Wenn Mädchen oder Frauen wegen ihrer Periodenschmerzen regelmäßig nicht in die Schule oder zur Arbeit gehen können, regelmäßig den Sport ausfallen lassen müssen und sich mit Wärmflasche und Schmerztabletten im Bett krümmen, sollte das in jedem Fall abgeklärt werden. Manche Patientinnen haben auch während und nach dem Geschlechtsverkehr, beim Stuhlgang oder beim Wasserlassens Schmerzen. Ist die Endometriose ausgeprägter, haben Patientinnen auch Schmerzen außerhalb der Regel – und nicht mehr ausschließlich während der Periode. Endometriose kann sich auch auf den Kinderwunsch auswirken. Wenn gesunde Frauen nicht auf natürliche Weise schwanger werden, sollte neben Ursachen vom Partner immer auch eine Endometriose abgeklärt werden.
Endometriose kann sehr unspezifische Symptome mit sich bringen: es gibt Frauen, die während der Periode häufig starke Kopf- oder Rückenschmerzen haben. Andere haben währenddessen starke Magenschmerzen oder fühlen sich sehr müde. Viele mühen sich dann von Arztpraxis zu Arztpraxis, ohne eine Diagnose zu erhalten. Der Gastroenterologe klärt Unverträglichkeiten ab, die Orthopädin eine Bandscheibenproblematik oder Verspannungen. Der Psychologe vermutet hinter Bauchschmerzen Stress. Von den ersten Symptomen bis zur Endometriose-Diagnose bei einem Frauenarzt oder einer Frauenärztin vergehen somit teilweise sechs bis acht Jahre. Deshalb ist es wichtig, dass die Frauenklinik Tübingen als Endometriosezentrum sowohl niedergelassene Gynäkologinnen und Gynäkologen aber auch Ärztinnen und Ärzte aus anderen Fachdisziplinen informiert. Hierfür bieten wir regelmäßig Fortbildungen an.
Die Gebärmutterhöhle ist mit einer Schleimhaut ausgekleidet. Bei Endometriose siedelt sich Gewebe, das dieser Gebärmutterschleimhaut ähnlich ist, außerhalb der Gebärmutter an. Meistens in der Muskulatur und an der Außenwand der Gebärmutter, an den Eierstöcken oder in den Eileitern, an der Darm- oder Bauchwand, an der Blase und im Bereich des Bauchfells. In seltenen Fällen sogar am Zwerchfell oder an der Lunge. Warum das so ist, ist noch nicht vollständig geklärt. Ein Grund scheint eine rückwärtsgerichtete Blutung zu sein: Die Gebärmutter stößt dabei während der Periode die Schleimhaut nicht nach außen ab, sondern ein Teil der Schleimhaut gelangt über die Eileiter rückwärts in den Bauchraum hinein. Es könnte auch sein, dass kleine Verletzungen in der Gebärmutter die Schleimhaut in den Bauchraum hineinwandern lassen – zum Beispiel nach einem Kaiserschnitt oder nach einer Operation an der Gebärmutter. Eine andere Theorie ist, dass Zellen, die ursprünglich für etwas anderes programmiert waren, zu Endometriose-Zellen umgewandelt werden.
Das Wachstum der Endometriosezellen ist abhängig vom Hormon Östrogen, das im Körper fruchtbarer Frauen produziert wird. Die Endometriosezellen empfangen das Östrogen als Signal – ähnlich wie die Gebärmutterschleimhaut – und können dadurch an ihrem jeweiligen Ort wachsen und eine schmerzhafte Entzündung oder Reizung hervorrufen. Manche Patientinnen haben erste Symptome schon als Mädchen, wenn der Östrogenspiegel langsam ansteigt, andere erst nach mehreren Jahren, wenn sich Zyklus für Zyklus mehr und mehr Endometriosezellen im Körper angesiedelt haben.
