Immuntherapiestudie für das Prostatakarzinom

Das Prostatakarzinom

Prostatakrebs ist der zweithäufigste Krebs bei Männern weltweit, mit geschätzten 1.100.000 Fälle und 307.000 Todesfälle pro Jahr. Wenn der Tumor metastasiert, ist das Prostatakarzinom bisher nicht heilbar.  Die Hormonentzugs-Therapie ist nach wie vor die Erstlinientherapie für Männer mit metastasiertem Prostatakrebs. In vielen Fällen spricht die Erkrankung jedoch nach einer gewissen Zeit nicht mehr auf die Hormonentzugstherapie an (kastrationsresistentes Prostatakarzinom). In dieser Situation stehen Chemotherapien und neuere Hormontherapien zur Verfügung, jedoch zeigen diese jeweils nur einen begrenzten Therapieerfolg. 

In der KKE Translationale Immunologie in Tübingen ist nun im Rahmen des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK) eine klinische Phase I Studie angelaufen, die einen in Tübingen entwickelten bispezifischen Antikörper testet, mit dem Ziel, das Immunsystem gezielt gegen die Tumorzellen zu aktivieren, dadurch das kastrationsresistente Prostatakarzinom effektiv zu behandeln und langfristig eine deutliche Verbesserung für die Patienten zu erreichen.

Bispezifische Antikörper

Bispezifische Antikörper sind Eiweißmoleküle, die zwei verschiedene Bindungsstellen aufweisen. Im Falle des bispezifischen PSMAxCD3 Antikörpers CC-1 richtet sich eine Bindungsstelle gegen das Prostata-spezifische Membranantigen (PSMA), das auf der Oberfläche bösartiger Zellen des Prostatakrebses präsentiert wird, und die andere gegen CD3, ein Oberflächenmerkmal auf Immunzellen, den sogenannten T-Zellen. Durch Bindung von CC-1 an beide Bindungsstellen kommt es zu einer Aktivierung der T-Zellen spezifisch gegen Prostatakarzinomzellen, die zu deren Zerstörung führt. Darüber hinaus weist CC-1 die Besonderheit auf, auch an die Blutgefäße des Tumors zu binden und vermittelt dadurch eine zweifache Antitumorwirkung.

Die wichtigsten Fragen zur Studie

Die Studie untersucht als sogenannte Erstanwendungsstudie im Menschen die Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit des in Tübingen entwickelten bispezifischen PSMAxCD3 Antikörpers CC-1 bei Patienten mit Prostatakarzinom. Die Studie wird in der KKE Translationale Immunologie an der Medizinischen Universitätsklinik Tübingen sowie an weiteren DKTK Standorten in Deutschland durchgeführt.

Teilnehmen können erwachsene Patienten mit einem Prostatakarzinom, das auf eine Hormon-ablative Therapie nicht mehr anspricht (kastrationsresistentes Prostatakarzinom) und die bereits drei vorhergehende Therapien erhalten haben. Vor Beginn der Antikörpertherapie wird untersucht, ob die Patienten alle Anforderungen für die Studie erfüllen. Hierzu gehören beispielsweise eine ausreichende Funktion von Leber und Niere sowie des blutbildenden Systems.

Die häufigste ernsthafte Nebenwirkung bislang verfügbarer bispezifischer Antikörper ist eine überschießende Aktivierung des Immunsystems. Diese verursacht das so genannte Zytokin-Freisetzungs-Syndrom (CRS). Bei einem CRS können verschiedenste Beschwerden auftreten, hierzu gehören insbesondere Fieber und Kreislaufstörungen. Tritt ein CRS auf, erfolgt üblicherweise eine Behandlung mit Tocilizumab, einem Antikörper, der die überschießende Reaktion des Immunsystems abschwächt. 

Der im Rahmen der Tübinger Studie untersuchte Antikörper wurde in vielerlei Hinsicht optimiert, um eine unerwünschte Immunaktivierung möglichst zu vermeiden. Zudem wird in der Studie Tocilizumab erstmals bereits vorbeugend verabreicht, um zu verhindern, dass ein CRS überhaupt auftritt.  Durch diese Maßnahmen werden die Nebenwirkungen für die Patienten verringert und zudem ermöglicht, dass wirklich effiziente Dosen der Therapie verabreicht werden können.

Ablauf der Studienbehandlung

1. Voruntersuchung

Ungefähr zwei Wochen vor Behandlungsbeginn findet ein ambulanter Termin statt, an dem Sie ausführlich über die Studie aufgeklärt werden und ihr Einverständnis zur Teilnahme schriftlich abgeben. Im Anschluss werden verschiedene Voruntersuchungen durchgeführt, um zu überprüfen, ob Sie alle Voraussetzungen für die Studienteilnahme erfüllen.

2. Behandlung

Zur Ihrer Sicherheit findet die erste Behandlung mit dem bispezifischen Antikörper stationär in der Klinik statt. Die Therapie erfolgt als Spritze unter die Bauchhaut an drei Tagen in Folge. Im Anschluss werden Sie noch zwei Tage stationär nachbeobachtet, bevor sie die Klinik wieder verlassen können.

3. Weitere Behandlungen

Wenn Sie die Therapie gut vertragen haben, wird der Antikörper einmal pro Woche für maximal 16 Gaben gegeben. Ihr Arzt wird entscheiden, ob Sie dafür erneut ins Krankenhaus aufgenommen werden müssen, oder ob Sie nach der Gabe am gleichen Tag wieder nach Hause gehen können.

4. Nachsorge

Nach der Entlassung aus der Klinik erfolgen mehrere ambulante Kontrollen im Rahmen der Studie, bei welchen Ihr Gesundheitszustand überprüft wird und Sie auf eventuelle Nebenwirkungen untersucht werden. Ebenso wird untersucht, wie die Erkrankung auf die Therapie angesprochen hat.

Kontaktieren Sie uns

KKE Translationale Immunologie

frontend.sr-only_#{element.contextual_1.children.icon}: Medizinische Klinik


frontend.sr-only_#{element.contextual_1.children.icon}: Otfried-Müller-Str. 10
72076 Tübingen


E-Mail-Adresse: KKETI@med.uni-tuebingen.de


Bei Interesse an der PSMAxCD3 Studie sollte uns Ihr behandelnder Arzt vorab Ihre Behandlungsunterlagen (aktueller Arztbrief, Bildgebungsbefunde, etc.) übersenden, idealerweise via E-Mail.


Prof. Dr. Helmut Salih, Ärztlicher Direktor KKE Translationale Immunologie

„Wir freuen uns, diesen Patienten in schwieriger Therapiesituation eine neue Behandlungsoption anbieten und einen derartig innovativen Immuntherapieansatz in die Klinik bringen zu können. Nun wollen wir prüfen, ob es uns gelingt, das Immunsystem des Patienten gegen die Tumorzellen des Prostatakarzinoms so gezielt zu aktivieren, dass die Erkrankung effektiv behandelt werden kann."