25 Jahre Forschung – Humane Papillomviren Verstehen

Nach seinem Auslandsaufenthalt an der Northwestern University Medical School in Chicago (USA), kam Prof. Dr. Frank Stubenrauch am 01.01.1998 ans Universitätsklinikum Tübingen. Hier übernahm er die stellvertretende Leitung der Sektion Experimentelle Virologie und 2018 die Leitung der Arbeitsgruppe „Papillomviren“ am Institut für Medizinische Virologie.
Humane Papillomviren (HPV) zählen zu den häufigsten durch Intimkontakte übertragenen Viren. HPV infizieren und vermehren sich in den Schleimhäuten des Mund-, Rachen-, Genital- und Analbereichs. Heute sind mehr als 200 verschiedene HPV-Stämme beschrieben. Einige Virusstämme werden nicht gut genug vom Immunsystem erkannt und bekämpft. Deshalb entstehen chronische Infektionen, die über Jahre hinweg nicht ausheilen. Diese Infektionen mit krebsauslösenden HPV-Typen fördern die Entstehung von Krebs sowie einiger Krebsvorstufen.
Bis heute ist nicht genau bekannt, wie sich HPV genau vermehrt. Dieses Wissen ist jedoch essentiell um neue Medikamente zu entwickeln, die chronische HPV Infektionen heilen und somit die Krebsentstehung verhindern. Prof. Dr. Stubenrauch konzentriert sich mit seiner Forschung deshalb darauf, die einzelnen Phasen, die HPV während seiner Vermehrung durchläuft, besser zu verstehen, um potentielle Angriffspunkte für virushemmenden Medikamenten zu finden.
Um sich zu vermehren muss HPV zunächst sein DNA Erbgut vermehren, denn dieses Erbgut muss in jedes neu entstehende Virus verpackt werden. Für diesen Prozess ist das sog. E2 Protein essentiell. Während seiner langjährigen Forschung konnte Prof. Stubenrauch zeigen, dass HPV neben dem klassischen E2 Protein noch ein alternatives Protein namens E8^E2 produziert. Dieses E8^E2 fördert die Virusvermehrung nicht, sondern hemmt sie. Vermutlich verhindert das Virus so, dass es vom Immunsystem erkannt und beseitigt wird. Durch seine Beharrlichkeit ist es Prof. Stubenrauch gelungen die molekularen Mechanismen aufzudecken, mit deren Hilfe E8^E2 die Virusvermehrung hemmt.
In Zukunft könnten mit Hilfe dieses Wissen Medikamente entwickelt werden, die einen ähnlichen Wirkmechanismus wie E8^E2 verwenden, um HPV Infektionen zu hemmen. So könnten chronische HPV-Infektionen und somit die Krebsentstehung womöglich verhindert werden.
Es gibt also noch genug zu tun. Wir wünschen weiterhin gutes Gelingen!
Bild: Institutsdirektor Prof. Dr. Thomas Iftner (links) überreicht Prof. Stubenrauch (rechts) eine Dankesurkunde zum 25. Dienstjubiläum.