Nuklearmedizin und Klinische Molekulare Bildgebung
Department für Radiologie

530

Adresse: Otfried-Müller-Straße 14
72076 Tübingen


Telefonnummer: 07071 29-82164


Faxnummer: 07071 29-5869


E-Mail-Adresse: nuklearmedizin@​med.​uni-​tuebingen.​de


Xofigo®-Therapie

Was ist die Xofigo®-Therapie?

Die Therapie die unter dem Markennamen Xofigo seit 2014 angeboten wird, ist für Männer die unter einem fortgeschrittenen Prostata-Karzinom leiden. Die Therapie wird dann empfohlen, wenn der Krebs zu schmerzhaften Metastasen in den Knochen führt, obwohl man ihn bereits mit einer maximalen Testosteron-Absenkung behandelt hat.

Für diese Therapie wird das Radionuklid Radium-223 in eine Vene des Patienten gespritzt. Weil sich das Radium im Körper ähnlich verhält wie Kalzium, lagert es sich gezielt dort an, wo gerade Knochenumbau stattfindet – also an den Metastasen. Dort bestrahlt das Radium die Metastasen von innen.

Ihre Fragen

Diese Therapie ist speziell für Patienten mit Prostata-Krebs in fortgeschrittenem Stadium entwickelt worden. Sie bekämpft nicht den ursprünglichen Prostata-Krebs, sondern seine Knochenabsiedlungen, also Metastasen.

  • Diese Therapie hilft Patienten, bei denen die Knochenmetastasen ihres Prostata-Karzinoms zu Schmerzen führen und die Lebensqualität einschränken. Auch bei Nervenausfällen wird sie angewandt.
  • Sie wird vor allem dann eingesetzt, wenn andere Lösungen nicht mehr ausreichen, um das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen. Meist haben Ärzte zuvor bereits versucht, den Krebs durch eine Hormonblockade zu bremsen: Sie stoppen über Medikamente die Produktion von Testosteron in den Hoden. Wenn dies nicht mehr hilft, spricht man von einem „hormonrefraktären“ oder auch „kastrationsresistenten“ Prostatakarzinom. Dann kann die Xofigo®-Therapie eine Alternative sein.
  • Vorab muss geprüft werden, ob die Knochen des Patienten dazu in der Lage sind, das Medikament ausreichend zu speichern. Hierfür wird ein Szintigramm des Skeletts gemacht. Außerdem untersucht man das Blut des Patienten: Nur wenn die Anzahl der roten und weißen Blutkörperchen sowie der Blutplättchen im normalen Bereich liegt, ist die Therapie möglich.
  • Eher abgeraten wird, wenn das Prostata-Karzinom auch zusätzlich Absiedelungen in den Organen des Patienten gebildet hat. Dann sollte dieser Wirkstoff nicht angewendet werden.
  • Für andere Tumore, für Frauen und bei Kindern unter 18 Jahren wird die Xofigo-Therapie derzeit nicht empfohlen, da noch keine Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit vorliegen.
  • Wenn die Voruntersuchungen gezeigt haben, dass die Voraussetzungen stimmen, bekommen die Patienten einen Termin für die erste Infusionsbehandlung. Hierfür muss er nicht stationär in die Klinik: Die Xofigo®-Therapie wird ambulant durchgeführt. Meist wird sie sechsmal wiederholt, im Abstand von etwa vier Wochen.
  • Über eine Infusion gelangt das radioaktive Medikament über die Vene zu den Knochen und wird dort rasch gespeichert. Der Körper lagert das Radium genau dort an, wo der Tumor aktuell in den Knochen aktiv ist. Hierfür nutzt das Medikament die Prozesse des Körpers. Das Prostatakarzinom löst aus, dass der Körper neue Knochensubstanz bildet. Im Bereich der Metastasen baut der Körper also verstärkt neue Knochensubstanz auf. Genau dieser Prozess wird vom Radium ausgenutzt. Es verhält sich ähnlich wie Kalzium, das ein Grundbestandteil der Knochenbildung ist. Je intensiver eine Metastase im Knochen wächst, desto mehr radioaktive Substanz wird dort auch gespeichert.
  • Die radioaktive Strahlung wirkt auf die Tumorzellen in der Umgebung. Sie kann das Wachstum der Tumorzellen hemmen. Das liegt an der Alpha-Strahlung, die das Radium abgibt. Sie ist sehr wirksam. Zugleich schont sie die gesunde Substanz, denn sie hat eine sehr geringe Reichweite von weniger als einem Zehntel Millimeter. So kann die Therapie lokal sehr stark zellschädigend wirken und den Tumor bekämpfen, während zugleich das Nachbargewebe und die Knochenstrukturen geschont werden.
  • Der Patient kann normalerweise am Tag der Behandlung schon wieder nach Hause gehen.

Die Xofigo®-Therapie kann dazu führen, dass das Tumorwachstum gehemmt wird. Auch die Beschwerden können sinken, andere Komplikationen der Knochen-Metastasen werden reduziert oder verzögert. Eine große internationale Studie zeigte, dass Patienten nach einer Xofigo-Therapie länger leben, durchschnittlich waren es mehrere Monate.

Eine Heilung des Krebses mithilfe der Xofigo®-Therapie ist nicht möglich.

