AllMed Newsletter 2020/1 Liebe Lehrpraxen, liebe Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Interessierte an der Allgemeinmedizin,
die COVID-19-Pandemie stellt uns alle vor große Herausforderungen und verlangt uns einiges an Durchhaltevermögen ab. Vielen Dank sagen wir an dieser Stelle allen Lehrärztinnen und Lehrärzten, die sich trotz der schwierigen Situation mit großem Engagement an der Ausbildung unserer Studierenden beteiligen!
Am Institut haben sich pandemiebedingt in den vergangenen Wochen sehr viele Veränderungen ergeben und es wurde enorm viel geleistet: sowohl in der Lehre als auch in der Forschung. Innerhalb kürzester Zeit ist die Digitalisierung in Lehre und Forschung „eingefallen“ mit der Notwendigkeit, viele Inhalte zu digitalisieren und Abläufe umzustellen. Mobiles Arbeiten ist dabei zur Normalität geworden und hat sich als erstaunlich effektiv gezeigt. Auch „Kachelshows“, d.h. Videokonferenzen mit vielen Teilnehmern und Teilnehmerinnen, sind sowohl in der Lehre wie auch im Forschungsbereich zum Alltag geworden.
Wir hoffen, dass wir das Gute aus dieser Zeit bewahren können und das weniger Gute möglichst bald wieder besser in Präsenz leben können. Wir freuen uns auf „echte“ Begegnungen, auch wenn wir uns leider dazu entscheiden mussten, unseren für November geplanten TdA ausfallen zu lassen. Wir wünschen Ihnen noch einen schönen gesunden Sommer!
Herzlichst, Ihre Prof. Dr. med. Stefanie Joos
Terminänderungen TdA und TaTü Unser Tag der Allgemeinmedizin und unserer Tag der Tübinger Lehrpraxen finden 2020 nicht statt! Wir bitten um Ihr Verständnis. DEGAM und WONCA
Teilnahme Forschungspraxennetz Für unser neues Forschungspraxennetz FoPraNet suchen wir Hausarztpraxen mit Interesse an Forschung. Unter Gesamtprojektleitung des Instituts für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung soll in Baden-Württemberg ein überregionales, hausärztliches Forschungsnetz aufgebaut werden. Dies ermöglicht eine effektive Forschung von unmittelbarer praktischer Relevanz für die alltägliche hausärztliche Praxis und leistet damit einen wichtigen Beitrag, die Primärversorgung der PatientInnen weiter zu verbessern. Für weitergehende Fragen steht Ihnen das Studienteam FoPraNet-BW sehr gerne zur Verfügung: Tel. 07071/29-85285
Wir begrüßen unsere neuen MitarbeiterInnen am Institut Unsere Arbeitsbereiche wachsen weiter und wir freuen uns über Verstärkung und neue Expertise:
Herzlich willkommen im Team!
Besuch von Ministerin Bauer am Institut Am 9.6.2020 besuchte die baden-württembergische Forschungsministerin Theresia Bauer unser Institut. In einem abwechslungsreichen Programm stand die hausärztliche Versorgung im ländlichen Raum im Mittelpunkt der Veranstaltung. Es ging dabei weniger um die im Kabinett beschlossene Landarztquote als um inhaltlich sinnvolle, nachhaltige Maßnahmen in Forschung und Lehre zur Stärkung der hausärztlichen Versorgung im ländlichen Raum. Ein besonderer Schwerpunkt lag dabei auf den Möglichkeiten der Digitalisierung. Mehrere Videoschaltungen in Praxen sowie Berichte von Studierenden und ÄrztInnen in Weiterbildung sorgten für Praxisbezug und Perspektivenvielfalt. Immer wieder wurde offensichtlich, dass zur Bewältigung der anstehenden Herausforderungen (Umsetzung Landarztquote und Landarzttrack, Masterplan 2020, Nachwuchsmangel) eine enge Abstimmung mit gemeinsamer Zielrichtung zwischen den involvierten Ministerien (Wissenschafts- und Sozialministerium, Ministerium für ländlichen Raum) sowie den weiteren Akteuren notwendig ist. Insgesamt war es ein interaktiver Nachmittag, bei dem wir hoffentlich sowohl der Ministerin als auch dem Rektor der Universität und dem neu gewählten Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Pichler, wichtige Einblicke in unser Fach und die anstehenden Herausforderungen geben konnten.
Lehre während Corona-Zeit Aufgrund der Corona-Pandemie waren im Bereich Lehre universitätsübergreifend weitreichende Änderungen notwendig. Das „digitale Sommersemester“ ermöglichte durch den Einsatz aller Studierenden, Dozierenden und Mitarbeitenden einen Erhalt sowohl von Austauschmöglichkeiten (per Präsenzwebinar), Vorlesungen (als digitalisierte Filme) und dem Erlernen praktischer Fähigkeiten (durch den Ganzkörperuntersuchungskurs, der als Präsenzlehre unter Auflagen stattfindet). Die Rückmeldungen der Studierenden sind sehr positiv. Wir werden das Semester kritisch analysieren und die förderlichen digitalen Anteile auch nach Corona als Ergänzung in unser Lehrangebot integrieren.
