Die bestmögliche Notfall-Versorgung ist eine Herzenssache
Für Oliver Heinzel, Geschäftsführender Oberarzt des Departments für Kinder- und Jugendmedizin, der das Projekt gemeinsam mit Ellen Heimberg in die Wege geleitet hat, ist das Thema eine Herzenssache. Dabei geht es ihm vor allem um eine gute Kooperation mit den bestehenden Strukturen im Rettungsdienst: „Wir verstehen das Projekt als sinnvolle Ergänzung, um bei Bedarf die bestmögliche Versorgung der Kinder schon vor Ort zu ermöglichen. Die meisten Kindernotfälle werden aufgrund des geringeren Schweregrads auch in Zukunft vom Regel-Rettungsdienst alleine versorgt werden können. Aber auch für diese Einsätze können durch gemeinsame Fortbildungen Verbesserungen erzielt werden.“
In Deutschland wurden an bisher ca. 20 Standorten ähnliche Projekte etabliert, meistens in Großstädten, in denen die Einsatzfrequenz höher ist. Da auf der Kinderintensivstation der Universitätskinderklinik Tübingen – eine der größten Deutschlands – oft schwer kranke Kinder versorgt werden, sollte diese Expertise nach Ansicht der beteiligten Ärztinnen und Ärzte auch für die Einsätze im Landkreis Tübingen zur Verfügung stehen.
Besondere Bedürfnisse
In den letzten Jahren hat sich in der Kindernotfallmedizin einiges getan. Das zeigt sich auch an der Ausrüstung, die standardmäßig in jedem Rettungswagen vorhanden ist. Bei der Vorbereitung auf das Projekt konnte sie gemeinsam mit dem Rettungsdienst in Tübingen weiter optimiert werden. Matthias Kumpf, Leitender Oberarzt der Kinderintensivstation, weiß, dass Kinder gerne als kleine Erwachsene angesehen werden. Doch diese Annahme ist grundlegend falsch, denn sie brauchen eine besondere Behandlung: Allein das Legen eines Zugangs in den zierlichen Arm eines Kindes kann eine echte Herausforderung darstellen. Außerdem dekompensieren Kinder viel schneller als Erwachsene, das heißt, die lebenswichtigen Organfunktionen können sehr plötzlich zusammenbrechen, wenn die Reserven aufgebraucht sind. Hier sind Spezialisten mit einem Händchen für die Kleinsten gefragt.
Die Stiftung der Tübinger Universitätskinderklinik „Hilfe für kranke Kinder“ macht das Projekt finanziell möglich. Neben der persönlichen Schutzausrüstung für alle Kindernotärztinnen und Kindernotärzte beteiligt sie sich auch an den Kosten für Fort- und Weiterbildungen.
Für Sigrid Kochendörfer, die stellvertretende Vorsitzende der Stiftung, ist das Projekt ein wahrer Segen: „Als siebenfache Oma ist es eine Beruhigung, wenn ich die Kinder bei Notfällen besser versorgt weiß.“ Viele von diesen speziellen Einsätzen gehen bei der Rettungsleitstelle nicht ein. Für Lisa Federle, Präsidentin des DRK-Kreisverbandes, und alle anderen am Projekt Beteiligten ist das aber unerheblich, denn für sie zählt bloß eins: „Wenn wir jedes Jahr nur ein Kind damit retten können, dann hat es sich bereits gelohnt.“