  • In den ersten Wochen nach der Behandlung berichten Patienten häufig von Durchfall und Übelkeit, sie sind auch oft müde. Die Magen- und Darmprobleme können durch Medikamente gelindert werden.
  • Einige Wochen später verändert sich das Blutbild: Es sind weniger Blutzellen messbar, dies gilt besonders für die Blutplättchen. Seltener sind auch weiße oder rote Blutkörperchen betroffen. Dieser Effekt ist nach vier bis sechs Wochen meist wieder zurückgegangen. In sehr seltenen Fällen brauchen Patienten in dieser Phase einen Ersatz von Blutzellen (Transfusion) oder auch Medikamente wie Antibiotika.
  • Diese Auswirkungen können stärker sein, wenn Patienten sehr ausgedehnte Knochenmetastasen haben. Ähnlich intensiv reagieren auch Patienten, bei denen zuvor eine Chemotherapie oder eine externe Strahlentherapie gemacht wurden.

Xofigo® wird normalerweise sechs Mal verabreicht, jeweils im Abstand von vier Wochen. In diesen Zeiten sollten sich die Patienten sicherheitshalber ca. einmal pro Woche Blut abnehmen lassen. Diese Kontrolle des Blutbilds kann der behandelnde Urologe oder auch der Hausarzt machen.

Die Therapiekosten werden normalerweise von der Krankenkasse übernommen. In anderen Fällen ist auch eine Behandlung im Rahmen von klinischen Studien möglich. Wir unterstützen unsere Patienten gern bei der Kostenklärung.

Xofigo® wird für jeden einzelnen Patienten zum vereinbarten Termin bestellt und geliefert. Da die Menge stets individuell berechnet wird, kann das gelieferte Radium nicht anderweitig verwendet werden. Daher ist es sehr wichtig, dass Patienten ihre vereinbarten Termine einhalten. Falls Sie einen Termin absagen müssen, tun Sie dies bitte allerspätestens 48 Stunden vorher bei unserer Anmeldung, Telefon 07071 29-82164.

Während einer Xofigo®-Therapie ist besondere Hygiene notwendig, weil das Medikament in den Tagen nach Verabreichung auch in Körperflüssigkeiten nachweisbar ist. Es wird hauptsächlich mit dem Stuhl ausgeschieden, auch mit Urin oder auch Erbrochenem. Man sollte es vermeiden, diese Körperflüssigkeiten direkt zu berühren. Einmal-Handschuhe sind gut geeignet, den Hautkontakt auszuschließen.

Konkrete Tipps für die erste Woche nach jeder Therapie:

  • Nach jedem Toilettenbesuch zweimal die Hände waschen.
  • Die Toilette nach jeder Benutzung zweimal spülen, den Toilettenbereich penibel sauber halten.
  • Wenn Stuhl, Urin oder Erbrochenes verschüttet wurden, sollte dies sofort entfernt werden. Der Patient oder Helfer sollten am besten Einmal-Handschuhe benutzen und sich danach sofort gründlich die Hände waschen.
  • Falls Kleidung oder Bettwäsche verschmutzt sein sollten, ist es ratsam, diese Textilien separat zu waschen.

Nach der ersten Woche ist der Strahlenschutz nicht mehr nötig.

Die Therapie mit Xofigo® ist zur palliativen Therapie von Erwachsenen mit kastrationsresistentem Prostatakarzinom, symptomatischen Knochenmetastasen ohne bekannte viszerale Metastasen zugelassen.

Da derzeit keine EBM-Ziffer für die Therapie mit Xofigo® vorliegt, muss für jeden Patienten ein individueller Kostenübernahme-Antrag bei der Krankenkasse gestellt werden. Damit eine positive Begutachtung durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) erfolgen kann müssen uns verschiedene Unterlagen vorliegen:

  • aktuelle Laborwerte (ca. 1-2 Wochen): Differentialblutbild, Kreatinin, Elektrolyte (Na, K, Ca)
  • letztes Skelettszintigramm (Bilder auf CD oder Ausdruck, schriftlicher Befund); sollte kein aktuelles Skelettszintigramm vorliegen, können wir zeitnah einen Termin in unserer Ambulanz vereinbaren. Hierbei würden wir auch das Aufklärungsgespräch mit dem Patienten führen
  • eine aktuelle Bildgebung, welche das Vorliegen von Organmetatasen ausschließt aktueller Arztbrief aus dem die abgelaufenen Vorbehandlungen hervorgehen:
    • AntihormonelleTherapie: womit, bis wann?
    • Chemotherapie: womit, bis wann?
    • Strahlentherapie: wann, welche Region, welche Dosis?
  • Medikamentenliste

Wichtige Voraussetzung ist eine ausreichende Knochenmarkreserve (HB ≥10 g/dl; abs. Neutrophile ≥1,5 x 109/l; Thrombozyten ≥100 x 109/l).

Eine Therapie mit Xofigo® sollte in Abhängigkeit vom Blutbild, frühestens 4 Wochen nach einer myelosuppressiven Chemotherapie oder Großfeldbestrahlung angewendet werden.

Die Xofigo®-Therapie wird in 6 Zyklen, mit einem Abstand von 4 Wochen, durchgeführt.

Nach der Therapie sollten regelmäßige Kontrollen des Blutbildes erfolgen, um eine möglicherweise bedrohliche, Anämie, Leuko- oder Thrombopenie zu behandeln.

Zertifikate und Verbände

Springe zum Hauptteil