Matthias Gehringer: W3-Professur für Medizinische Chemie mit Schwerpunkt Proteinkinaseinhibitoren

Matthias Gehringer (Jahrgang 1984) absolvierte sein Studium der Chemie an den Universitäten Karlsruhe und Heidelberg sowie an der Ecole Nationale Supérieure de Chimie in Montpellier (Frankreich). Im Jahr 2014 promovierte er mit dem Prädikat summa cum laude in Pharmazeutischer/Medizinischer Chemie bei Herrn Prof. Dr. Stefan Laufer am Pharmazeutischen Institut der Universität Tübingen. Als Postdoktorand in der Gruppe von Herrn Prof. Dr. Karl-Heinz Altmann an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich (Schweiz) arbeitete er für zwei Jahre in der Naturstofftotalsynthese. Dabei konzentrierte er sich auf synthetische Derivate der sogenannten Mycolactone, die eine vernachlässigte Krankheit namens Buruli-Ulkus verursachen. Sein Ziel war es, den Wirkmechanismus dieser Verbindungen zu entschlüsseln und neue Methoden für Diagnostik und Therapie zu entwickeln. Danach kehrte er nach Tübingen zurück, um eine eigene Forschungsgruppe aufzubauen. Seit 2019 ist er Juniorprofessor für Medizinische Chemie am Pharmazeutischen Institut der Universität Tübingen und Associate Investigator im Exzellenzcluster iFIT (Image-Guided and Functionally Instructed Tumor Therapies), dem einzigen onkologischen Exzellenzcluster Deutschlands.
Im Zentrum von Prof. Gehringers Forschung stehen Hemmstoffe für Proteinkinasen, einer Klasse von Enzymen, deren Deregulation zu verschiedensten Krankheiten, insbesondere Krebs, führen kann. Die enorme therapeutische Relevanz dieser Zielproteine zeigt sich beeindruckend in der Marktzulassung von über 80 Proteinkinaseinhibitoren in den letzten 23 Jahren, von denen die überwiegende Mehrheit in onkologischen Indikationen eingesetzt wird. Die Forschungsgruppe von Prof. Gehringer arbeitet hier vorwiegend an sogenannten kovalenten Hemmstoffen, die durch Ausbildung einer chemischen Bindung zum Zielprotein eine erhöhte Wirksamkeit, eine verlängerte Wirkdauer und oft auch eine erhöhte Selektivität erreichen.
Die Arbeit von Prof. Gehringer wurde mit diversen Preisen ausgezeichnet, unter anderem 2021 mit dem Host-Böhme Nachwuchspreis der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) und zuletzt 2024 mit dem Portoghese Lectureship Award der American Chemical Society (ACS) Division of Medicinal Chemistry (MEDI).