Malaria
Malaria ist eine lebensgefährliche Infektionserkrankung, die von der Anopheles-Stechmücke übertragen wird. Jeder, der infiziert wird, erkrankt – mitunter sogar schwer. Malaria beginnt in der Regel mit unspezifischen Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie einem allgemeinen Krankheitsgefühl. Wird die Malaria nicht rechtzeitig behandelt, kommt es zu Organversagen; es können weitere Symptome wie Krampfanfälle oder Koma auftreten. „Schwangere sind besonders gefährdet, schwere Verläufe zu erleiden, die sich auch auf den Verlauf der Schwangerschaft und auf die Gesundheit des Kindes auswirken können“, erklärt die Tropenmedizinerin Prof. Sabine Bélard. Je nach Schwangerschaftswoche kann es zu einer Fehlgeburt oder zu einer Frühgeburt kommen. Der Malariaerreger kann auch auf das ungeborene Kind übertragen werden, welches dann an einer angeborenen Malaria erkrankt.
Die Anopheles-Mücke ist vor allem während der Dämmerung und in der Nacht aktiv. Das Risiko, infiziert zu werden, ist dann besonders hoch. Weite Teile von West-, Zentral- und Ostafrika sind flächendeckend Hochrisikogebiete für Malaria. Im südlichen Afrika sowie auch in Ländern nördlich der Sahara besteht nur regional oder saisonal ein Malaria-Risiko. In Mittel- und Südamerika, genauso wie in Asien, ist die Malaria in vielen Ländern endemisch; in Teilen Kolumbiens, Brasiliens, Venezuelas, Perus oder Boliviens sowie Indonesiens zum Beispiel besteht auch ein hohes Risiko für Malaria. „Die Verbreitungsgebiete der verschiedenen Malaria-Erreger können sich ändern. Es ist wichtig, sich vor der geplanten Reise über die aktuelle lokale Situation zu informieren“, betont Sabine Bélard.
Schwangere sollten Reisen in Gebiete, in denen Malaria vorkommt, grundsätzlich meiden. Wird dennoch eine Reise in ein Malariagebiet angetreten, wird Schwangeren neben bestmöglichem Mückenschutz eine medikamentöse Prophylaxe nicht nur für Hochrisikogebiete, sondern auch Gebiete mit mittlerem Risiko empfohlen. Das Medikament Mefloquin ist das Mittel der Wahl zur Malariaprophylaxe in der Schwangerschaft, es kann jedoch mit relevanten Neben- und Wechselwirkungen einhergehen, die es zu beachten gilt. Die wöchentliche Mefloquin-Prophylaxe sollte drei Wochen vor Abreise begonnen werden. Zum einen, damit noch im Heimatland festgestellt werden kann, wie das Mittel vertragen wird, zum anderen, damit der Schutz bereits bei Reiseantritt besteht.
Zika-Virus
Das Zika-Virus wird vor allem von Aedes-Stechmücken, auch bekannt als Tigermücken, übertragen. Das Virus kann aber auch sexuell übertragen werden. Das Krankheitsspektrum ist breit. Die meisten Infizierten entwickeln keinerlei Beschwerden, manche erleiden Fieber, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Hautausschlag oder Bindehautentzündung; eine Krankenhausbehandlung ist selten nötig. „Für das ungeborene Kind kann das Zika-Virus aber gefährlich werden, da es schwere Komplikationen und Langzeitschäden verursachen kann. Das Virus kann das zentrale Nervensystem des ungeborenen Kindes schädigen“, warnt Sabine Bélard. Betroffene Neugeborene können Mikrozephalie (abnorm kleiner Kopf) und vielfältige Behinderungen aufweisen.
Das Zika-Risiko ist besonders hoch in tropischen und subtropischen Regionen, aktuell vor allem in Süd- und Mittelamerika. Besonders betroffene Länder sind hier unter anderem Brasilien, Argentinien und Bolivien. In Afrika und Asien deuten epidemiologische Überwachungen auf eine weite geografische Verbreitung des Zika-Virus hin, die genauen Informationen über das Vorkommen in Afrika und Asien sind jedoch weniger detailliert. Einzelne Übertragungen wurden auch in den Südstaaten der USA, etwa in Florida und Texas festgestellt.
Gegen das Zika-Virus existieren weder eine Impfung noch eine medikamentöse Prophylaxe. Umso wichtiger ist es, Risikogebiete zu vermeiden beziehungsweise das Risiko eines Mückenstichs so gering wie möglich zu halten. War der Partner in einem Gebiet, in dem Zika übertragen werden kann, sollte für einen Zeitraum von drei Monaten auf ungeschützten Geschlechtsverkehr verzichtet werden – besonders dann, wenn ein Kinderwunsch besteht oder die Partnerin bereits schwanger ist.
