei Diabetes eingesetzt wird. Der Preis für Tirzepatid liegt bei rund 500 Euro pro Monat. Wegovy für die Behandlung von Adipositas kostet etwa 300 Euro pro Monat. Billiger wird es erst, wenn der Patentschutz für die Medikamente ausläuft. Ozempic wird von den Krankenkassen übernommen, da es nur bei Diabetes eingesetzt wird. Der Preis für Tirzepatid liegt bei rund 500 Euro pro Monat. Wegovy für die Behandlung von Adipositas kostet etwa 300 Euro pro Monat. Billiger wird es erst, wenn der Patentschutz für die Medikamente ausläuft.
In welchen Fällen zahlen die Krankenkassen?
Im Moment werden die Kosten nur für Patientinnen und Patienten mit Diabetes Typ 2 übernommen. Formal ist die Abnehmspritze ein Mittel zur Blutzuckerkontrolle. Anders sieht es bei Übergewicht aus. Laut Sozialgesetzbuch dürfen die Kassen Medikamente, die ausschließlich zur Gewichtsreduktion dienen, nicht bezahlen. Allerdings konnte bei Semaglutid erstmals gezeigt werden, dass adipöse Patientinnen und Patienten ohne Diabetes tatsächlich weniger Herzinfarkte erleiden und seltener sterben. Damit ändert sich die medizinische Beweisführung. Da wird der Gesetzgeber reagieren.
Im Internet berichten Frauen, während der Therapie unerwartet schwanger geworden zu sein. Steigert die Abnehmspritze die Fruchtbarkeit?
Noch ist der Hintergrund nicht klar. Adipöse Frauen – und auch Männer – sind wegen der Insulinresistenz unfruchtbarer. Meiner Ansicht nach lassen sich Berichte über erhöhte Fruchtbarkeit einfach mit dem Gewichtsverlust erklären. Ich glaube nicht, dass das Medikament auf Eisprung oder Geschlechtshormone Einfluss hat. Bei Frauen, die unter Ozempic trotz Pille schwanger geworden sind, vermute ich, dass sie die Pille gelegentlich vergessen haben.
Wie gefährlich sind Ozempic und Co. in der Schwangerschaft?
Soweit man weiß, gibt es keine speziellen Gefahren, aber ich würde es nicht riskieren. Ich empfehle Frauen, Gewicht zu reduzieren und die Spritze abzusetzen. Und dann erst zu versuchen, schwanger zu werden.
Welche Vorteile könnte die Abnehmspritze noch haben?
Es gibt Hinweise, dass die Spritze das Risiko senkt, Diabetes Typ 2 zu entwickeln. Auch ist das Risiko für Depressionen geringer als etwa bei operativen Magenverkleinerungen. Semaglutid hilft wohl auch, mit dem Rauchen aufzuhören oder weniger zu trinken. Es gibt zudem Hinweise, dass Semaglutid das Risko für Alzheimer oder Parkinson senkt.