Das Klinikum

Ist das Hör- oder Sehvermögen beeinträchtigt, steht man plötzlich vor einer großen Herausforderung. Der Alltag ist oft nicht mehr ohne Hilfsmittel bestreitbar. Betroffene klagen häufig über soziale Ängste und Einsamkeit. Es konnte gezeigt werden, dass die Funktionsstörung einer dieser Sinne die Hauptursache von sozialer Isolation oder einer Depression sein kann. „Untersuchungen haben zudem einen Zusammenhang zwischen Hörverlust und einem erhöhten Risiko für kognitive Beeinträchtigungen einschließlich Demenz gezeigt.“, so Prof. Christoph Braun der Universitätsklinik in Tübingen.

Eine weitere wichtige Rolle spielt unsere Netzhaut. „Studien haben gezeigt, dass sich schlechtes Sehen oder unkorrigierte Sehschwächen bereits bei Kindern negativ auf die Aufmerksamkeit und die akademische Leistung auswirken und den psychosozialen Stress erhöhen.“, so Dr. Marita Feldkämper der Universitätsklinik Tübingen.

Aufgrund ihrer exzellenten Forschung im Bereich Ohren- und Augenheilkunde wurden die beiden Forschungseinrichtungen für zwei wegweisende Ausbildungsprojekte mit Fördermitteln der EU in Höhe von 5,4 Millionen Euro ausgezeichnet.

 Das Projekt „CherISH“

Das räumliche Hören ist ein entscheidender Faktor für die Kontrolle der Aufmerksamkeit und die Förderung des Sprachverständnisses, insbesondere in lauten Umgebungen, die für Träger und Trägerinnen von Ohr-Implantaten eine große Herausforderung darstellen. Das erste der beiden Projekte, „CherISH“ genannt, wird gemeinsam von der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde in Tübingen und der Abteilung für Neuronale Dynamik und Magnetenzephalographie des Hertie Instituts für klinische Hirnforschung koordiniert. Dieses wird von Prof. Hubert Löwenheim und Prof. Christoph Braun als wissenschaftliche Koordinatoren betreut und von Dr. Aurore Brugeaud als Managerin organisiert. Dem europäischen Gemeinschaftsprojekt gehören 13 Partner an, es erstreckt sich von Italien bis Großbritannien und von Frankreich bis Ungarn und fördert 12 Doktorandinnen und Doktoranden.

Das Projekt „MyoTreat“

Das zweite Projekt, „MyoTreat“ genannt, wird vom Forschungsinstitut für Augenheilkunde mit Dr. Marita Feldkämper als wissenschaftliche Koordinatorin und Dr. Sigrid Diether als Managerin geleitet. Es zielt darauf ab, 14 Doktorandinnen und Doktoranden in der Forschung rund um die Myopie bzw. Kurzsichtigkeit auszubilden. In Zusammenarbeit mit zehn weiteren Institutionen in Europa verfolgt es das höchste wissenschaftliche Ziel, neue Strategien zur Behandlung von Kurzsichtigkeit zu entwickeln. Dies ist besonders wichtig in modernen Industriegesellschaften, in denen Kurzsichtigkeit insbesondere bei jungen Menschen zu einem erheblichen Augenproblem geworden ist.

Über die Marie-Sklodowska-Curie Förderung

Die Marie-Skłodowska-Curie-Förderungen investieren in exzellente Forschung und Innovation und statten Forscherinnen und Forscher in allen Phasen ihrer Laufbahn mit neuen Kenntnissen und Fähigkeiten aus, indem sie ihnen grenzüberschreitende Mobilität und Einblicke in verschiedene Bereiche und Disziplinen ermöglichen. Sie finanzieren die Entwicklung exzellenter Ausbildungsprogramme für Doktorandinnen und Doktoranden sowie Postdoktorandinnen und Postdoktoranden. 

Zudem fördern sie Exzellenz und setzen Standards für eine qualitativ hochwertige Aus- und Weiterbildung von Forscherinnen und Forschern im Einklang mit der Europäischen Charta und dem Verhaltenskodex.