Das UKT auf dem Weg zum Magnetkrankenhaus
Tübingen nimmt an der europaweiten Studie Magnet4Europe teil

Aufbruch zur Exzellenz: das UKT auf dem Weg zum Magnetkrankenhaus

Seit September 2020 nimmt das Universitätsklinikum Tübingen an der europaweiten Studie Magnet4Europe teil. 

Dabei handelt es sich um eine Interventionsstudie, die sich zum Ziel setzt, die tägliche Arbeit des Gesundheitspersonals neu zu gestalten und zu verbessern – gerade im Hinblick auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden. 

Vorbild und Partner der Studie sind die sogenannten Magnet-Hospitals aus den USA. 

Wie das Konzept erfolgreich und sinnvoll in Europa eingesetzt werden kann, will die Studie bis Ende 2023 herausfinden.

Erklärvideo

„Magnet4Europe“ ist eine europaweite Interventionsstudie, an der das Uniklinikum Tübingen teilnimmt. Die EU-geförderte Studie hat das Ziel, die Arbeitsumgebung von pflegerischem und ärztlichem Personal so zu gestalten, dass sich einerseits die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden (z. B. Arbeitszufriedenheit, Verringerung von Burnout, Fehlzeiten und Fluktuation), aber auch Patientensicherheit und die Patientenoutcomes verbessern. 

Die Intervention zielt auf eine enge berufsgruppenübergreifende Zusammenarbeit mit den interprofessionellen Teams in den Kliniken ab, bei der unterschiedliche Maßnahmen eingesetzt werden. Im Mittelpunkt stehen die Zusammenarbeit, Versorgungsqualität, Führungskultur und Organisation der Arbeit. 

Der gesamte Veränderungs- und Implementierungsprozess wird von einem erfahrenen Magnet®-zertifizierten Krankenhaus aus den USA in einer 1:1 Partnerschaft unterstützt und begleitet. Das UKT nutzt somit die Chance, in einen Erfahrungsaustausch mit Expertinnen und Experten, Universitäten und zertifizierten Kliniken international zu treten.

Aktuelle Herausforderungen im Gesundheitswesen erfordern innovative Konzepte besonders in der Pflege. Studien zeigen, dass die Implementierung des Magnet-Ansatzes die Personalzufriedenheit und Patientenergebnisse wie auch die Arbeitsumgebungen und -bedingungen verbessert. Der Ansatz ist auf kontinuierliche Verbesserung und Innovation ausgerichtet. Offene Kommunikationsstrukturen zwischen den Berufsgruppen und ein angemessener Personalmix sollen für ein bestmögliches Arbeitsumfeld für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter führen und beste Ergebnisse bei Patientinnen und Patienten erzielen

Magnetkrankenhäuser sind ein Erfolgsprojekt in den USA und gleichzeitig eine Chance für die Krankenhäuser in Deutschland, welche auf eine gute Versorgungsqualität und eine gute Personalausstattung Wert legen!

Mit der Teilnahme an der Magnet4Europe Studie wollen wir:

  • die „Besten“ Pflegekräfte gewinnen und halten (Wettbewerbsvorteil)
  • das Vertrauen der Patientinnen und Patienten gewinnen 
  • die Patientenversorgung nachhaltig optimieren, um „die bestmögliche Betreuung“ für die Patienten und Angehörige zu ermöglichen.
  • Exzellenz in der Pflege sichtbar machen und fördern

Das Magnet-Modell besteht aus fünf Komponenten. Diese agieren und reagieren miteinander und sind in ständiger Bewegung. 

Jede Komponente hat spezifische Inhalte: 

1. Strukturelles Empowerment: Es sollen flache Hierarchien geschaffen werden, die es Pflegefachpersonen ermöglichen in Entscheidungen, die die direkte Patientenversorgung betreffen (shared governance), optimal eingebunden zu werden. Dadurch entsteht eine hohe Entscheidungsautonomie der Pflege. Die interprofessionelle Kommunikation erfolgt auf Augenhöhe und die Pflege ist bspw. in interprofessionellen Entscheidungsgruppen beteiligt. 

2. Transformationale Führung: Das Führungsverhalten in Magnet-Krankenhäuser zeichnet sich durch Partizipation, Zugänglichkeit, Präsenz und Wertschätzung aus. Die Führungskräfte motivieren statt kontrollieren. Mitarbeitende werden individuell gesehen und in ihrer Entwicklung unterstützt. Gemeinsam werden Innovationen zur Verbesserung des Arbeitsumfeldes initiiert. 

3. Exemplarische professionelle Praxis: Pflegekräfte sind an der Entwicklung, Implementierung und Evaluation des professionellen Modells pflegerischer Praxis beteiligt. Sie übernehmen Führungsaufgaben bei interprofessioneller Zusammenarbeit und zeichnen sich durch Eigenverantwortung und Selbstständigkeit aus. Die Pflegenden verfügen über eigenständige Verantwortungsbereiche. Sie bilden sich in bestimmten klinischen Feldern weiter und sind als Expertinnen und Experten auch für die Praxisanleitung tätig.

4. Neues Wissen, Innovationen und Verbesserungen: Die Klinik fördert pflegewissenschaftliche Strukturen. Pflegekräfte arbeiten nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, evaluieren ihre Tätigkeit und sind aktiv am Prozess der Qualitätsentwicklung beteiligt. 

5. Empirische Outcomes: Die Pflegequalität wird anhand von Qualitätsindikatoren systematisch bestimmt und gemessen (pflegesensitive Ergebnisse). Auf diese Ergebnisse kann die Pflege aktiv mit Maßnahmen reagieren bspw. Sturz, Dekubiti. Im Rahmen eines Benchmarks werden diese Ergebnisse mit anderen Kliniken verglichen und Schlussfolgerungen gezogen. Zu den Qualitätsindikatoren gehören auch Patienten- und Mitarbeiterzufriedenheit wie auch strukturelle Rahmenbedingungen. 

In einem Magnet-Krankenhaus zu arbeiten, bedeutet für Pflegekräfte… 

  • dass sie ihre berufliche Praxis stärker selbst bestimmen können mit mehr Handlungsautonomie und Eigenverantwortung. Dies führt vermutlich zu mehr psychischem Wohlbefinden und weniger Burnout
  • mehr Wertschätzung und eine individuelle Weiterentwicklung und Fortbildung der professionellen Pflege
  • eine positivere Beziehung zu anderen Berufsgruppen 
  • Offene Kommunikation und Unterstützung durch Leitungskräfte

Die Behandlung in einem Magnet-Krankenhaus bedeutet für die Patientinnen und Patienten eine exzellente Versorgungs- und Behandlungsqualität durch hochqualifizierte Expertinnen und Experten, eine hohen Patientensicherheit und -zufriedenheit. Dazu kommen eine stetige Weiterentwicklung und Implementierung von neuesten, wissenschaftlichen Ergebnissen und Innovationen in die Praxis.