Endometriose ist eine gutartige, aber chronische Erkrankung, die behandelt werden sollte, wenn die Schmerzen die jeweilige Person belasten und das Leben einschränken. Wichtig bei starken Schmerzen ist eine angemessene Schmerztherapie. Vielen Patientinnen genügen gängige Schmerzmittel wie zum Beispiel Paracetamol, Dolormin oder Ibuprofen an den zwei oder drei schmerzintensiven Tagen im Monat. Wenn das nicht ausreicht oder die Patientin chronische Schmerzen durch eine sehr ausgeprägte Endometriose hat, sollte man einen Schmerztherapeuten aufsuchen, der die Medikation mit anderen Mitteln einstellen kann. Es ist wichtig, dass Betroffene nicht denken, sie müssten das einfach durchstehen. Wenn man über viele Jahre immer starke Schmerzen hat, kann sich ein Schmerzgedächtnis bilden. Der Kopf ist dann trainiert auf den Schmerz und empfängt durchgehend Schmerzsignale – ähnlich wie bei einem Phantomschmerz.
Neben der Schmerzlinderung ist die medikamentöse Hormontherapie eine wichtige Säule. Durch eine Pille mit Gestagen – neben Östrogen ein anderes weibliches Geschlechtshormon – kann der Östrogenspiegel nach unten reguliert werden. Die Endometrioseherde können dann weniger gut wachsen. Die Pille wird in manchen Fällen ohne Pause eingenommen (sogenannter „Langzyklus“). Dadurch hat die Patientin keine Periodenblutung und die Endometriose wird ruhiggestellt. Das reduziert die Beschwerden.
Wenn man Endometriose ausführlich abklären möchte oder einer Patientin mit starken Beschwerden helfen möchte, ist eine Bauchspiegelung sinnvoll. Das ist eine kleine, minimalinvasive Operation in Vollnarkose, bei der der Bauchraum mit einem Gas aufgepumpt wird und eine sehr dünne Kamera (Endoskop) eingeführt wird. Die Endometrioseherde können so genau diagnostiziert und direkt entfernt werden.
Die Symptome geben den entscheidenden Hinweis, sind aber nicht beweisend: Nur wenn die Endometriose schon in die Scheide einwächst, kann der Frauenarzt oder die Frauenärztin die Herde mit dem Auge erkennen. Dann hat eine Patientin aber häufig bereits intensive Schmerzen beim Stuhlgang oder beim Geschlechtsverkehr. Die kleinen, oberflächlichen Herde im Bereich des Bauchfells sieht man durch einen Blick in die Vagina nicht. Der Ultraschall ist besonders geeignet, Endometriose am Eierstock zu erkennen.
Wer Endometriose hat, ist nicht automatisch unfruchtbar. Die Erkrankung kann, muss aber nicht die Fruchtbarkeit einschränken. Natürlicherweise hat ein gesundes Paar eine Chance von etwa 15 bis 20 Prozent, in einem Monat schwanger zu werden. Bei einer Frau mit unbehandelter Endometriose kann diese Chance sinken – und zwar unabhängig davon, ob die Endometriose ausgeprägt ist oder nicht. Ist eine Endometriose bekannt und es funktioniert nicht, auf natürlichem Wege schwanger zu werden, sollte sich ein Paar in einem Endometriosezentrum oder in einem Kinderwunschzentrum vorstellen. Hier wird zunächst abgeklärt, ob nicht andere Ursachen hinter dem unerfüllten Kinderwunsch stecken.
Herr Prof. Krämer, viele Frauen haben starke Periodenschmerzen. Ab wann sollte man aufmerksam werden und abklären lassen, ob es Endometriose sein könnte?
Wenn Mädchen oder Frauen wegen ihrer Periodenschmerzen regelmäßig nicht in die Schule oder zur Arbeit gehen können, regelmäßig den Sport ausfallen lassen müssen und sich mit Wärmflasche und Schmerztabletten im Bett krümmen, sollte das in jedem Fall abgeklärt werden. Manche Patientinnen haben auch während und nach dem Geschlechtsverkehr, beim Stuhlgang oder beim Wasserlassens Schmerzen. Ist die Endometriose ausgeprägter, haben Patientinnen auch Schmerzen außerhalb der Regel – und nicht mehr ausschließlich während der Periode. Endometriose kann sich auch auf den Kinderwunsch auswirken. Wenn gesunde Frauen nicht auf natürliche Weise schwanger werden, sollte neben Ursachen vom Partner immer auch eine Endometriose abgeklärt werden.
