Paediatric Early Warning System
Ein Frühwarnsystem zur Erkennung kritisch kranker Kinder

Wozu brauchen wir PEWS?

Die Kinderklinik Tübingen betreut und behandelt kleine und große Patienten und Patientinnen mit unterschiedlichen und zum Teil sehr komplexen Krankheitsbildern und Therapien. Die Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes und seines Gesundheitszustands sind individuell. Dies verlangt den Pflegekräften und auch den behandelnden Ärzten und Ärztinnen eine hohe Expertise und Kompetenz.

Wenn Kinder in einen kritischen Zustand geraten, passiert das häufig zunächst schleichend. Durch physiologische Kompensationsmechanismen wird eine klinische Verschlechterung oft lange toleriert. Sind diese Kompensationsmechanismen jedoch erschöpft, kommt es oft zu einer raschen, kritischen und lebensbedrohlichen Verschlechterung des Zustands. Häufig sind diese Verschlechterungen an veränderten Vitalparametern oder am Verhalten des Kindes schon deutlich vor einer Dekompensation erkennbar. Deshalb ist es wichtig, gefährdete Kinder frühzeitig zu erfassen und dann engmaschig zu überwachen. Dabei soll ein Frühwarnsystem, das sogenannte Paediatric Early Warning System helfen.

Was ist PEWS?

Das Paediatric Early Warning System, kurz PEWS, ist ein Beurteilungs-Instrument und soll den Mitarbeitenden der Stationen helfen, den Zustand der Kinder besser einzuschätzen. Es ist für Kinder entwickelt und in fünf Altersgruppen unterteilt, da die Normalwerte der Vitalparameter für jede Altersgruppe unterschiedlich sind.

Bei der Erhebung des Scores wird das Kind untersucht, die Vitalparameter (z.B. Atemfrequenz, Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung usw.) dokumentiert und je nach Höhe der Werte in eine Punktzahl umgewandelt. Zusätzlich wird die Sorge der Eltern mit in den Score einbezogen. Eltern kennen ihr Kind am besten, wenn sie die Sorge äußern, dass ihr Kind anders als sonst ist, muss dies unbedingt ernst genommen werden.

Die Punktzahlen werden dann addiert und eine Gesamtpunktzahl ermittelt. Daraus ergibt sich eine Handlungsanweisung, z.B. wann das Kind das nächste Mal überwacht und die Vitalwerte kontrolliert oder ob der Stationsarzt bzw. die Stationsärztin oder gar die Intensivstation informiert werden muss. Jeder Patient und jede Patientin wird mindestens einmal pro Tag mit dem PEWS-Score überwacht, bei erhöhtem Score entsprechend öfter. Der PEWS gibt damit den Pflegekräften eine klare Struktur zur Beurteilung und eine Handlungsanweisung an die Hand.

Den PEWS Score gibt es für fünf verschiedene Altersgruppen. Die Vitalparameter werden in Punkte umgewandelt
Vitaldaten und Untersuchungsbefunde werden strukturiert erfasst und dokumentiert
Gemeinsame Besprechung und Evaluation der Intensiv- und Peripherstation ermöglichen eine Therapieanpassung oder eine frühzeitige Übernahme auf die Intensivstation

Wem hilft PEWS?

Wem hilft PEWS?

Der PEWS hat positive Auswirkungen auf alle stationären Bereiche in der Kinderklinik. Die Mitarbeitenden der Peripherstationen erhalten Unterstützung bei der Beurteilung und Versorgung der Kinder und die Pädiatrische Intensivstation erfährt frühzeitig über potenziell kritisch kranke Kinder auf den Stationen. Die Pflegekräfte und Ärzte bzw. Ärztinnen der pädiatrischen Intensivstation können das Kind somit frühzeitig selbst beurteilen und ggf. eine Behandlung verändern. Bei Bedarf werden Kinder frühzeitig und geplant auf die pädiatrische Intensivstation übernommen werden.

Durch das Paediatric Early Warning System lassen sich vitale Verschlechterungen bei Kindern frühzeitig erkennen und ermögliche dadurch eine schnellere Intervention. Damit werden Krankenhäuser für unsere Kinder sicherer!

Wie etabliert ist das System?

Im Rahmen der Fachweiterbildung in Pädiatrischer Intensivpflege wurde das Projekt auf einer Pilot-Station im Frühjahr 2021 implementiert. Ab Herbst 2021 wird das Projekt nun auf die gesamte Kinderklinik ausgeweitet. Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet, ständig re-evaluiert und auf die Bedürfnisse der Kinder ggf. angepasst.

400
Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegende in der Kinderklinik
2021
ins Leben gerufen
ca. 6.500
Patientinnen und Patienten pro Jahr

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