AkuReSt: Akupunktur zeigt positive Effekte bei stressassoziierten Beschwerden In den heutigen westlichen Gesellschaften erlebt ein hoher Prozentsatz der Menschen erhöhten oder chronischen Stress. Akupunktur könnte zur Behandlung von Personen dienen, die unter erhöhtem Stress leiden. Unser Institut hat in Kooperation mit der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik und dem Institut für Immunologie, Heidelberg, untersucht, ob Akupunktur gegen chronischen Stress hilft. Die TeilnehmerInnen wurden nach dem Zufallsprinzip einer von drei Gruppen zugeteilt: Verum-Akupunktur, Scheinakupunktur und einer Warte-Kontrollgruppe. Die Machbarkeit der Studie und die Auswirkungen von Akupunktur auf das Stressniveau wurden am Ende der Behandlung und einer 3-monatigen Nachbeobachtung (u.a mit dem Perceived Stress Questionnaire (PSQ-20)) gemessen.
Insgesamt wurden 70 Personen in die Studie eingeschlossen. Das Stressniveau der Teilnehmer war zu Studienbeginn hoch (mittlerer PSQ-20-Score 75,5). Die Effektstärken nach Abschluss der Behandlung zeigten, dass Verum- und Scheinakupunktur der Warte-Kontrollgruppe bei der Stressreduktion überlegen waren. Bei der Nachbeobachtung waren die Effektstärken zugunsten der Verumgruppe größer als im Vergleich zur Scheinakupunktur. Diese Pilotstudie zeigte die Machbarkeit die Akupunktur-Intervention bei Personen mit erhöhtem Stressniveau. In eine größeren randomisiert-kontrollierten Studie sollte die hier gezeigte Wirksamkeit der Verumakupunktur zur Stressreduktion nachgewiesen werden. Die Hauptergebnisse wurden zur Publikation angenommen.
InCept: Internationales Pilotprojekt mit Patientenperspektive im Fokus Das seit Juni 2019 laufende internationale Projekt InCept (Patients' perceptions of primary healthcare provision with respect to access and continuity: an international comparison of different health systems) untersucht aus Patientensicht, welche Aspekte die Erfahrung mit der medizinischen Versorgung am meisten beeinflussen. Hierbei stehen insbesondere Koordination und Kontinuität (z.B. bei der sektorenübergreifenden Versorgung) und Zugang (z.B. Gatekeeping) im Mittelpunkt. Mittels qualitativer Interviews mit chronisch kranken PatientInnen und HausärztInnen werden länderübergreifend Erfahrungen mit der Versorgung verglichen.
Bisher konnten bereits in allen teilnehmenden Ländern (Schweden, Jersey, Schweiz, Brasilien und Deutschland) lokal Interviews mit Praxisteams und ihren PatientInnen durchgeführt werden. Ebenso wurden, durch Besuche vor Ort, Informationen über die lokalen und nationalen Strukturen der Gesundheitsversorgung aus Sicht der Leistungserbringer erhoben. Bei der Beschreibung der Gesundheitssysteme geht es in erster Linie darum, zu ermitteln, welche Strukturen und Prozesse die Erfahrung der PatientInnen mit der Versorgung stark beeinflussen. Erste Ergebnisse werden auf der diesjährigen WONCA Europe Conference vorgestellt.
Ministerium fördert zwei neue Projekte Im Rahmen der Förderung „Konzeptualisierung und Aufbau von Primärversorgungszentren und Primärversorgungsnetzwerken" freuen wir uns, gemeinsam mit dem Landkreis Tübingen eine Förderung für das Projekt Aufbau eines Primärversorgungsnetzwerkes durch das Angebot eines Case-und Care Managements (CCM) für Arztpraxen im ländlichen Raum erhalten zu haben. Ziel ist es hierbei, die Versorgung durch ein gemeinsames CCM mehrerer Hausarztpraxen an der Landkreisgrenze zu Calw und Freudenstadt für Patienten zu verbessern und Hausärzte zu entlasten.
Promotionen und Publikationen Derzeit betreuen wir knapp 20 Promotionen am Institut. Um eine gute Betreuungsqualität zu gewährleisten, können wir derzeit keine weiteren Promovendi mehr annehmen. Die aktuell laufenden Promotionen finden Sie unter dem folgenden Link: Auch in der ersten Jahreshälfte 2020 konnten wir Ergebnisse unserer Projekte erfolgreich in wissenschaftlichen Fachjournals publizieren. Unsere aktuellen Publikationen finden Sie hier:
Informationen zum AllMed Newsletter: Wir informieren Sie regelmäßig über neue Projekte, Publikationen und das aktuelle Geschehen am Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung Tübingen |