Immuntherapie für die chronisch lymphatische Leukämie (CLL)

Klinische Studie zur Behandlung der chronisch lymphatischen Leukämie

Die chronisch lymphatische Leukämie ist die häufigste Leukämieform bei Erwachsenen und betrifft zumeist ältere Patienten mit einem mittleren Erkrankungsalter von ca. 70 Jahren. Die Behandlungsoptionen der CLL haben sich in den letzten Jahren mit der Einführung neuer zielgerichteter Substanzen deutlich verbessert. Jedoch bleiben nach der Therapie in den allermeisten Fällen einzelne Leukämiezellen zurück, die im Verlauf zu einem Rückfall der Erkrankung führen können. In der KKE Translationale Immunologie in Tübingen ist nun eine klinische Phase-I-Studie angelaufen, die einen personalisierten Peptidimpfstoff testet, mit dem Ziel, das Immunsystem gezielt gegen die Leukämiezellen zu aktivieren, um so verbleibende Leukämiezellen zu zerstören.

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Peptid-Impfstoffe

Als Peptide werden kurze Eiweiße bezeichnet, die auf der Oberfläche von Tumorzellen, dem Immunsystem und hier speziell den T-Zellen präsentiert werden. Dies ermöglicht dem Immunsystem, „fremde“ Zellen zu erkennen und diese zu eliminieren. Impft man solche Peptide zusammen mit einem geeigneten Immunstimulator, einem sogenannten Adjuvanz, können T-Zellen gezielt gegen Tumorzellen aktiviert werden. Dazu wird in der Tübinger Studie für jeden Patienten ein individualisierter, auf die speziellen Merkmale der jeweiligen Leukämiezellen zugeschnittener Impfstoff aus acht verschiedenen Peptiden zusammengestellt und nach dem Zurückdrängen der Erkrankung durch die Standardbehandlung verabreicht. Der personalisierte Impfstoff wird im Wirkstoffpeptidlabor und der so genannten GMP-Einheit des Universitätsklinikums Tübingen hergestellt. Auch das für die Impfstudie verwendete Adjuvanz XS15 wurde in Tübingen entwickelt.

Herstellung Impfstoffe

Die wichtigsten Fragen zur Studie

Die Studie untersucht als sogenannte Erstanwendungsstudie im Menschen die Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit eines personalisierten Peptid-Impfstoffes bei Patienten mit CLL die unter Therapie mit dem BTK-Inhibitor Ibrutinib und Acalabrutinib stehen. Die Studie wird in der KKE Translationale Immunologie an der Medizinischen Universitätsklinik Tübingen sowie am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart durchgeführt.

Teilnehmen können erwachsene Patienten mit einer behandlungsbedürftigen CLL, bei denen eine Behandlung mit dem BTK-Inhibitor Ibrutinib und Acalabrutinib geplant ist. 

Wichtig! Vor Beginn der Behandlung mit Ibrutinib und Acalabrutinib muss sich der Patient einmalig in einem der Studienzentren vorstellen, um die Leukämiezellen für die Herstellung des personalisierten Impfstoffes zu untersuchen. Dies erfolgt im Rahmen einer Blutentnahme. Bei diesem Termin wird zudem geprüft, ob weitere Kriterien für die Studienteilnahme wie eine ausreichende Funktion von Leber und Niere sowie des blutbildenden Systems und für den Impfstoff notwendige HLA-Merkmale vorliegen.

Peptid-Impfstoffe werden im Allgemeinen sehr gut vertragen. Nebenwirkungen treten insbesondere lokal an der Impfstelle in Form eines kleinen Knotens (Granulom) auf. Hier kann es auch zu Rötungen oder leichten Schmerzen kommen.

Ablauf der Studienbehandlung

1. Voruntersuchung

Vor Behandlungsbeginn mit dem BTK-Inhibitor Ibrutinib findet ein ambulanter Termin im Studienzentrum statt, an dem Sie ausführlich über die Studie aufgeklärt werden und Ihr Einverständnis zur Teilnahme schriftlich abgeben. Im Anschluss werden verschiedene Voruntersuchungen durchgeführt, um zu überprüfen, ob Sie alle Voraussetzungen für die Studienteilnahme erfüllen.

2. Ibrutinib-Behandlung

Die geplante Standardbehandlung mit Ibrutinib kann bei Ihrem behandelnden Hämatologen erfolgen. Sie muss nicht am Studienzentrum stattfinden. Etwa drei und sechs Monate nach Behandlungsbeginn erfolgen ambulante Kontrollen des Therapieerfolges am Studienzentrum.

3. Impfung

Sechs bis neun Monate nach Beginn der Ibrutinib-Behandlung, wenn die CLL-Zellen ausreichend zurückgedrängt wurden, erfolgt die Impfung mit einem für Sie personalisiert hergestellten Peptid-Impfstoff. Es erfolgen drei ambulante Impfungen im Abstand von vier Wochen am Studienzentrum.

4. Nachsorge

Vier Wochen nach der dritten Impfung erfolgt eine Abschlusskontrolle. Sechs Monate nach Ende der Impfung erfolgt eine nochmalige Vorstellung am Studienzentrum zur Verlaufskontrolle.

Studienleitung

PD Dr. Juliane Walz

Prüfleiterin (Principal Investigator) der Studie

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Prof. Dr. Helmut Salih

Ärztlicher Direktor KKE Translationale Immunologie, Medizinische Klinik
Universitätsklinikum Tübingen

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