Die derzeitigen technischen Entwicklungen erlauben es, auf einfachere und präzisere Weise als bisher möglich, Gene gezielt zu verändern. Neue Techniken der Genom-Editierung, wie die CRISPR/Cas-Methode, das CRISPR/Cpf1-System, Zinkfingernukleasen, TALEN oder Meganukleasen, gelten als deutlich effizienter, flexibler, zielgenauer, kostengünstiger, zeitsparender, einfacher zugänglich und leichter anwendbar im Vergleich zu früheren Möglichkeiten.
Insbesondere mit dem aus Bakterien stammenden CRISPR/Cas-System ergeben sich zunehmend neue Möglichkeiten in der Grundlagenforschung und der Anwendung am Menschen. Hierzu zählen die somatische Gentherapie zur Behandlung von Krankheiten, aber auch die Keimbahntherapie zur Verhinderung von Erbkrankheiten. Während erstere auf Körperzellen wirkt und damit einmal das Potenzial haben könnte, neue Therapieformen etwa gegen Krebserkrankungen zu ermöglichen, könnte mit einer Veränderung von Keimzellen (Ei- und Samenzellen) oder auch Embryonen die Weitergabe von Erbkrankheiten an Nachkommen verhindert werden. Insbesondere da die Wirkung der Keimbahnintervention auf nachfolgende Generationen vererbt wird, galt diese lange Zeit als zu riskant, wird aber nun auch im Zusammenhang mit den neuen Verfahren der Genom-Editierung erwogen. Neben den denkbaren therapeutischen Anwendungen wird häufig medienwirksam unter dem Stichwort (genetisches) Enhancement auch über Potenziale einer verbessernden Genveränderung spekuliert.
Weitreichende Chancen und Risiken sind bei dieser neuen Technologie eng miteinander verbunden. So stehen insbesondere Heilungspotenziale von schweren Erbkrankheiten gegen Fragen eines sicheren Einsatzes. Darüber hinaus verbinden sich mit der Genom-Editierung aber auch zahlreiche weitere ethischen, juristischen und sozialen Herausforderungen. Hierzu zählen etwa normative Fragen, die sich aus einer möglichen „Genetisierung“ des Menschenbildes ergeben können, den Folgen eines sich wandelnden Verständnis von Gesundheit und Krankheit, aber auch Herausforderungen die aus idealisierten gentechnischen Machbarkeitsvorstellungen resultieren.
Die Forschungsstelle „Ethik der Genom-Editierung“ dokumentiert wissenschaftliche und technische Entwicklungen der Genom-Editierung und ihre öffentliche Diskussion mit dem Ziel, Grundlagen für die ethische Reflexion dieser Entwicklungen zu schaffen und weiterzuentwickeln. Der Fokus liegt dabei auf (zukünftigen) Anwendungen in der Medizin.