Aus zwei mach eins – Entstehung einer neue SARS-CoV-2-Variante

In seltenen Fällen wird eine Zelle gleichzeitig mit zwei verschiedenen, aber dennoch ähnlichen Virus-Varianten infiziert. In der Zelle können sich dann Bestandteile beider Viren vermischen. So kann eine neue Virusvariante entstehen, die nicht mehr einem der Ausgangsviren ähnelt, sondern eine Mischung aus beiden Ausgangsviren ist. Ein Beispiel für eine so entstandene neue Virusvariante ist der SARS-CoV-2-Stamm XBB. Forschende aus Tokio und Tübingen konnten zeigen, dass das Genom von XBB Bestandteile der beiden SARS-CoV-2 Omicron-Varianten BJ.1 und BM.1.1.1 enthält. Aus den beiden Ausgangsviren BJ.1 und BM1.1.1 entstand im Sommer 2022 die Viruschimäre XBB. Dabei wurde das Erbgut von BJ.1 und BM.1.1.1 so kombiniert, dass sich ein neues Spike-Protein formte.
Das Spike-Protein befinden sich auf der Oberfläche von SARS-CoV-2. Das Virus benötigt das Spike-Protein um sich in gesunde Zellen zu schleusen und dort zu vermehren. Die Forschenden konnten zeigen, dass das neu entstandene Spike-Protein der XBB-Virusvariante einen sehr effektiven Eintritt in neue Zellen ermöglicht. Gleichzeitig wird das neue Spike-Protein besonders schlecht durch unser Immunsystem erkannt. Die XBB-Virusvariante wird deshalb schlechter bekämpft und eliminiert. Das Virus kann sich besser vermehren und verbreiten.
Glücklicherweise konnten die Forscher ebenfalls zeigen, dass die neue SARS-CoV-2 Variante XBB nicht zu schwereren Krankheitsbildern führt.
Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht und ist hier zu finden.
Bild: Chimäre – der Begriff bezeichnet nicht nur Mischwesen der griechischen Mythologie, sondern auch neue Virus-Varianten, die durch Kombination verschiedener Virusstämme entstanden sind. (Quelle: Louvre Museum, Public domain, via Wikimedia Commons)