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Blasenkrebs - der größte Risikofaktor ist das Rauchen!

Jedes Jahr erkranken in Deutschland fast 30 000 Menschen an Blasenkrebs. Männer sind mehr als doppelt so häufig betroffen wie Frauen, außerdem steigt das Erkrankungsrisiko mit zunehmendem Lebensalter. Der größte Risikofaktor ist das Rauchen, aber auch bestimmte Berufsgruppen wie Lackierer oder Friseure haben ein erhöhtes Risiko. Wir sprachen mit Professor Arnulf Stenzl, Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Urologie am Tübinger Uniklinikum.

Gibt es Warnzeichen für Blasenkrebs?

Wenn Blut im Urin oder Schmerzen beim Wasserlassen auftreten, kann eine Blasenspiegelung beim Urologen erste Hinweise geben, ob ein Blasenkrebs vorliegt.

Das größte Problem für die rechtzeitige Entdeckung der Krebserkrankung ist, dass besonders Frauen oftmals zu spät kommen, da die Erkrankung oft mit Harnwegsinfekten verwechselt wird. „Ist Blut im Urin und kehrt der Harnwegsinfekt innerhalb von drei Monaten zurück, ohne dass eine andere Ursache erkennbar ist, sollte man seinen Hausarzt darauf ansprechen. Bei Männern ist jeder Harnwegsinfekt verdächtig“, erläutert der erfahrene Urologe.

Hand hält eine kleine Plastikdose
Blut im Urin und häufig wiederkehrende Harnwegsinfekte können verdächtig sein. (Bildquelle: Fotolia/terovesalainen)

Welche Behandlungsformen gibt es?

Wie Blasenkrebs behandelt werden kann, hängt vor allem vom Tumorstadium ab: Bei rund einem Drittel unserer Patienten sehen wir einen langsam wachsenden Tumortyp, der im Normalfall durch eine Transurethrale Resektion (TURB) gut behandelt werden kann. Dabei wird das oberflächlich auf der Schleimhaut der Harnblase wachsende Tumorgewebe mit einer Elektroschlinge durch die Harnröhre abgetragen. Diese erste Entfernung des Krebsgewebes ist besonders wichtig für das Überleben, erklärt der Experte und betont: „Für die größtmögliche Sicherheit des Patienten führen wir bei diesem Eingriff am Klinikum immer eine photodynamische Diagnostik (PDD) durch.

Die PDD (Fluoreszenz-Zystoskopie) führt zur besseren Detektion des Harnblasenkarzinoms. Dazu wird die Harnblase für eine Stunde mit einem photoaktiven Stoff inkubiert, der in Geweben mit hohem Zellumsatz wie Tumoren, aber auch entzündlichen Bereichen bevorzugt eingebaut wird. Unter blauem Licht leuchten die Gewebe mit hoher Konzentration dann rot auf und können präzise entfernt werden.

Bei rund der Hälfte der anderen diagnostizierten Erkrankungen findet sich ein Tumortyp, der auch aggressiver wachsen kann. Diese erhalten nach der Transurethralen Resektion (TURB) zusätzlich eine Immun- oder Chemotherapie. Die restlichen Erkrankungsfälle entfallen auf fortgeschrittene oder aggressivere Blasenkarzinome, hier muss die Harnblase entfernt werden, ebenfalls gefolgt von einer Chemo- oder Immuntherapie.

Was kann der Patient tun?

Als Prophylaxe auf jeden Fall: Nicht Rauchen! Übergewicht vermeiden, genügend trinken und krebserzeugende Stoffe meiden, sowie regelmäßige Harnkontrollen auf Blutbeimengungen durchführen. Darüber hinaus empfehlen wir, sich bei einem anstehenden Eingriff in großen, spezialisierten Zentren beraten zu lassen und darauf zu achten, dass der Operateur über viel Erfahrung mit entsprechend großen Fallzahlen verfügt.

Letzte Änderung: 02.09.2019

Im Interview:

Prof. Dr. med. Arnulf Stenzl

Einrichtung: Universitätsklinik für Urologie

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