Immuntherapiestudie für das Lungenkarzinom

Das Lungenkarzinom

Lungenkrebs gehört in der Bundesrepublik Deutschland zu den häufigsten bösartigen Erkrankungen – bei Männern ist das Lungenkarzinom die häufigste Krebs-Todesursache, bei Frauen die zweithäufigste Krebs-Todesursache. Bei etwa 30 Prozent aller Lungenkarzinomdiagnosen handelt es sich um ein Plattenepithelkarzinom.

In der KKE Translationale Immunologie in Tübingen ist nun im Rahmen des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK) eine klinische Phase I Studie angelaufen, in der Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit des bispezifischen PSMAxCD3 Antikörpers CC-1 bei Patientinnen und Patienten mit Plattenepithelkarzinom der Lunge untersucht werden. Ziel ist es, die maximal tolerierte Dosis des Antikörpers zu ermitteln. Erste positive Ergebnisse konnten die Forschenden mit dem Einsatz dieses Antikörpers bereits bei Prostatakrebs erzielen.

Bispezifische Antikörper

Bispezifische Antikörper sind Eiweißmoleküle, die zwei verschiedene Bindungsstellen aufweisen. Im Fall des bispezifischen PSMAxCD3 Antikörpers CC-1 richtet sich eine Bindungsstelle gegen das sogenannte Prostata-spezifische Membranantigen (PSMA), welches auf der  Oberfläche bei manchen Lungenkrebsarten vorliegt. Mit der zweiten Bindungsstelle aktiviert CC-1  danach die T-Zellen, die potentesten Zellen des Immunsystems. Gleichzeitig weist CC-1 die Besonderheit auf, sich auch an die Blutgefäße des Tumors zu binden und dadurch eine zweifache Antitumorwirkung zu vermitteln.

Der Antikörper CC-1 wurde von Tübinger Wissenschaftlern um Prof. Dr. Gundram Jung (Abteilung Immunologie) und Prof. Dr. Helmut Salih (Klinische Kooperationseinheit Translationale Immunologie) am Universitätsklinikum Tübingen entwickelt und produziert.

Die wichtigsten Fragen zur Studie

Die Studie untersucht als sogenannte Erstanwendungsstudie im Menschen die Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit des in Tübingen entwickelten bispezifischen PSMAxCD3 Antikörpers CC-1 bei Patienten mit Lungenkarzinom. Erste positive Ergebnisse konnten die Forschenden mit dem Einsatz dieses Antikörpers bereits bei Prostatakrebs erzielen. Die Studie wird in der KKE Translationale Immunologie an der Medizinischen Universitätsklinik Tübingen sowie an weiteren DKTK Standorten in Deutschland durchgeführt.

An der Lungenkarzinomstudie können erwachsene Personen mit einem metastasierten Plattenepithelkarzinom der Lunge nach einer Zweitlinientherapie teilnehmen. Die Kriterien zur Studienteilnahme werden vor Beginn der Antikörpertherapie überprüft

Die häufigste ernsthafte Nebenwirkung bislang verfügbarer bispezifischer Antikörper ist eine überschießende Aktivierung des Immunsystems. Diese verursacht das so genannte Zytokin-Freisetzungs-Syndrom (CRS). Bei einem CRS können verschiedenste Beschwerden auftreten, hierzu gehören insbesondere Fieber und Kreislaufstörungen. Tritt ein CRS auf, erfolgt üblicherweise eine Behandlung mit Tocilizumab, einem Antikörper, der die überschießende Reaktion des Immunsystems abschwächt. 

Der im Rahmen der Tübinger Studie untersuchte Antikörper wurde in vielerlei Hinsicht optimiert, um eine unerwünschte Immunaktivierung möglichst zu vermeiden. Zudem wird in der Studie Tocilizumab erstmals bereits vorbeugend verabreicht, um zu verhindern, dass ein CRS überhaupt auftritt.  Durch diese Maßnahmen werden die Nebenwirkungen für die Patienten verringert und zudem ermöglicht, dass wirklich effiziente Dosen der Therapie verabreicht werden können.

Ablauf der Studienbehandlung

1. Voruntersuchung

Ungefähr drei Wochen vor Behandlungsbeginn findet ein ambulanter Termin statt, an dem Sie ausführlich über die Studie aufgeklärt werden und ihr Einverständnis zur Teilnahme schriftlich abgeben. Im Anschluss werden verschiedene Voruntersuchungen durchgeführt, um zu überprüfen, ob Sie alle Voraussetzungen für die Studienteilnahme erfüllen.

2. Behandlung

Zur Ihrer Sicherheit findet die Behandlung mit dem bispezifischen Antikörper stationär in der Klinik statt. Die Therapie erfolgt als Infusion über 3h an fünf Tagen in Folge. In dem ersten Teil der Studie erhalten die Studienteilnehmenden zunächst nur CC-1. Zu einem späteren Zeitpunkt und nach Abschluss des ersten Teils der Studie, wird CC-1 in Kombination mit Checkpoint Inhibition verabreicht. Nach der Behandlung mit dem AntikörperCC-1 werden Sie noch zwei Tage stationär nachbeobachtet, bevor sie die Klinik wieder verlassen können.

3. Weitere Behandlungen

Die Behandlung mit dem Antikörper CC-1 wird im dreiwöchigen Rhythmus fortgesetzt solange Sie davon profitieren.

4. Nachsorge

Nach der Entlassung aus der Klinik erfolgen mehrere ambulante Kontrollen im Rahmen der Studie, bei welchen Ihr Gesundheitszustand überprüft wird und Sie auf eventuelle Nebenwirkungen untersucht werden. Ebenso wird untersucht, wie die Erkrankung auf die Therapie angesprochen hat. 

Kontaktieren Sie uns

KKE Translationale Immunologie

frontend.sr-only_#{element.contextual_1.children.icon}: Medizinische Klinik


frontend.sr-only_#{element.contextual_1.children.icon}: Otfried-Müller-Str. 10
72076 Tübingen


E-Mail-Adresse: KKETI@med.uni-tuebingen.de


Bei Interesse an der PSMAxCD3 Studie sollte uns Ihr behandelnder Arzt vorab Ihre Behandlungsunterlagen (aktueller Arztbrief, Bildgebungsbefunde, etc.) übersenden, idealerweise via E-Mail.


Prof. Dr. Helmut Salih, Ärztlicher Direktor KKE Translationale Immunologie

„Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkarzinom haben in den letzten Jahren schon deutlich von der Einführung der Immuntherapie mit Checkpointinhibitoren profitiert. Wir freuen uns, diesen Patienten in schwieriger Therapiesituation eine weitere, neue Behandlungsoption anbieten und einen derartig innovativen Immuntherapieansatz in die Klinik bringen zu können. Basierend auf den Erkenntnissen aus dem Prostatakarzinom gehen wir davon aus, dass unserer bispezifischer Antikörper die Therapie des Lungenkarzinoms weiter verbessert."