Endometriose wird als Chamäleon der Gynäkologie bezeichnet. Warum?
Endometriose kann sehr unspezifische Symptome mit sich bringen: es gibt Frauen, die während der Periode häufig starke Kopf- oder Rückenschmerzen haben. Andere haben währenddessen starke Magenschmerzen oder fühlen sich sehr müde. Viele mühen sich dann von Arztpraxis zu Arztpraxis, ohne eine Diagnose zu erhalten. Der Gastroenterologe klärt Unverträglichkeiten ab, die Orthopädin eine Bandscheibenproblematik oder Verspannungen. Der Psychologe vermutet hinter Bauchschmerzen Stress. Von den ersten Symptomen bis zur Endometriose-Diagnose bei einem Frauenarzt oder einer Frauenärztin vergehen somit teilweise sechs bis acht Jahre. Deshalb ist es wichtig, dass die Frauenklinik Tübingen als Endometriosezentrum sowohl niedergelassene Gynäkologinnen und Gynäkologen aber auch Ärztinnen und Ärzte aus anderen Fachdisziplinen informiert. Hierfür bieten wir regelmäßig Fortbildungen an.
Was ist Endometriose und wie entsteht sie?
Die Gebärmutterhöhle ist mit einer Schleimhaut ausgekleidet. Bei Endometriose siedelt sich Gewebe, das dieser Gebärmutterschleimhaut ähnlich ist, außerhalb der Gebärmutter an. Meistens in der Muskulatur und an der Außenwand der Gebärmutter, an den Eierstöcken oder in den Eileitern, an der Darm- oder Bauchwand, an der Blase und im Bereich des Bauchfells. In seltenen Fällen sogar am Zwerchfell oder an der Lunge. Warum das so ist, ist noch nicht vollständig geklärt. Ein Grund scheint eine rückwärtsgerichtete Blutung zu sein: Die Gebärmutter stößt dabei während der Periode die Schleimhaut nicht nach außen ab, sondern ein Teil der Schleimhaut gelangt über die Eileiter rückwärts in den Bauchraum hinein. Es könnte auch sein, dass kleine Verletzungen in der Gebärmutter die Schleimhaut in den Bauchraum hineinwandern lassen – zum Beispiel nach einem Kaiserschnitt oder nach einer Operation an der Gebärmutter. Eine andere Theorie ist, dass Zellen, die ursprünglich für etwas anderes programmiert waren, zu Endometriose-Zellen umgewandelt werden.
Starke Periodenschmerzen sollten immer abgeklärt werden.
In welchem Alter sind die meisten Frauen betroffen?
Das Wachstum der Endometriosezellen ist abhängig vom Hormon Östrogen, das im Körper fruchtbarer Frauen produziert wird. Die Endometriosezellen empfangen das Östrogen als Signal – ähnlich wie die Gebärmutterschleimhaut – und können dadurch an ihrem jeweiligen Ort wachsen und eine schmerzhafte Entzündung oder Reizung hervorrufen. Manche Patientinnen haben erste Symptome schon als Mädchen, wenn der Östrogenspiegel langsam ansteigt, andere erst nach mehreren Jahren, wenn sich Zyklus für Zyklus mehr und mehr Endometriosezellen im Körper angesiedelt haben.
Kann Endometriose therapiert werden?
Endometriose ist eine gutartige, aber chronische Erkrankung, die behandelt werden sollte, wenn die Schmerzen die jeweilige Person belasten und das Leben einschränken. Wichtig bei starken Schmerzen ist eine angemessene Schmerztherapie. Vielen Patientinnen genügen gängige Schmerzmittel wie zum Beispiel Paracetamol, Dolormin oder Ibuprofen an den zwei oder drei schmerzintensiven Tagen im Monat. Wenn das nicht ausreicht oder die Patientin chronische Schmerzen durch eine sehr ausgeprägte Endometriose hat, sollte man einen Schmerztherapeuten aufsuchen, der die Medikation mit anderen Mitteln einstellen kann. Es ist wichtig, dass Betroffene nicht denken, sie müssten das einfach durchstehen. Wenn man über viele Jahre immer starke Schmerzen hat, kann sich ein Schmerzgedächtnis bilden. Der Kopf ist dann trainiert auf den Schmerz und empfängt durchgehend Schmerzsignale – ähnlich wie bei einem Phantomschmerz.