Dengue-Virus
Das Dengue-Virus wird – ähnlich wie das Zika-Virus – vor allem durch Stechmücken der Gattung Aedes übertragen und zeigt sich durch hohes Fieber, starke Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie charakteristische Hautausschläge. Wie bei der Zika-Virus-Infektion verlaufen viele Infektionen ohne Symptome, bei einem Denguefieber kann es aber auch zu schweren Verläufen mit tödlichem Ausgang kommen. Die Auswirkungen einer Dengue-Infektion während der Schwangerschaft sind nicht vollständig geklärt – die aktuelle Wissenslage deutet auf ein erhöhtes Risiko für Frühgeburten, niedrigeres Geburtsgewicht und mögliche Übertragung auf das ungeborene Kind hin, jedoch gibt es im Gegensatz zum Zika-Virus keine gesicherten Hinweise auf Gesundheitsrisiken für das ungeborene Kind oder angeborene Fehlbildungen.
Das Dengue-Risiko ist weltweit am höchsten in tropischen und subtropischen Regionen, wobei Südostasien am stärksten betroffen ist, gefolgt von Süd- und Mittelamerika. Auch in Afrika und wird das Dengue-Virus übertragen. In den europäischen Mittelmeerländern Frankreich, Italien, Spanien und Kroatien kam es in den vergangenen Jahren vereinzelte zu lokalen Übertragungen, begünstigt durch die klimabedingte Ausbreitung der Tigermücke.
Der in Europa zugelassene Dengue-Impfstoffe darf bei Schwangeren nicht angewendet werden, da es sich um einen Lebendimpfstoff handelt. Schwangere sollten daher Reisen in Hochrisikogebiete möglichst vermeiden und bei unvermeidbaren Aufenthalten umfassende Mückenschutzmaßnahmen ergreifen.
Gelbfieber
Auch Gelbfieber wird durch tagaktive Stechmücken der Aedes-Gattung übertragen. Eine Infektion mit Gelbfieber ist tritt deutlich seltener als eine Infektion mit Malaria, dem Zika-Virus oder Dengue auf. Kommt es zu einer Gelbfieberinfektion, kann diese auch symptomlos verlaufen oder akute grippeähnliche Beschwerden verursachen, die in den meisten Fällen wieder abklingen. „In einigen Fällen verschlechtert sich der Zustand danach jedoch wieder plötzlich mit erneut hohem Fieber, Gelbsucht, Blutungen oder Organversagen und relevantem Risiko zu versterben“, weiß Sabine Bélard. Für Schwangere besteht ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe und Komplikationen wie Fehl-, Früh- oder Totgeburten.
Ein Gelbfieberrisiko besteht in vielen tropischen und subtropischen Regionen Afrikas und Südamerikas. In Asien sind bislang keine Fälle von Gelbfieber bekannt geworden, obwohl die Gelbfiebermücke dort ebenfalls vorkommt.
Gegen Gelbfieber gibt es eine hochwirksame Impfung, jedoch handelt es sich um einen Lebendimpfstoff, der während der Schwangerschaft nicht angewendet werden darf. Da viele Länder eine Gelbfieber-Impfbescheinigung als Einreisevoraussetzung verlangen, kann für Schwangere bei unaufschiebbaren Reisen ein medizinisches Befreiungszertifikat ausgestellt werden. „Schwangere müssen in solchen Fällen das Infektionsrisiko mit möglichen Auswirkungen auf die eigene Gesundheit und die Gesundheit des Kindes gegen die Reisenotwendigkeit abwägen", betont Sabine Bélard. Idealerweise sollten Frauen bereits vor einer Schwangerschaft gegen Gelbfieber immunisiert sein.
Reisemedizinische Beratung wird in Deutschland von einem breiten Spektrum qualifizierter Einrichtungen und Fachpersonen angeboten: Institute für Tropenmedizin oder reisemedizinische Ambulanzen an Universitätskliniken, andere medizinische Einrichtungen sowie niedergelassene Ärztinnen und Ärzte mit entsprechenden Qualifikationen. Für die Gelbfieberimpfung (bzw. ein Gelbfieberimpfbefreiungszertifikat) gibt es offiziell zugelassene Gelbfieber-Impfstellen, deren Verzeichnis auf der Internetseite der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit zu finden ist.
Auch das Institut für Tropenmedizin, Reisemedizin und Humanparasitologie am Universitätsklinikum Tübingen bietet reisemedizinische Beratung – insbesondere für Personen mit besonderen Bedürfnissen oder Risiken (zum Beispiel Reisen in der Schwangerschaft, Reisen mit Vorerkrankungen, Reisen mit Kindern) an. Die Reiseberatung kann vor Ort oder per Telefon erfolgen und alle Impfstoffe werden vorgehalten, sodass im Anschluss an die Beratung sofort geimpft werden kann.
