Universitätsklinikum Tübingen PULS
Yoga, Meditation & Co

Was hilft bei chronischen Schmerzen?

Das Angebot an komplementärmedizinischen Therapiemöglichkeiten bei Schmerzen ist riesig. Doch nicht immer ist der Nutzen belegt. Ein Experte für Yoga und Meditation stellt vier gut erforschte Ansätze vor, die bei chronischen Schmerzen wirklich helfen können.
18.06.2025
Susan Jörges
5 Minuten
Was hilft bei chronischen Schmerzen?
© Canva

Yoga

Fast jeder und jede fünfte Deutsche praktiziert heute Yoga. Seit 2018 hat sich die Zahl vervierfacht. Yoga kombiniert fokussiert ausgeübte Körperhaltungen mit Atem-, Entspannungs- und Meditationstechniken. Ursprünglich Teil der indischen Philosophie, wird Yoga heute verstärkt aus gesundheitlichen Gründen praktiziert.

Yoga-Übungen dehnen die Muskulatur, aktivieren das parasympathische Nervensystem und fördern die Balance sowie die Körperwahrnehmung. Grundlagenstudien zeigen zudem, dass Entzündungen in den Faszien verringert werden können. Ebenfalls ist durch Studien belegt, dass Yoga bei chronischen Rückenschmerzen genauso gut wirkt wie eine leitliniengerechte Physiotherapie. Schmerzlindernde Wirkungen konnten auch bei Arthrose und Spannungskopfschmerzen gezeigt werden. Auf die Intensität der Praxis kommt es dabei nicht an. „Sogar Yoga- Übungen auf dem Stuhl können helfen“, erklärt Cramer.

Wer mit Yoga beginnt, sollte die Übungen zunächst unter Anleitung erlernen, um das Verletzungsrisiko zu minimieren. Erst dann sollten beispielsweise Online-Videos für die Praxis zu Hause genutzt werden. Wer körperliche Einschränkungen oder Schmerzen hat, kann sich an Yoga-Lehrende wenden, die spezielle Yoga-Therapieausbildungen oder eine medizinische Ausbildung haben.

Schröpfen

Schröpfen ist eines der ältesten Therapieverfahren der Welt und wird in zahlreichen Kulturen eingesetzt. Mit Glas- oder Kunststoffkörpern mit unterschiedlich großen Durchmessern wird ein Vakuum erzeugt, eine Sogwirkung auf Haut und Unterhautgewebe entsteht.

Durch den Unterdruck weiten sich die Gefäße, Histamin wird ausgeschüttet und der Blutfluss in der Umgebung des geschröpften Bereiches nimmt zu. Auch Substanzen, die das Immunsystem stärken oder Schmerzen hemmen können, werden aufgrund der Reizung des Gewebes lokal verstärkt ausgeschüttet. Studien zeigen, dass Schröpfen Rücken- und Nackenschmerzen für mehrere Monate lindern kann. „Auch beim Karpaltunnelsyndrom und bei Kniearthrose konnte gezeigt werden, dass Schröpfen die Beschwerden verringern kann“, sagt Cramer. Um langfristig anhaltende Wirkungen zu erzielen, empfiehlt sich eine Kombination mit aktivierenden Maßnahmen wie Sport oder Yoga.

Hierbei wird die Haut mit einer Lanzette leicht verletzt, durch das Schröpfen tritt eine sehr geringe Menge Blut aus. Dadurch soll die behandelte Zone noch intensiver angeregt werden als beim sogenannten trockenen Schröpfen. Auf Hygiene muss hierbei besonders geachtet werden.

Meditation

Kernelement ist die bewusste Lenkung der Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment – und zwar ohne ihn zu bewerten.

„Meditation und Achtsamkeitsübungen helfen, den Schmerz zu akzeptieren und einen besseren Umgang mit ihm zu finden“, sagt Cramer. Dadurch kann langfristig auch die Schmerzintensität reduziert und einer Katastrophisierung der Schmerzen vorgebeugt werden. Beides trägt wiederum dazu bei, negative Folgen wie sozialen Rückzug zu vermeiden und die Lebensqualität zu steigern – trotz möglicherweise noch vorhandener Schmerzen. Auch die Schlafqualität kann sich verbessern und depressive Begleitsymptome können gelindert werden.

Eine zentrale Technik ist die stille Meditation im Sitzen. Die Gedanken können auf die Atmung, einen bestimmten Punkt oder auf sich wiederholende Silben- oder Wortfolgen fokussiert sein. Bei der Gehmeditation wird das Gehen zum Fokus der Aufmerksamkeit, beim sogenannten Body Scan der Körper selbst. Achtsamkeitsbasierte Therapieprogramme zielen darauf ab, Achtsamkeit auch bei Tätigkeiten im Alltag zu üben, etwa beim Zähneputzen.

Blutegel

Die Tiere werden seit Jahrhunderten bei Gelenkschwellungen, Entzündungen oder chronischen Schmerzen eingesetzt. „Besonders bei Arthrose des Knies oder des Daumensattelgelenks kann eine Blutegel-Therapie helfen“, sagt Cramer. Mehrere Studien zeigen, dass eine Blutegel-Therapie Schmerzen deutlich stärker senken kann als eine Therapie mit dem Schmerzmittel Diclofenac. Die Wirkung ist in 40 Prozent der Fälle auch nach sechs Monaten noch nachweisbar.

Entzündete, schmerzende Areale weisen häufig eine höhere Temperatur auf. Die Tiere können diese Stellen aufspüren und dort mit ihren 240 kleinen Zähnen ansetzen. Der Speichel des Blutegels ist ein echter „Wirkstoff-Cocktail“ aus etwa 200 bioaktiven Substanzen, der blutverdünnend, schmerzlindernd und entzündungshemmend wirkt.

Medizinische Blutegel werden speziell gezüchtet und müssen vor der Anwendung über Wochen in Quarantäne leben. Die Blutegel werden in ihrem Leben einmal und nur an einer Patientin oder einem Patienten eingesetzt.

Experten

Prof. Dr. Holger Cramer
Prof. Dr. Holger Cramer
Universitätsprofessor für die Erforschung komplementärmedizinischer Verfahren
Institut für Allgemeinmedizin & Interprofessionelle Versorgung
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