Beitrag

11.02.2022

Interview mit Annika Nelde zum Women in Science Day 2022

Die Biologie hat Dr. Annika Nelde schon in frühen Jahren in ihren Bann gezogen. Dabei galt ihr besonderes Interesse der Anpassungsfähigkeit der Tier- und Pflanzwelt an ihre Umgebung und wie die Evolution solch eine Artenvielfalt schaffen konnte. Als Postdoc forscht sie im iFIT Exzellenzcluster an neuen Immuntherapieansätzen bei Krebs und Infektionskrankheiten. Als Frau, die noch relativ am Anfang ihrer beruflichen Karriere in den Naturwissenschaften steht, haben wir sie anlässlich des Internationalen Tages für Mädchen und Frauen in der Wissenschaft gefragt, wie sie den Weg in die Naturwissenschaft gefunden hat und was sie sich zukünftig für die Förderung von Frauen in der Wissenschaft wünscht.


1. Was hat Sie dazu bewogen, eine naturwissenschaftliche Karriere einzuschlagen?

Die Biologie mit all ihren Facetten und großen und kleinen Wundern hat mich schon immer fasziniert, egal ob in der Tier- oder der Pflanzenwelt. Besonders spannend fand ich zum Beispiel mit welchen Möglichkeiten und Anpassungen Tiere und Pflanzen an bestimmten Orten überleben können oder wie die Evolution so vielfältige Arten hervorbringen konnte. Meine Biolehrerin im Gymnasium hat uns in diese wunderbare Welt mit soviel Freude eingeführt, dass für mich schnell klar war, dass ich Biologie studieren möchte. 

2. In welcher Hinsicht glauben Sie, dass Ihre berufliche Laufbahn ein Vorbild für Mädchen sein kann, die mit dem Gedanken spielen, in die Naturwissenschaften zu gehen?

Ich finde es wichtig, dass jeder - egal ob Mädchen oder Junge - die Ausbildung oder das Studium absolviert, dass sie oder ihn am meisten Freude bereitet. Unabhängig vom Geschlecht oder vom Wunsch später Kinder zu bekommen. Es gibt so viele Wege und Möglichkeiten sein Berufs- und Privatleben zu gestalten, dass die Entscheidung für oder gegen Naturwissenschaften dabei nicht im Weg stehen sollte. Ich mache mir auch heute noch viele Gedanken wie sich mein Weg in den nächsten Jahren entwickeln wird. Dabei sollte man viel öfter einfach machen ohne die nächsten 10 Jahre durchplanen zu wollen. Es kommt am Ende doch eh anders. Was ja auch gut so ist.

 3. Hatten Sie ein Vorbild bzw. Vorbilder?

Nein, nicht wirklich. Ich freue mich immer wieder, wenn ich bei anderen sehen kann, welche Möglichkeiten und Ideen es gibt, den eigenen Weg zu gestalten.

 4. Welchen Rat würden Sie Mädchen an die Hand geben, wenn diese eine Karriere in der Naturwissenschaft anstreben?

Auf jeden Fall machen! Als Rat würde ich geben, dass man sich sehr gut über die verschiedenen Studiengänge informiert. Es gibt ja nicht nur die „Klassiker“ Biologie, Chemie und Physik, sondern so viele Abstufungen und weitere naturwissenschaftliche Studiengänge. Wobei ich selbst damals wahrscheinlich auch nicht genau gewusst hätte in welche spezielle Richtung ich gehen möchte. Diese Entscheidung hat sich bei mir erst im Laufe des Biologie-Studiums herausgebildet. Aber am Ende ist es vielleicht auch gar nicht mehr so wichtig, ob man jetzt Molekulare Medizin, Biologie oder Biochemie studiert hat, da für viele Berufe ein naturwissenschaftlicher Studiengang gefordert wird, aber selten genau dieser ganz spezielle. Auch bei uns im Labor arbeiten Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen zusammen an den gleichen Projekten und Aufgaben.

5. Was wünschen Sie sich in Zukunft für die Förderung von Frauen in der Wissenschaft?

Ich wünsche mir, dass mehr Möglichkeiten für unbefristete wissenschaftliche Positionen neben der Professur geschaffen werden. Die oft kurzen befristeten Verträge belasten besonders Frauen mit Kinderwunsch und zwingen diese oft sehr schnell nach der Geburt eines Kindes wieder einzusteigen.

Das Interview führte Steven Pohl

Dr. Annika Nelde forscht an neuen Immuntherapieansätzen bei Krebs und Infektionskrankheiten. (Fotos: Steven Pohl)




Über Dr. Annika Nelde:

Position: Postdoc in der Forschungsgruppe von Apl. Prof. Dr. Juliane Walz in der KKE Translationale Immunologie am Universitätsklinikum Tübingen sowie Mitglied des iFIT Exzellenzclusters 

Forschungsschwerpunkt: Entwicklung von T-Zell-basierten Immuntherapieansätzen bei Krebs und Infektionskrankheiten

Alter: 32

Studium:  Studium der Biologie (B.Sc.) und der Molekularen Zellbiologie und Immunologie (M.Sc.) an der Universität Tübingen von 2009 – 2014 

Beruflicher Werdegang:  Promotion der Biologie am Institut für Immunologie der Universität Tübingen von 2015 – 2020, seit 2020 Postdoc in der Forschungsgruppe von Apl. Prof. Dr. Juliane Walz in der KKE Translationale Immunologie am Universitätsklinikum Tübingen