Weitere wichtige Fragen zu Infektionskrankheiten in der Schwangerschaft:
Vor Auslandsreisen sollten Schwangere zunächst sicherstellen, dass alle von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Standardimpfungen wie Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Influenza vollständig und aktuell sind. Zusätzlich können je nach Reiseziel und -dauer spezielle Reiseimpfungen empfehlenswert sein, darunter Impfungen gegen Hepatitis A, Typhus, Japanische Enzephalitis, Tollwut oder Meningokokken. Totimpfstoffe gelten auch während der Schwangerschaft als sicher, wobei stets eine sorgfältige individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung unter Berücksichtigung des Infektionsrisikos, der Schwangerschaftswoche und möglicher Komplikationen erfolgen sollte. Lebendimpfstoffe (wie gegen Gelbfieber, Masern-Mumps-Röteln oder Varizellen) dürfen in der Schwangerschaft nicht verabreicht werden. Neben dem Impfschutz umfasst eine umfassende Reisevorbereitung für Schwangere weitere wichtige Aspekte wie Thromboseprophylaxe bei Langstreckenflügen, Verkehrssicherheit, Höhenanpassung, Verhalten bei Tierbissen und Sonnenschutz. Zudem sollte eine schwangerschaftsgerechte Reiseapotheke zusammengestellt werden und Reisende sollten sich über geeignete medizinische Einrichtungen am Reiseziel informieren.
Insektenschutz ist eine der wichtigsten Schutzmaßnahmen für Schwangere in Endemiegebieten, um durch Mückenstiche übertragene Infektionserkrankungen zu vermeiden. Sinnvoll sind verschiedene Maßnahmen: Das Tragen heller, körperbedeckender Kleidung (lange Ärmel, lange Hosen), die Verwendung imprägnierter Moskitonetze (besonders wichtig für Malaria-Prävention), der Aufenthalt in klimatisierten oder mit Insektenschutzgittern ausgestatteten Räumen und die konsequente Anwendung wirksamer Mückensprays.
Mückensprays mit den Wirkstoffen DEET (Diethyltoluamid) oder Icaridin sind auch während der Schwangerschaft sicher anwendbar, da die Aufnahme über die Haut minimal ist. Studien haben keine negativen Auswirkungen auf den Schwangerschaftsverlauf oder die kindliche Entwicklung nachgewiesen. Für optimalen Schutz sollten Mückensprays in ausreichender Konzentration (20 bis 30 Prozent DEET oder 20 Prozent Icaridin) verwendet werden, nach Sonnenschutzmitteln aufgetragen und regelmäßig erneuert werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt diese Wirkstoffe ausdrücklich für den Einsatz in Endemiegebieten, auch für Schwangere und Stillende.
In tropischen und subtropischen Ländern ist besondere Vorsicht bei der Nahrungsmittel- und Trinkwasserhygiene geboten, um das Risiko von Durchfallerkrankungen und Infektionen zu minimieren. Schwangere sollten ausschließlich industriell abgefüllte, original verschlossene Getränke konsumieren und auf Leitungswasser sowie Eiswürfel vollständig verzichten, da diese mit Krankheitserregern verunreinigt sein können. Bei Lebensmitteln gilt die Grundregel "Cook it, peel it, or forget it" – nur frisch zubereitete, durchgegarte Speisen und selbst geschältes Obst sollten verzehrt werden. Zu vermeiden sind rohe oder nicht ausreichend erhitzte Nahrungsmittel wie Salate, rohes Gemüse, Obstsalate, rohes Fleisch, roher Fisch, Meeresfrüchte, nicht pasteurisierte Milchprodukte, Speiseeis und kalte Buffets. Infektionserreger wie das Hepatitis E Virus oder Listerien, die über verunreinigte Lebensmittel übertragen werden, können für Schwangere und das ungeborene Kind besonders gefährlich sein.
„Jede Schwangere sollte vor Reiseantritt die Versicherungsbedingungen ihrer Auslandskrankenversicherung sorgfältig prüfen, da viele Standardpolicen schwangerschaftsbedingte Behandlungen ausschließen oder nur bis zu einer bestimmten Schwangerschaftswoche abdecken", betont Sabine Bélard. Besonders wichtig ist es zu klären, ob Komplikationen durch Infektionskrankheiten während der Schwangerschaft, vorzeitige Wehen oder eine Frühgeburt im Ausland abgedeckt sind. Bei Auslandsgeburten sollte auch die Versorgung des Neugeborenen eingeschlossen sein. Zur Reisevorbereitung gehört zudem die Recherche nach geeigneten medizinischen Einrichtungen am Zielort, einschließlich der nächstgelegenen Klinik mit geburtshilflicher Versorgung – auch von Neugeborenen.
Von einer eigenständigen Internetrecherche zur reisemedizinischen Vorbereitung ist aufgrund vieler unzuverlässiger Informationsquellen und sich ständig ändernder epidemiologischer Situationen (zum Beispiel Ausbruchsgeschehen) tatsächlich abzuraten. Schwangere sollten vor Reisen in tropische und subtropische Regionen eine qualifizierte reisemedizinische Beratung in Anspruch nehmen, idealerweise sechs bis acht Wochen vor Reisebeginn.