Genaue Zahlen zu Art und Häufigkeit von Augenverletzungen an Silvester und Neujahr gibt es nicht. „Jeder denkt natürlich zuerst an Verletzungen durch Feuerwerkskörper, die nah vor dem Gesicht explodieren oder gezielt ins Auge fliegen", sagt Prof. Martin Rohrbach, Oberarzt an der Universitäts-Augenklinik Tübingen. Explorierende Knallkörper verursachen am Auge und in der Augenregion zum einen Verbrennungen, zum anderen können winzige Schwarzpulverpartikel ins Auge eingesprengt werden. Explodiert ein Knallkörper direkt vor dem Auge oder fliegt eine Rakete direkt ins Auge, kommt es durch den (Luft-) Druck zu einer Druckwirkung auf das Auge, ähnlich einer Prellung. Dass ein Feuerwerkskörper das Auge durchbohrt ist dagegen eher selten.
„Häufiger jedoch als Augenverletzungen durch Feuerwerkskörper sieht man stumpfe Verletzungen des Auges durch Sektkorken", weiß Rohrbach. Diese passen "wie die Faust aufs Auge" und führen unter Umständen selbst dann noch zu schweren Schäden, wenn sie das Auge nicht direkt treffen, sondern von der Wand abprallen.
Zunächst gilt es, "einen kühlen Kopf zu bewahren". Im Falle einer Verbrennung sollte die betroffene Region möglichst schnell gespült beziehungsweise gekühlt werden. Eine stärkere Druckwirkung auf das Auge, etwa durch Reiben, sollte vermieden werden. Bei schweren Verletzungen ist eine sauberer Verbandes sinnvoll. Die Möglichkeiten der Selbsthilfe sind damit aber bereits weitgehend erschöpft.
„Besteht der Verdacht auf eine schwere Augenverletzung, welche unter Umständen eine Operation erfordert, sollte der Verletzte nicht mehr essen, nicht mehr trinken und auch nicht mehr rauchen, da er für die Narkose etwa sechs bis acht Stunden vorher nüchtern sein muss und der Eingriff sonst möglicherweise nur mit Verzögerung durchgeführt werden kann", betont Rohrbach.
Prinzipiell gilt das selbe wie bei Erwachsenen. Da Kinder aufgrund ihrer eingeschränkten Kooperation noch häufiger als Erwachsene eine Narkose für einen Eingriff am Auge benötigen, sollte man sie nicht mit Süßigkeiten oder ähnlichem trösten, damit eine eventuell notwendige Operation nicht verzögert wird.
Ist es tatsächlich zu einem Unfall mit Augenbeteiligung gekommen und liegen Warnhinweise wie zum Beipspiel ein rotes Auge, starke Schmerzen oder eine Einschränkung des Sehvermögens vor – das lässt sich zum Beispiel durch Zuhalten des unverletzten Auges prüfen – so sollte eigentlich grundsätzlich augenärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden — an Silvester durch den augenärztlichen Notdienst oder eine Augenklinik. Der Hausarzt ist aufgrund fehlender Ausstattung in der Regel nicht in der Lage, Augenverletzungen ausreichend zu diagnostizieren und zu behandeln.
Am Auge verletzte Personen sollten nur im äußersten Notfall selbst mit dem Auto zum Augenarzt fahren. Besser ist es, sich fahren zu lassen oder ein Taxi zu nehmen. Ein zügiger Transport zum Augenarzt beziehungsweise in die Augenklinik ist in aller Regel ausreichend, ein Transport mit dem Notarztwagen oder einem Rettungshubschrauber ist in der Regel nicht erforderlich.
Der große Teil der Augenverletzungen zu Silvester ist eher harmloser Natur. Reizungen der Bindehaut und Abschürfungen der Hornhautoberfläche heilen zumeist innerhalb weniger Tage folgenlos ab. Auch Verletzungen durch kleinere Fremdkörper können recht gut "reparieriert" werden. Augapfelprellungen durch Sektkorken können allerdings nicht oder nur teilweise beseitigt werden. Insofern kommt es leider nicht ganz so selten vor, dass ein zu Silvester beschädigtes Auge trotz mehrfacher Operationen schließlich doch erblindet. „Daher kann nur Jahr für Jahr geraten werden, sich so zu verhalten, dass die eigenen Augen und die der Mitmenschen nicht gefährdet werden. Eine lebenslange Beeinträchtigung des Sehvermögens wiegt sehr viel schwerer als der Verzicht auf einen gefährlichen, kurzen Silvesterspaß", mahnt der Augenarzt Rohrbach.
Feuerwerkskörper sollten selbstverständlich nie in der Hand oder in einer Menschenmenge gezündet oder in brennendem Zustand auf Personen geworfen werden. Sind Kinder an einem Feuerwerk beteiligt, sollten diese eigentlich grundsätzlich eine Schutzbrille tragen. „Beim Öffnen einer Sektflasche ist es am besten, den Sektkorken in der Hand zu behalten – in den USA gibt es dazu sogar entsprechende Hinweise auf den Flaschen. Vor allem in geschlossenen Räumen dürfen Sektkorken nicht frei fliegen und es darf nie mit ihnen auf Personen gezielt werden", rät Rohrbach.