Neben der Schmerzlinderung ist die medikamentöse Hormontherapie eine wichtige Säule. Durch eine Pille mit Gestagen – neben Östrogen ein anderes weibliches Geschlechtshormon – kann der Östrogenspiegel nach unten reguliert werden. Die Endometrioseherde können dann weniger gut wachsen. Die Pille wird in manchen Fällen ohne Pause eingenommen (sogenannter „Langzyklus“). Dadurch hat die Patientin keine Periodenblutung und die Endometriose wird ruhiggestellt. Das reduziert die Beschwerden.
Wenn man Endometriose ausführlich abklären möchte oder einer Patientin mit starken Beschwerden helfen möchte, ist eine Bauchspiegelung sinnvoll. Das ist eine kleine, minimalinvasive Operation in Vollnarkose, bei der der Bauchraum mit einem Gas aufgepumpt wird und eine sehr dünne Kamera (Endoskop) eingeführt wird. Die Endometrioseherde können so genau diagnostiziert und direkt entfernt werden.
Die Ursachen von Endometriose sind noch nicht vollständig geklärt. Ärztinnen und Ärzte wissen nicht, warum sich die Zellen, die eigentlich in die Gebärmutterhöhle gehören, außerhalb der Gebärmutter ansiedeln können. Es wird vermutet, dass Sie auf bestimmte Weise mit dem umliegenden Gewebe interagieren. Im Forschungsverbund ENDO-RELIEF werden diese Mechanismen genauer erforscht und die Endometriosezellen auf molekularer Ebene untersucht. Wenn Ärztinnen und Ärzte die Faktoren kennen, können spezifischere Therapien entwickelt werden, die die Ursache bekämpfen. Das Gewebe von Patientinnen und Patienten wird mir deren Einverständnis in einer Biodatenbank gesammelt. So kann untersucht werden, ob sich die Immunprofile oder Stoffwechselvorgänge der Gewebe eventuell unterscheiden.
An ENDO-RELIEF beteiligt sind neben Tübingen drei weitere Universitäten. Die Charité Berlin befasst sich mit der Erforschung von Endometriose-Schmerzen (Charité Berlin). Die Universität Münster erforscht den Zusammenhang zwischen Endometriose und Unfruchtbarkeit sowie Mechanismen, die zu Schmerz und weiteren mit Schmerz in Verbindung stehenden Symptomen führe. Die Uni Ulm befasst sich mit einem ganzheitlichen Verständnis der Endometriose-Ursachen.
Endometriose kann in der Arztpraxis ohne Bauchspiegelung nicht abschließend diagnostiziert werden?
Die Symptome geben den entscheidenden Hinweis, sind aber nicht beweisend: Nur wenn die Endometriose schon in die Scheide einwächst, kann der Frauenarzt oder die Frauenärztin die Herde mit dem Auge erkennen. Dann hat eine Patientin aber häufig bereits intensive Schmerzen beim Stuhlgang oder beim Geschlechtsverkehr. Die kleinen, oberflächlichen Herde im Bereich des Bauchfells sieht man durch einen Blick in die Vagina nicht. Der Ultraschall ist besonders geeignet, Endometriose am Eierstock zu erkennen.
Kann man trotz Endometriose Kinder bekommen?
Wer Endometriose hat, ist nicht automatisch unfruchtbar. Die Erkrankung kann, muss aber nicht die Fruchtbarkeit einschränken. Natürlicherweise hat ein gesundes Paar eine Chance von etwa 15 bis 20 Prozent, in einem Monat schwanger zu werden. Bei einer Frau mit unbehandelter Endometriose kann diese Chance sinken – und zwar unabhängig davon, ob die Endometriose ausgeprägt ist oder nicht. Ist eine Endometriose bekannt und es funktioniert nicht, auf natürlichem Wege schwanger zu werden, sollte sich ein Paar in einem Endometriosezentrum oder in einem Kinderwunschzentrum vorstellen. Hier wird zunächst abgeklärt, ob nicht andere Ursachen hinter dem unerfüllten Kinderwunsch stecken.