Medizinische Klinik
Innere Medizin IV
Diabetologie, Endokrinologie, Nephrologie

500

Adresse: Otfried-Müller-Straße 10
72076 Tübingen


Personenprofil: 07071 29-82711


Pathophysiologie des nephrotischen Syndroms

Wissenschaftliche Thematik

Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. med. Ferruh Artunc befasst sich mit der Bedeutung der Ausscheidung von aktiven Proteasen im Urin bei nephrotischem Syndrom, was mit dem Begriff Proteasurie bezeichnet wurde. Aktuelle Daten weisen darauf hin, dass die Proteasurie eine wichtige pathophysiologische Rolle bei der Entstehung typischer Komplikationen des nephrotischen Syndroms wie Natriumretention, Hyperlipidämie, Hyperkoagulabilität und progressive Nierenschädigung spielt. Die Identifikation der daran beteiligten Proteasen könnte den Grundstein für neue therapeutische Ansätze legen, um Patienten mit nephrotischem Syndrom durch gezielte Hemmung der Proteaseaktivität im Urin zu behandelt. Im nephrotischen Mausmodell konnte hierdurch eine komplette Verhinderung der Natriumretention erreicht, ohne dass die Proteinurie quantitativ gesenkt wurde (Bohnert et al. Kidney International 2018)

Arbeitsgruppenleitung

Apl. Prof. Dr. Ferruh Artunc

Facharzt

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Gruppenfoto
Das Team der AG Nierenphysiologie

Modell der Aktivierung des epithelialen Natriumkanals im Rahmen der Proteasurie bei nephrotischem Syndrom

Modell der Aktivierung des epithelialen Natriumkanals im Rahmen der Proteasurie bei nephrotischem Syndrom 

Aprotinin-sensitive Serinproteasen gelangen bei glomerulärer Erkrankung in den Urin (Proteasurie) und können nach eigener Aktivierung den ENaC im distalen Tubulus durch Spaltung an der γ-Untereinheit stimulieren, was zur Natriumretention und Ödementstehung führt. Die Aktivierung des ENaC beim nephrotischen Syndrom wurde durch unsere Arbeitsgruppe in ver-schiedenen nephrotischen Tiermodellen charakterisiert. Dabei konnten die Ödeme sowohl durch ENaC-Hemmung mittels Amilorid als auch durch Hemmung der Urin-Proteaseaktivität verhindert werden. Die Identität der relevanten Serinproteasen ist Gegenstand intensiver Forschung unserer Arbeitsgruppe.

Wissenschaftliche Abbildung
Die Proteasurie als Teil der Proteinurie führt zu einer primären ENaC-Aktivierung im Sinne der Overfill-Theorie und kann bei schwerer Hypoalbuminämie durch einen Underfill überlagert werden. Beide Ansätze münden gemeinsam in einer ENaC-vermittelten renalen Natrium-Retention und Ödemen.

Studie an Patienten mit akutem nephrotischen Syndrom (EUDRACT-Nummer: 2019-002607-18)

Studie an Patienten mit akutem nephrotischen Syndrom (EUDRACT-Nummer: 2019-002607-18)

In der von uns initiierten randomisierten Interventionsstudie soll die Effektivität des ENaC-Blockers Amilorid zur Reduktion von Ödemen beim nephrotischen Syndrom im Vergleich zum Standard Furosemid getestet werden. Rekrutiert werden Patienten mit akutem nephrotischen Syndrom und Ödemen. Die Überwässerung wird mittels Bioimpedanzspektroskopie bestimmt. Im Studienverlauf sind je nach Ansprechen Dosisanpassungen bzw. die Hinzunahme von Hydrochlorothiazid vorgesehen. Die Studiendauer für teilnehmende Patienten umfasst nach der Einschlussuntersuchung eine Therapiedauer von 16 Tagen.

Weitere Informationen finden Sie im:

Flyer zur Studie

1. Akutes nephrotisches Syndrom mit Proteinurie > 3 g/Tag und Auftreten von Ödemen

2. Alter ≥ 18 Jahre zum Zeitpunkt des Unterzeichnens der Einverständniserklärung

3. Einverständnis zur Studienteilnahme, Fähigkeit, den Studienbesuchsplan und andere Protokollanforderungen einzuhalten

Ausschlusskriterien

1. GFR < 30 ml /min/1,73 m² oder akute Nierenschädigung KDIGO Stadium 2 oder 3

2. Hypotonie, systolischer Blutdruck < 90 mm Hg

3. Elektrolytstörungen: Kalium > 4,8 mmol/l, Kalium < 3,3 mmol/l, Natrium < 128 mmol/l, ionisiertes Calcium > 2,0 mmol/l oder gesamtes Albumin korrigiertes Calcium > 3,0 mmol/l

4. Zeichen der kardialen Dekompensation (Orthopnoe, Dyspnoe NYHA IV); Unkontrollierter Diabetes mellitus; Hepatisches Koma oder Präkoma; Gichtsymptomatik

5. Frauen während der Schwangerschaft und Stillzeit, bekannte Unverträglichkeit für Amilorid, Furosemid oder HCT und jeder andere klinische Zustand, der die Sicherheit des Patienten während der Teilnahme an dieser klinischen Studie gefährden würde

6. Aktive Teilnahme an anderen klinischen Studien oder Beobachtungszeitraum von konkurrierenden Studien

Wir bitten Sie um Unterstützung unserer Studie. Sprechen Sie geeignete Patienten an und kontaktieren Sie uns, falls Interesse an der Studienteilnahme besteht. Ihr Patient / Ihre Patientin erhält dann einen umgehenden Termin zur Einschlussuntersuchung. Gerne können Sie uns auch kontaktieren, falls Sie weitere Informationen wünschen.

Wissenschaftliche Abbildung Studiendesign

Medienbeiträge

Buchcover Uncovering the Mechanisms Behind Nephrotic Syndrome to Develop Novel Therapeutics

Übersichtsartikel:

Uncovering the Mechanisms Behind Nephrotic Syndrome to Develop Novel Therapeutics

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Doxorubicin-induziertes nephrotisches Syndrom der Maus

Induction of Nephrotic Syndrome in Mice by Retrobulbar Injection of Doxorubicin and Prevention of Volume Retention by Sustained Release Aprotinin

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Übersicht der Projekte der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. med. Ferruh Artunc

Grundlagenforschung:

Klinische Forschung:

Zertifikate und Verbände