Binge Eating Störung
Prof. Katrin Giel und Prof. Stephan Zipfel haben gemeinsam mit einem internationalen Autorenteam eine umfassende Übersichtsarbeit zur Binge Eating Störung in der renommierten Zeitschrift „Nature Reviews Disease Primer“ veröffentlicht. Die Arbeit gibt einen aktuelle Überblick über Störungsbild und Prävalenz, aktuelle ätiologische Faktoren und Modelle, diagnostische Vorgehensweisen sowie Therapie- und Präventionsansätze für diese Essstörung, die die häufigste in der Allgemeinbevölkerung darstellt.
Die Binge Eating Störung (BED) ist durch wiederkehrende Essanfälle charakterisiert, in deren Rahmen betroffene Personen eine relative große Nahrungsmenge aufnehmen und die Kontrolle über ihr Essverhalten verliere. Die weltweite Prävalenz der BED für die Jahre 2018–2020 wird auf 0.6–1.8% bei erwachsenen Frauen geschätzt und auf 0.3–0.7% bei erwachsenen Männern. BED ist häufig mit Adipositas vergesellschaftet sowie mit vielfältigen körperlichen und psychischen Begleiterkrankungen. Menschen mit BED erleben eine erhebliche Beeinträchtigung und Einschränkung ihrer Lebensqualität, wobei BED gleichzeitig häufig unentdeckt und unbehandelt bleibt. Die Entstehung der BED ist complex und beinhaltet genetische und Umweltfaktoren, sowie neuroendokrinologische und neurobiologische Aspekte. Neurobiologische Evidenz stellt dabei Beeinträchtigungen in der Belohnungsverarbeitung, Inhibitionskontrolle und Emotionsregulation im Rahmen von BED heraus, wobei diese neurobiologischen Bereiche auch von innovativen Behandlungsansätzen adressiert werden. Psychotherapie ist die Behandlungsstrategie der ersten Wahl bei BED. Die Aufmerksamkeit für BED als auch die Erforschung der Essstörung hat stark zugenommen seit diese Diagnose offiziell in das Diagnosesystem DSM-5 aufgenommen wurde; dennoch sind weitere Anstrengungen notwendig, um die Mechanismen der BED besser zu verstehen und Präventions- und Behandlungserfolge zu verbessern.